Von: mk
Bozen – „Es ist wohl kein Zufall, dass sowohl im Nachhaltigkeitsbericht zur Südtiroler Landwirtschaft als auch im politischen Strategiepapier zur Landwirtschaft 2030 nahezu zeitgleich das Thema Gentechnik lanciert wird. Gerade am Tag der Umwelt sollten wir uns fragen, ob wir im ‚begehrtesten‘ Lebensraum wirklich die rote Linie überschreiten und zukünftig in der Landwirtschaft auch auf Gentechnik setzen wollen“, erklärt der Dachverband für Natur- und Umweltschutz in einer Aussendung.
Man muss die beiden Dokumente schon genau lesen, um auf das Thema aufmerksam zu werden. Trotzdem sind die Umweltschützer überzeugt: Es kann beim besten Willen kein Zufall sein, dass gleich in zwei Publikationen zur Südtiroler Landwirtschaft, die innerhalb von zwei Wochen veröffentlicht wurden, das Thema Gentechnik aufgegriffen wird. Im Nachhaltigkeitsbericht der EURAC wird dem Thema eine ganze Seite (S. 59) gewidmet und dabei in erster Linie auf die vermeintlichen Vorteile der neuen Möglichkeiten verwiesen. Im Strategiepapier des Landwirtschaftslandesrates LandWIRtschaft 2030 findet es sich hingegen ein wenig dezenter verpackt in den „Begleitmaßnahmen“.
„Offensichtlich soll vor allem für den Bereich des Obstbaus und der Entwicklung von neuen Sorten nun auch die Gentechnik eingesetzt werden. Das ist ein völliger Paradigmenwechsel in der Südtiroler Politik. Waren und sind wir bislang in der Milchwirtschaft stolz darauf, dass die Südtiroler Kuh auch gesetzlich geregelt ausschließlich gentechnikfreies Futter zu fressen bekommt, scheint dies nun plötzlich im Obstbau anders zu sein. Dort will man Gentechnik direkt für die Veränderung von Lebensmitteln für den menschlichen Verzehr einsetzen. Damit wird gleich in mehrfacher Hinsicht eine rote Linie überschritten: Wo bleibt der Qualitätsanspruch der Südtiroler Landwirtschaft, natürliche, gesunde, qualitativ hochwertige Lebensmittel produzieren zu wollen? Wenn man plötzlich selbst auf Gentechnik setzt, wie will man sich dann noch gegenüber dem Weltmarkt mit seinen viel zu billigen Produkten behaupten? Wie kann der Anbau von gentechnisch veränderten Lebensmitteln mit dem begehrtesten Lebensraum, als den wir Südtirol nur zu gerne bezeichnen, im Einklang stehen“, so der Dachverband.
Das Thema Gentechnik dürfe nicht an der Südtiroler Bevölkerung vorbei durch die Hintertür zur Realität erklärt werden. Die Auswirkungen seien viel zu weitreichend und noch nicht zur Gänze abschätzbar. „Wir sind uns sehr sicher, dass eine übergroße Mehrheit der Südtirolerinnen und Südtiroler den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft und damit in der Südtiroler Umwelt dezidiert ablehnt“, erklärt der Dachverband.