Von: mk
Gluschkow/Zvannoe – Die ukrainische Luftwaffe hat auf der Plattform X ein Video veröffentlicht, dass zeigen soll, wie eine strategisch bedeutende Brücke in der russischen Region Kursk zerstört wird. Die Brücke in Gluschkow sei die einzig asphaltierte Verbindung auf die südliche Seite der Sejm gewesen, schreiben Kriegsbeobachter auf X, vormals Twitter.
Damit wäre die Rückeroberung der von der Ukraine gehaltenen Gebiete deutlich erschwert.
The first images of the destroyed bridge over the Seym River, Kursk region have appeared.
There is information that the bridge was destroyed by the AFU within the operation in Kursk region.
"The Ukrainians struck the bridge again. After that, one of the spans collapsed. Part of… pic.twitter.com/PCZ0GGH7xq
— Anton Gerashchenko (@Gerashchenko_en) August 16, 2024
Der urkainische Luftwaffenkommandeur Mykola Oleschtschuk veröffentlichte in einem Telegramkanal der Streitkräfte ein Video, das die Bombardierung einer Brücke zeigt. Experten halten das Video nach Auswertung der Geodaten für echt. Das Bauwerk am Fluss Sejm im Kreis Gluschkowo lag in Trümmern.
Damit ist eine wichtige Versorgungsroute für die russischen Truppen zerstört. Russland hatte zuvor ebenfalls gemeldet, die schon seit Tagen von ukrainischen Streitkräften beschossene Brücke sei zerstört. Russischen Medien zufolge sind dadurch mehr als 30 Ortschaften in der Grenzregion zur Ukraine vom übrigen Gebiet abgeschnitten.
Die Luftwaffe nehme aktiv an den Kampfhandlungen der ukrainischen Streitkräfte in der Region Kursk teil, bestätigte Oleschtschuk. “Ukrainische Piloten führen Präzisionsschläge aus gegen die feindlichen Hochburgen, gegen Ansammlungen von Technik und gegen Logistikzentren und Nachschubrouten des Feindes”, sagte der Kommandeur.
Der Kursker Gouverneur Alexej Smirnow hatte am Freitagabend die Zerstörung der Brücke gemeldet. Nach Angaben russischer Militärblogger des Telegram-Kanals “Rybar” wurde die Brücke zunächst mit dem Mehrfachraketenwerfer vom US-Typ Himars beschossen und dann durch den Schlag mit einer Gleitbombe zerstört. Es seien schon bei vorherigem Beschuss mit einer “Totschka-U”-Rakete zwei Freiwillige in einem Auto getötet worden, die Menschen hätten in Sicherheit bringen sollen, hieß es.
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, kritisierte, dass die Ukraine westliche Waffen benutze, um zivile Infrastruktur im Kursker Gebiet zu zerstören. Die Verantwortlichen für das “unmenschliche Vorgehen” würden bestraft.
Im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine sind dort unzählige Brücken, Energieinfrastruktur und Tausende zivile Objekte zerstört worden. Die Schäden und die Zahl der Opfer auf russischer Seite stehen weiter in keinem Verhältnis zu den massiven Zerstörungen und Tausenden Toten und Verletzten in der Ukraine.
Die Ukraine hat bei ihrem Vorstoß in Kursk Berichten zufolge außerdem eine zweite strategisch wichtige Brücke zerstört.
Wie es von der russischen Nachrichtenagentur TASS heißt, handelt es sich bei der zweiten Brücke über den Fluss Sejm um jene in der Ortschaft Zvannoe. Kriegsbeobachter vermuten auf der Plattform X, dass das US-amerikanische Raketenwerfersystem HIMARS zum Einsatz kam. Die ukrainische Luftwaffe veröffentlichte ein Video der Brückenzerstörung, das den Einsatz einer Gleitbombe nahelegt, berichtet n-tv.
