Die Zerstörung nach dem israelischem Luftschlag im Süden von Beirut

Weiterer Hisbollah-Top-Kommandant von Israel getötet

Samstag, 21. September 2024 | 08:13 Uhr

Von: APA/Reuters/dpa

Israels Armee hat der libanesischen Hisbollah-Miliz am Freitag mit einem tödlichen Angriff auf ihre Führungsriege einen weiteren schweren Schlag versetzt. Nachdem die vom Iran unterstützte Hisbollah zunächst den Tod von Ibrahim Aqil bestätigt hatte, wurde am Samstag auch der Tod des hochrangigen Befehlshabers Ahmed Wahbi von der pro-iranischen Schiitenmiliz mitgeteilt. Auch er sei bei dem israelischen Luftschlag in Beirut am Vortag ums Leben gekommen, so die Hisbollah.

Der Hisbollah-Militärkommandant Ibrahim Aqil sei Drahtzieher eines Plans gewesen, einen ähnlich verheerenden Überfall auf Israel wie die Terrorattacke der militanten Palästinenser-Organisation Hamas am 7. Oktober vergangenen Jahres durchzuführen, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari. Die Hisbollah sprach in Bezug auf Aqil vom Märtyrertod eines ihrer “großen Anführer”. Auch rund zehn Kommandanten der Hisbollah-Elitetruppe Radwan wurden laut der israelischen Armee am Freitag in Beirut getötet.

Nach libanesischen Angaben kamen bei dem Angriff in einem dicht besiedelten Vorort der Hauptstadt mindestens 14 Menschen ums Leben. Mindestens 66 weitere wurden demnach verletzt. Medienberichten zufolge war Aqil der Nachfolger des am 30. August ebenfalls von Israel getöteten Militärkommandanten Fuad Shukr. Aqil sei de facto der Befehlshaber der Elitetruppe Radwan gewesen, sagte Hagari. In dieser Funktion sei er unter anderem für die Panzerabwehr-, Sprengstoff- und Luftabwehroperationen verantwortlich gewesen. Der Mann habe zahlreiche Terroranschläge organisiert und auch Versuche, nach Israel einzudringen.

“Aqil hatte große Mengen Blut an seinen Händen” und sei für den “Tod vieler unschuldiger Zivilisten verantwortlich”, sagte Hagari. Die USA als Israels Verbündeter hatten auf Aqil ein Kopfgeld in Höhe von sieben Millionen Dollar (rund 6,27 Millionen Euro) ausgesetzt. Aqil sei auch Drahtzieher eines Plans der Hisbollah-Miliz für einen Angriff auf Nordisrael gewesen, sagte Hagari. Dieser “Plan zur Eroberung von Galiläa” sah demnach vor, “Israel zu infiltrieren, die Kontrolle über die Gemeinden in Galiläa zu übernehmen und israelische Zivilisten zu töten und zu entführen, ähnlich wie es die Hamas am 7. Oktober tat”, so Hagari.

Bei jenem Angriff am 7. Oktober 2023 hatten Terroristen der mit der Hisbollah verbündeten Hamas und anderer extremistischer Gruppen mehr als 1.200 Menschen in Israel getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Dies war der Auslöser des Gaza-Krieges. Seither kommt es fast täglich zu gegenseitigem Beschuss zwischen Israel und der Hisbollah. Die Miliz will ihre Angriffe erst bei einer Waffenruhe im Gazastreifen einstellen. Der libanesische Außenminister Abdullah Bou Habib sieht die Gefahr eines großen Krieges.

“Entweder zwingt dieser Rat Israel, seine Aggression einzustellen”, sagte Bou Habib vor dem UNO-Sicherheitsrat in New York, “oder wir werden stumme Zeugen der großen Explosion sein, die sich heute am Horizont abzeichnet.” Bevor es zu spät sei, “müssen Sie verstehen, dass diese Explosion weder den Osten noch den Westen verschonen und uns ins dunkle Zeitalter zurückwerfen wird”. Wegen der Lage verschob Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu seine für Dienstag geplante Reise zur UNO-Generaldebatte in New York um einen Tag.

