Von: APA/dpa/Reuters
Drei Tage vor der Moskauer Siegesparade zum Weltkriegsende vor 80 Jahren haben ukrainische Drohnen über Stunden den Flugverkehr der russischen Hauptstadt gestört. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, nachmittags seien 13 ukrainische Drohnen abgefangen worden, davon zwei im Moskauer Umland und elf weitere in Nachbargebieten.
Flugzeuge nach St. Petersburg umgeleitet
Die Flughäfen Wnukowo und Domodedowo am südlichen Rand der Metropole mussten den Betrieb einstellen, wie die russische Luftverkehrsbehörde Rosawiazija mitteilte. Ankommende Maschinen wurden auf andere Flughäfen umgeleitet. Zum Beispiel musste ein Airbus A380 der Golf-Airline Emirates in St. Petersburg landen, wie der Flugzeugtracker Flightradar24 anzeigte.
Schon am Dienstagmorgen hatten angreifende ukrainische Kampfdrohnen den Luftverkehr um Moskau lahmgelegt.
Streit über Waffenruhe zu Siegesgedenken
Am Freitag will Russland mit einer Militärparade vor ausländischen Gästen in Moskau an den sowjetischen Sieg über Nazi-Deutschland im Jahr 1945 erinnern. Kremlchef Wladimir Putin hat deshalb eine dreitägige Feuerpause von Donnerstag bis Freitag in seinem Krieg gegen die Ukraine ausgerufen. Die Ukraine sieht dies nicht als ernst gemeinten Einstieg in ein Ende der Kämpfe. Sie fordert – wie auch die USA – eine mindestens 30-tägige Waffenruhe.
Toter bei Angriff auf Odessa
Russland und die Ukraine haben sich in der Nacht erneut gegenseitig mit Angriffen aus der Luft überzogen. Im Gebiet Odessa im Süden der Ukraine wurde nach Angaben der regionalen Staatsanwaltschaft ein Mann getötet und ein weiterer verletzt. Russland habe zivile Infrastruktur angegriffen. Bei einem massiven Drohnenangriff auf die Stadt Charkiw wurden nach Angaben des Bürgermeisters Ihor Terechow zwei Menschen verletzt. Ein Wohnhaus stehe in Flammen.
Der Kiewer Generalstab teilte am Dienstag in der Früh bei Facebook mit, dass es im Laufe des vergangenen Tages 200 Gefechte gegeben habe. Vor allem der Bereich um die Kleinstadt Pokrowsk im Gebiet Donezk war demnach stark umkämpft. Dort hätten die Verteidiger 78 Angriffe der russischen Armee abgewehrt, schrieb der Generalstab.
Von Seiten des ukrainischen Militärs hieß es später, dass es den Frontabschnitt rund um Pokrowsk stabilisiert habe. “Es ist uns gelungen, die Lage in diesem Einsatzgebiet zu stabilisieren”, schrieb Armeechef Olexandr Syrsky auf Telegram. An einigen Orten habe die Ukraine die Initiative wiedererlangt.
Russland hatte den Ort seit Monaten angegriffen. Pokrowsk ist ein Logistikzentrum in der ostukrainischen Region Donezk. Es ist auf drei Seiten von russischen Streitkräften umgeben, wird aber trotz monatelanger intensiver russischer Angriffe immer noch von der Ukraine gehalten. Sollte Russland Pokrowsk einnehmen oder einkreisen, würde es seinem Ziel näher kommen, den restlichen Teil der Region Donezk einzunehmen, der nicht von Moskau kontrolliert wird.
Gefangenenaustausch
Die Ukraine und Russland haben unterdessen erneut Hunderte Kriegsgefangene ausgetauscht. Jeweils 205 Menschen seien freigelassen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Dienstag mit. Der Austausch sei unter Vermittlung der Vereinigten Arabischen Emirate an der belarussisch-ukrainischen Grenze erfolgt. Eine ukrainische Bestätigung für den Vorgang stand noch aus.
Die Ukraine wehrt sich seit mehr als drei Jahren gegen eine russische Invasion. Zuletzt hatten die beiden Kriegsparteien im April Gefangene ausgetauscht.
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