Sommertreffen der Südtiroler in der Welt in Algund

Was ist Heimat und wo ist sie?

Samstag, 21. Juli 2018 | 20:49 Uhr

Algund – In diesem Jahr fand das alljährliche Sommertreffen der „Südtiroler in der Welt“ in Algund statt. Der Vorsitzende der Südtiroler in der Welt, Erich Achmüller, konnte am Samstag, den 21. Juli 2018 über 250 Südtiroler aus dem Ausland bei der Veranstaltung am Kirchplatz in Algund begrüßen.

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Das Sommertreffen hat nun eine über 30-jährige lange Tradition und bot wie immer den besten Anlass für Gespräche und Begegnungen unter ausgewanderten Südtirolern/innen aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein. Die KVW Ortsgruppe Algund mit der Ortsvorsitzenden Monika Illmer hat in Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle der Südtiroler in der Welt das heurige Sommertreffen organisiert.

Vor und im Thalguterhaus gab es zu Beginn einen Aperitif mit musikalischer Einstimmung mit dem Mühlbacher Quartett, bevor sich die Festgäste gemeinsam zum feierlichen Gottesdienst in der Algunder Pfarrkirche mit Josef Stricker, dem geistlichen Assistenten im KVW, versammelten. Die Messe wurde vom Algunder Männerchor musikalisch gestaltet.

In seiner Predigt ging Pfarrer Stricker auf die Flüchtlingsströme und den Begriff der Heimat näher ein. Stricker zitierte Hans Magnus Enzensberger, der in seinem Essay „Die große Wanderung“ über die großen Wanderbewegungen der Menschheit schreibt: „Schon immer waren Menschen, freiwillig oder unfreiwillig auf der Wanderung. Die Wanderung ist ein konstantes Element in der Menschheitsgeschichte“. Josef Stricker wandte sich an die Südtiroler Heimatfernen, die in den 50er und 60er Jahren aus Arbeitsgründen ausgewandert sind. In den Sommertreffen werden Kontakte gepflegt, es wird gefeiert und der Dank ausgedrückt einigermaßen unbeschwert durch die Wirrnisse des Lebens gekommen zu sein.

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Was ist nun Heimat? Dazu brachte Pfarrer Stricker einige Überlegungen ein. Heimat ist ein vielfältiger und pluralistischer Begriff, hier in Südtirol und weltweit. Für viele ist Heimat der Ort, wo man aufgewachsen ist und Wurzeln geschlagen hat. Für viele Menschen ist Heimat ganz wesentlich die Herkunft. Für andere ist Heimat überall dort, wo es einem gut geht, wo man daheim ist. Dieser Ort kann überall sein, dies ist nicht nur der Geburtsort. Für Jesus ist Heimat kein Ort, schon gar nicht in der Vergangenheit. Er ermunterte seine Jünger Heimat in der Zukunft zu suchen. Für Jesus –er bezeichnete sich selbst als heimatlos- gehörte zum Begriff Heimat ganz wesentlich das Gefühl heimatlos zu sein. „Heimatlos sind in einer gewissen Weise wir alle“, so Stricker und zitierte Luise Rinser aus ihrem Buch „Wir Heimatlosen“: „Wir haben eine Sehnsucht nach dem letzten Etwas“.  Offensichtlich gibt es etwas im Menschen, das über das Irdische hinauswächst. Wir tragen eine Sehnsucht in uns nach Geborgenheit, nach Angenommen sein, nach Frieden. Wo man sich zuhause und angenommen fühlt, da ist Heimat. Derzeit sind 68 Millionen Menschen auf der Flucht. Sie erleben auf ihre Weise den Verlust von Heimat und sind auf der Suche nach einer neuen Heimat. Heimat ist ein Begriff, der uns dankbar machen sollte und der uns erinnert, dass wir einmal an unser Ziel ankommen möchten.

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Der Vorsitzende der „Südtiroler in der Welt”, Erich Achmüller hieß die Landsleute aus nah und fern willkommen und konnte unter den den Ehrengästen Landesrätin Martha Stocker, Landesrätin Waltraud Deeg, Bürgermeister Ulrich Gamper, Helga Mutschlechner, Stellvertreterin des Landesvorsitzenden des KVW, den KVW Geschäftsführer Werner Atz, zahlreiche Vertreter der KVW Ortsgruppen und die Vorstandsmitglieder der Südtiroler in der Welt begrüßen.
Martha Stocker wünschte in ihren Grußworten den Heimatfernen, dass sie ihre Verbundenheit mit der Heimat spüren können. „Wir haben das Glück seit über 70 Jahren im Frieden leben zu dürfen, wir dürfen Heimat in Europa erleben“, so Stocker und dankte den Gästen, dass sie Botschafter dieses Landes seien. Anschließend stellte Bürgermeister Ulrich Gamper den Gästen Algund vor.

Nach dem Mittagessen gab es ein breites Nachmittagsprogramm zur Auswahl: man konnte zwischen einer Besichtigung der Sennerei Algund, der Pfarrkirche, der Kellerei Meran Burggräfler, einer Dorfführung, einer Filmvorführung und einer Wanderung auf dem Algunder Waalweg wählen.

Von: ka

Bezirk: Burggrafenamt