Auswirkungen des Klimawandels sind allerorts spürbar

Überwältigendes Interesse für Klimashow

Freitag, 24. November 2023 | 13:35 Uhr

Bozen – Halbzeit bei der Klimashow von Climate Action South Tyrol, OEW-Organisation für Eine solidarische Welt und Klimaclub Südtirol: 450 Menschen haben die drei bisherigen Veranstaltungen mit Fakten und Lösungen zur Klimakrise in Südtirol besucht. Fünf Abende stehen noch bevor, Anmeldung ist notwendig, freie Plätze gibt es nur noch wenige.

Die Auswirkungen des Klimawandels sind allerorts spürbar, Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, die globale Temperatur ist seit 1980 um 1,2 Grad angestiegen, in Südtirol bereits um zwei Grad. Die Erdteile, die bewohnbar bleiben, gehen zurück. Extreme Wetterbedingungen wie Hitzewellen, Trockenperioden, Schneestürme oder Starkregen wirken sich auch auf die Lebensqualität in Südtirol aus. Die Menschen, spüren Verantwortung, sorgen sich und informieren sich. Die achtteilige Veranstaltungsreihe „Heiß. Heißer. Klimashow“ von Climate Action South Tyrol, OEW-Organisation für Eine solidarische Welt und Klimaclub Südtirol kommt gerade recht. Die bisherigen Veranstaltungen in Bozen, Schlanders und Brixen haben 450 Menschen besucht, die noch anstehenden fünf Infoabende sind zum größten Teil ausgebucht. Für die Veranstaltung in Algund kann man sich noch anmelden unter climateaction.bz/klimashow2023.

In Südtirol gibt es eine Reihe zivilgesellschaftlicher Initiativen, welche die Sorge um die sich abzeichnende Klimakatastrophe verbindet. Climate Action South Tyrol ist ein Bündnis von Aktivisten und mehr als 60 Gruppen, Verbänden und Vereinen, die sich für Klimaschutz, Klimaresilienz und eine gerechte Gesellschaft einsetzen. Zum Verein Klimaclub Südtirol haben sich Experten aus dem Umwelt-, Energie- und Rechtsbereich zusammengeschlossen. Sie setzen sich für die Erreichung der Klimaziele ein, die 192 Vertragsparteien 2015 bei der Weltklimakonferenz im Pariser Klimaabkommen beschlossen haben. Die OEW-Organisation für Eine solidarische Welt ist seit 1990 mit vielfältigen Projekten für Schulen im Bildungssektor tätig und schafft mit öffentlichen Kampagnen und Veranstaltungen ein Bewusstsein für globale Zusammenhänge.

Die Veranstaltung „Heiß. Heißer. Klimashow“ will informieren, Bewusstsein schaffen und zum Handeln anregen. Der weltweit renommierte Glaziologe Georg Kaser sagt in einer Videoeinspielung der Klimashow: „Die Transformation wird sowieso kommen. Die Frage ist nur, ob ,by design‘ oder ,by disaster‘, ob wir den Wandel aktiv mitgestalten oder ob es uns um die Ohren fliegt.“ Das Ziel ist eindeutig, beschreiben die Moderatorinnen und Moderatoren der Veranstaltungsabende und die flankierenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: Die Erderwärmung darf die Zwei-Grad-Marke nicht überschreiten, die Folgen wären katastrophal. Die Macherinnen und Macher der Klimashow unterstreichen, dass die Lösungen nicht mehr erfunden werden müssen, es gibt sie bereits, sie müssen nur noch umgesetzt werden.

Um Emissionen zu reduzieren, muss der Individualverkehr in den kommenden Jahren um 30 bis 40 Prozent reduziert werden. Es gibt in Südtirol noch 80.000 fossile Heizanlagen, die ausgetauscht werden müssen. Es braucht mehr Photovoltaikanlagen, um die Produktion von den derzeitigen 300 Megawatt auf 1.800 Megawatt zu steigern. Mehr pflanzliche und weniger tierische Lebensmittel tragen zum Klimaschutz bei. Regional und saisonal sollte bei Gemüse und Obst die erste Wahl sein, frische und gering verarbeitete Lebensmittel statt Tiefkühlware sollten auf die Teller kommen, das Wegwerfen von Lebensmitteln muss vermieden und auf umweltverträgliche Verpackungen geachtet werden. Wenn sich die globale mittlere Temperatur über 1,5 Grad aufheizt, wird es immer wahrscheinlicher, dass bedeutende Kipppunkte ausgelöst werden, die wir nicht mehr unter Kontrolle haben werden. Solche Kipppunkte zeigen sich unter anderem im Verlust des arktischen Meereises und des Permafrostes. Die Trockenheit wird zunehmen, die Temperaturen werden sich ändern, der Meeresspiegel wird ansteigen und die Lebensräume für Menschen werden weniger werden. Der Frieden gerät überall in Gefahr.

Die Extremwetterereignisse des vergangenen Sommers und Herbstes haben auch in Südtirol gezeigt, dass die durch den Klimawandel erzwungene Transformation viel schneller erforderlich ist als bislang angenommen. Darauf verweisen auch die aktuellen Ergebnisse des Weltklimarats und der Weltorganisation für Meteorologie. Bis 2050 muss die Welt klimaneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es viel zu tun. Aber viele Wege gehen momentan in die falsche Richtung. Die Klimashow zeigt Lösungsansätze in fünf Bereichen auf: Bauen, Mobilität, Biodiversität, Ernährung und Energie. Dabei kommen jeweils Fachleute zu Wort: zum Thema Energie Johann Czaloun, Ingenieur für Seilbahnen und Photovoltaikanlagen; zum Thema Bauen Norbert Lantschner, Ideator Klimahaus; zum Thema Mobilität der Landschaftsarchitekt Philipp Rier; zum Thema Biodiversität Helga Salchegger, die Leiterin des Bereichs Gartenbau im Versuchszentrum Laimburg, zum Thema Ernährung die Ernährungsexpertin der Südtiroler Verbraucherzentrale Silke Raffeiner.

Im vergangenen Jahr 2022 gab es allein in Südtirol 1.328 Feuerwehreinsätze aufgrund von herausfordernden Wetterereignissen. Im Vergleich zu 1980 gibt es 32 Frosttage weniger. Die Politik ist gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit all die Maßnahmen, die zum Schutz des Klimas umgesetzt werden müssen. Ein sozial gerechter Klimaschutz ist Grundvoraussetzung für den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.

Die nächsten Veranstaltungen finden heute, 24.11. in Seis, am Dienstag, 28.11. in Algund, am Mittwoch, 29.11. in Kaltern und Sterzing und am Donnerstag, 30.11. in Bruneck statt. Der Eintritt ist frei. Wer zur “Klimashow” kommen möchte, ist gebeten, sich anzumelden. Es gibt nur mehr in Algund freie Plätze. Vereine, Organisationen, Gemeinden, Bildungsausschüsse und Betriebe können die Klimashow ab sofort für das kommende Jahr 2024 buchen. Interessierte können sich unter info@climateaction.bz melden.

Eine Vielzahl von Organisationen unterstützt die Initiative landesweit. Viel freiwilliges Engagement steckt in der Veranstaltung. Das Amt für Weiterbildung trägt die Klimashow finanziell. Als Sponsoren sind Ötzi-Strom, der Südtiroler Energieverband SEV und die Stiftung Südtiroler Sparkasse dabei.

Von: mk

Bezirk: Bozen