“Wir haben nicht die Absicht, mit der Hisbollah im Libanon in einen Krieg einzutreten, aber so wie bisher können wir nicht weitermachen”, sagte der israelische UNO-Botschafter Danny Danon vor einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates. Israel versucht seit Wochen, die proiranische Miliz zu schwächen. Dazu gehören gezielte Angriffe auf das Führungspersonal, Infrastruktur, Raketenwerfer und Lagerhäuser. Mit diplomatischem und zunehmendem militärischem Druck möchte Israel erreichen, dass die Hisbollah sich aus dem Grenzgebiet zurückzieht, so wie es eine UN-Resolution vorschreibt. Sobald die grenznahe Region wieder sicher ist, sollen 60.000 geflüchtete Israelis in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren.

Matthew Levitt von der Denkfabrik Washington Institute sagte dem “Wall Street Journal”, Israel wolle die Fähigkeit der Hisbollah zur Kriegsführung neutralisieren, indem es wichtige Mitarbeiter, Telekommunikationsnetze und Waffensysteme angreift. Er sagte weitere derartige Angriffe voraus, möglicherweise auch gegen Langstreckenraketen, die größere Sprengköpfe und präzisionsgelenkte Munition tragen. “Das ist mehr als nur eine Botschaft”, sagte er der US-Zeitung. “Sie soll der Hisbollah den Teppich unter ihren militärischen Fähigkeiten wegziehen und dafür sorgen, dass sie nicht mehr die Bedrohung darstellt, die sie in den vergangenen elf Monaten ganz konkret und schon viel länger angedroht hat”, hieß es.

Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant kündigte nach dem Angriff auf die Hisbollah-Mitglieder in Beirut an, Israel werde sich weiter gegen seine Feinde verteidigen. “Die Reihe von Einsätzen in der neuen Phase des Krieges wird fortgesetzt, bis wir unser Ziel erreicht haben: die sichere Rückkehr der nördlichen Gemeinden Israels in ihre Häuser”, sagte er laut seines Büros. Netanyahu sagte: “Unsere Ziele sind klar und unsere Taten sprechen für sich.”

Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah hatte in einer landesweit übertragenen Rede am Donnerstag angekündigt, den Beschuss Nordisraels fortzusetzen. Israel könne erst dann wieder Menschen in Sicherheit in den Norden zurückkehren lassen, wenn der Krieg im Gazastreifen gestoppt werde. Zugleich beschuldigte Nasrallah Israel, für die Explosionen von Pagern und Handfunkgeräten in dieser Woche verantwortlich zu sein. Mindestens 37 Menschen kamen nach Behördenangaben dabei am Dienstag und Mittwoch ums Leben. Rund 3.000 weitere wurden demnach verletzt. Israel hat sich bisher nicht dazu bekannt. Hisbollah-Chef Nasrallah sprach von einer Kriegserklärung und kündigte Vergeltung an.

“Israel hat der Hisbollah einen sehr starken psychologischen und taktischen Schlag versetzt, der verheerend ist”, sagte Fawaz Gerges, Nahost-Experte und Professor für internationale Beziehungen an der London School of Economics, dem “Wall Street Journal”. Die Angriffe in dieser Woche würden jedoch das strategische Kalkül zwischen der Hisbollah und Israel nicht verändern. “Jeder, der die Hisbollah von innen kennt, wird Ihnen sagen, dass diese Angriffe die Haltung der Hisbollah verhärten und sie noch entschlossener machen werden, Widerstand zu leisten und ihren Weg fortzusetzen”, sagte der Experte der US-Zeitung.