Sogenannte OSINT-Kanäle, die auf X Fotos und Videos auswerten, meinen dazu, dass das Gebiet nach Zerstörung der Brücke in der Ortschaft Gluschkow für schweres Gerät wie Panzer nahezu unerreichbar sei. Die russischen Streitkräfte müssten auf “verschlungene und unbefestigte Straßen” ausweichen, falls sie den Fluss überqueren.
Ukrainian Air Forces showed footage of destroying the bridge in Kursk region.
Reportedly, this is the bridge over Seym. https://t.co/c5tSfYnyIb pic.twitter.com/Yd2Lh4qppi
— Anton Gerashchenko (@Gerashchenko_en) August 16, 2024
Hochrangige estnische Militärs haben unterdessen Zweifel daran geäußert, dass das russische Militär in der Lage ist, die Region Kursk zurückzuerobern. Wie Oberstleutnant Mattias Puusepp laut dem Estnischen Rundfunk erklärte, gebe es noch keine Anzeichen dafür, dass die russischen Streitkräfte über ausreichend Kräfte verfügten, um eine Gegenoffensive durchzuführen.
Puusepp, der stellvertretender Stabschef der estnischen Armee ist, meinte zudem, es würden derzeit “Wehrpflichtige in ganz Russland zusammengekratzt, um die Offensive in Kursk zu stoppen”.
Der estnische Generalstabschef Oberst Eero Rebo meinte dazu, dass die “bunt zusammengewürfelte Truppe” der Russen schwierig zu führen sei. Das werde man in den nächsten Tagen beobachten.
Russland führt seit zweieinhalb Jahren einen gandenlosen Angriffskrieg auf die Ukraine und hat größere Gebiete im Osten des Nachbarlandes erobert. Um weitere Eroberungen zu verhindern, hat das ukrainische Militär eine Gegenoffensive in die westrussische Region Kursk hinein gestartet. Damit will Kiew unter anderem die Verhandlungsposition bei eventuellen Gesprächen mit Moskau verbessern.
Bei der Offensive in Kursk geht es nach Worten es ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auch um eine nachhaltige Schwächung der feindlichen Armee. Die Verluste Russlands seien “sehr nützlich” für die Verteidigung der Ukraine, sagte er in seiner abendlichen Videoansprache. “Es geht um die Zerstörung der Logistik der russischen Armee und um den Verbrauch ihrer Reserven”, erklärte Selenskyj. “Wir müssen allen russischen Stellungen maximalen Schaden zufügen, und das tun wir auch.”
Vorstoß in Belgorod scheitert vorerst
Einem Bericht der “Washington Post” soll ein weiteren Vorstoß der Ukraine auf russisches Gebiet allerdings vorerst gescheitert sein. In der benachbarten Region Belgorod seien die russischen Einheiten nach den Ereignissen in Kursk in Bereitschaft gewesen, sodass sich der ukrainische Angriff bereits im Grenzgebiet festgefahren habe.
Ukrainische Soldaten, die an dem Vorstoß beteiligt waren, erklärten, dass russische Artillerieeinheiten, Drohnen und Flugzeuge fast sofort nach Grenzübertritt damit begannen, die ukrainischen Truppen anzugreifen. Das Gebiet sei außerdem stark vermint. Unter schwerem Beschuss sollen sich die ukrainischen Einheiten wieder zurückgezogen haben.
Kriegsverbrechen: Russland tötet erneut Zivilisten
Unterdessen wird die Liste russischer Kriegsverbrechen erneut länger. Bei Angriffen in der Ukraine sollen mindestens drei Zivilisten getötet und mindestens zehn verletzt worden sein, wie der “Kyiv Independent” berichtet. Demnach wurde unter anderem die nordöstliche Stadt Sumy von russischen KAB-Bomben und Iskander-Raketen getroffen.
In der Nacht auf Samstag hat die ukrainische Luftabwehr nach eigenen Angaben außerdem 14 russische Drohnen abgewehrt. Diese seien über sechs Regionen im Süden und Zentrum der Ukraine abgeschossen worden, teilte die Luftwaffe mit. Dabei soll es sich um aus dem Iran stammende Shahed-Drohnen gehandelt haben.
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