Lokalaugenschein hinter Gittern

Unzumutbare Zustände im Bozner Gefängnis

Samstag, 17. Juni 2017 | 12:22 Uhr

Bozen – Von den Zuständen im Bozner Gefängnis wollten sich am Freitag Senator Francesco Palermo, der grüne Landtagsabgeordnete Riccardo Dello Sbarba und Rechtsanwalt Fabio Valcanover ein Bild machen. Alle drei zeigten sich entrüstet.

„Die Häftlinge schlafen und wohnen beinahe aufeinander“, betonte Dello Sbarba laut einem Bericht des Tagblatts Dolomiten. Gesetzlich stehe den Insassen mehr Platz zu, und zwar drei Quadratmeter pro Häftling. Auch Palermo kritisierte laut „Dolomiten“, „dass 108 Personen einfach zu viele Menschen für dieses Gebäude sind, es ist sogar mehr als gesetzlich überhaupt erlaubt ist“.

Das neue Gefängnis werde laut Palermo zwar das strukturelle Problem lösen. Dennoch müssten weitere Probleme überwunden werden: „Einerseits sitzen viele Drogensüchtige ein – 76 Häftlinge sind abhängig. Andererseits ist auch das Problem der illegalen Migranten zu lösen, auch diese Gruppe macht einen beträchtlichen Anteil der Insassen aus.“ Ansonsten werde das Gefängnis früher oder später zu einem Heim für illegale Flüchtlinge.

Südtirol müsse mehr Verantwortung übernehmen, betonte Palermo auch in Zusammenhang mit dem Personal. „In der Sechserkommission arbeiten wir zurzeit an einer Durchführungsbestimmung, mit der das Stellenproblem im Gefängnis gelöst werden soll“, betont der Senator laut „Dolomiten“. Südtirol sollte künftig das Zivilpersonal – wie Sozialarbeiter und Buchhalter – selbst bezahlen. Bisher werden die Personalkosten gänzlich vom Staat getragen.

Auch die Integration in die Gesellschaft nach dem Gefängnisaufenthalt spiele eine wichtige Rolle. Palermo und Valcanover waren sich einig, dass mit den derzeitigen Zuständen die Rückkehr in ein normales Leben erschwert werde.

Von: mk

Bezirk: Bozen