Die US-Regierung arbeitet unterdessen nach Darstellung von Präsident Joe Biden weiter an einer Rückkehr der Vertriebenen aus dem israelisch-libanesischen Grenzgebiet. “Wir versuchen weiterhin, wie wir es von Anfang an getan haben, sicherzustellen, dass sowohl die Menschen im Norden Israels als auch im Süden des Libanons in ihre Häuser zurückkehren können”, sagte Biden bei einer Kabinettssitzung laut anwesenden Reportern. “Wir werden so lange daran arbeiten, bis wir es geschafft haben. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.”

Kommentare

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13 Kommentare auf "Weiterer Hisbollah-Top-Kommandant von Israel getötet"


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Mico
Mico
Universalgelehrter
15 Tage 22 h

Und wo bleiben die Sanktionen gegen Israel? dürfen die alles tun? Wo ist die USA?

Doolin
Doolin
Kinig
15 Tage 17 h

…USA zahlt 7 Mio $ Kopfgeld…

user6
user6
Superredner
15 Tage 7 h

mico, sanktionen? für was bitte? dass sie die welt von unheil retten? na bitte…..

Zugspitze947
15 Tage 4 h

Mico: es braucht Sanktionen gegen alle Länder die ISRAEL VERNICHTEN WOLLEN ! 🙂

TheP
TheP
Grünschnabel
16 Tage 9 h

“Im Libanon wurden nach amtlichen Angaben bereits etwa 600 Menschen getötet, die meisten davon Hisbollah-Mitglieder. In Israel kamen nach offiziellen Angaben zufolge 48 Menschen durch die Angriffe der proiranischen Miliz ums Leben, darunter Soldaten, aber auch viele Zivilisten.” Vermutlich ist die Zahl an zivilen Opfern wohl gleich groß, wenige von 600 dürfte dasselbe wie viele von 48 sein. So geschrieben kommt aber ein sehr schiefes Bild heraus. Es braucht endlich Frieden in der Region!

Doolin
Doolin
Kinig
15 Tage 17 h

…richtig, Iran soll aufhören miiels Hisbollah Raketen auf Israel zu schiessen…

OrtlerNord
OrtlerNord
Universalgelehrter
15 Tage 7 h

@Doolin
ermordet wird aber überwiegend die Zivilbevölkerung. Wer behauptet die Hamas oder Hisbollah wurden in einer fremden Wahl gewählt wurden und deshalb das Vorgehen von Netanjahu gutheißt ist absolut skrupellos und kein bisschen besser als die Terroristen!

Zugspitze947
15 Tage 4 h

Ortlernord : Stimm so nicht,denn die FEIGEN Terroristen der Hammas und der Hisbolla verstecken sich ja unter den Zivilisten………. Also wie soll man diese denn sonst bekommen ? Israel hat nur diese Möglichkeit um endlich zu einem FRieden zu kommen ! 🙂

OrtlerNord
OrtlerNord
Universalgelehrter
15 Tage 2 h

@OrtlerNord
eisack, doll. und zugspi.
moralisch ganz weit unten! 🤢🤮

Zugspitze947
14 Tage 22 h

Ortlernord ! NEINNNNNNNN überhaupt NICHT !!! Denn Israel hat das RECHT sich zu wehren und DAS wird es tun bis die ganzen Terroristen Geschichte sind 🙂

Montegiovi
Montegiovi
Tratscher
16 Tage 8 h

Man liest ständig von Angriffen von Israel. Der Libanon hat etwas mehr als ca. 10000 Quadratkilometer, Südtirol ca. 7500 Quadratkilometer. Wie kann das sein das da dann noch ein Stein auf dem anderen ist. Wie lange geht das noch? Frieden muß her. 

Zugspitze947
15 Tage 4 h

Montegiovi: sag das den Terroristen ,denn Israel
muss sich verteidigen dürfen ! 🙂

Zugspitze947
15 Tage 4 h

Gut so diese Hisbolla Banditen gehören wie die Hammas ALLE entsorgt ,denn vorher gibt es keinen FRieden ! 🙂

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