Orban wirft dem IStGH Parteilichkeit vor

Ungarisches Parlament beschloss Austritt aus IStGH

Dienstag, 20. Mai 2025 | 12:22 Uhr

Von: apa

Ungarns Parlament hat am Dienstag offiziell den Austritt aus dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH/ICC) beschlossen. Die Maßnahme war von Budapest bereits Anfang April angekündigt worden. Die Ankündigung war am gleichen Tag, an dem Israels Premier Benjamin Netanyahu zu einem Besuch in Ungarn eintraf, erfolgt. Der IStGH hatte gegen ihn wegen des Vorgehens im Gaza-Krieg einen Haftbefehl verhängt, den Ungarn jedoch nicht vollstreckte.

Ungarn ist erster europäischer Staat, der IStGH verlässt

Außenminister Péter Szijjártó warf am Dienstag in einem Facebook-Video dem Gericht vor, “unseriös und politisch motiviert” vorzugehen. Den Haftbefehl gegen Netanyahu bezeichnete er als “politisch inakzeptabel”. Ungarn ist der erste EU-Staat, der aus dem Römischen Statut austritt. Die Europäische Union hat sich in der Vergangenheit auch mit formellen Kooperationsvereinbarungen zu einer engen Zusammenarbeit mit dem im niederländischen Den Haag ansässigen Gericht bekannt.

Der IStGH verfolgt Verdächtige wegen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Völkermord und Aggressionskrieg. Dazu gehören gerade auch politisch und militärisch Verantwortliche. Auch Staats- und Regierungschefs können sich nicht auf eine Immunität berufen. Der IStGH ist kein Gericht der Vereinten Nationen.

Ungarn hatte das Römische Statut von 1998, auf dessen Grundlage der IStGH errichtet worden war, per Parlamentsbeschluss vom 6. November 2001 ratifiziert und dies am 30. November 2001 beim Generalsekretär der Vereinten Nationen hinterlegt. Die Ratifizierung geschah unter der ersten Regierung des auch derzeit regierenden Viktor Orbán (1998-2002). Der Text des Römischen Statuts selbst sollte in Folge als Gesetz im ungarischen Amtsblatt verlautbart werden, was jedoch nie geschah. Der IStGH führte allerdings Ungarn aufgrund der Ratifizierung offiziell als Vertragsstaat. Ungarn ist das erste europäische Land überhaupt, das das Weltstrafgericht verlässt. Bisher sind nur die Philippinen und das afrikanische Burundi aus dem IStGH ausgetreten.

Orbán unterstützt Netanyahu im Gaza-Krieg

Regierungschef Orbán unterstützt vorbehaltlos die Vorgangsweise der Regierung Netanyahus im Gaza-Krieg. Als Mitglied der Europäischen Union hat Ungarn immer wieder Resolutionen der EU blockiert, die sich für Waffenruhen und mehr Rücksichtnahme auf die palästinensische Zivilbevölkerung im Gazastreifen aussprachen. Zuletzt hatte Israel beim IStGH die Aufhebung der Haftbefehle gegen Netanyahu und den früheren Verteidigungsminister Yoav Gallant beantragt.

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