Impfpflicht wird erweitert

Werden über 900 Lehrkräfte suspendiert?

Dienstag, 14. Dezember 2021 | 11:57 Uhr
Update

Bozen – Ab Mittwoch tritt in Italien – und damit auch in Südtirol – die erweitere Impfpflicht in Kraft. Neben Mitarbeitern in Gesundheitsberufen müssen demnach auch Ordnungskräfte, Verwaltungspersonal und Lehrpersonen geimpft sein. Vor allem im Schulbereich macht man sich wegen möglicher Ausfälle Sorgen, berichtet die italienische Tageszeitung Alto Adige.

Genaue Zahlen, wie viele Lehrpersonen derzeit geimpft sind, liegen aufgrund der Privacy-Regeln nicht vor. Allerdings rechnet man mit über 900 Suspendierungen – rund 700 an deutschen, 200 an italienischen und 25 an ladinischen Schulen.

10.000 Lehrkräfte unterrichten in Südtirol an deutschen Schulen, 300 sind es in ladinischen Schulen. Petra Nock, Vertreterin der Schulgewerkschaft im ASGB, geht von 500 bis 700 Suspendierungen an der deutschen Schule aus, weil eine Impfung abgelehnt wird. Gewissheit gibt es allerdings erst ab morgigem 15. Dezember.

Bis Weihnachten können die Lücken vermutlich relativ problemlos überbrückt werden. Wie sich die Suspendierungen auf den Schulbetrieb tatsächlich auswirken, wird sich vermutlich erst ab 10. Jänner zeigen. Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner will sich nicht aus dem Fenster lehnen. „Bis jetzt haben wir noch keine sicheren Daten. Doch bislang können wir noch nicht pensionierte Lehrkräfte zurück an ihren Arbeitsplatz rufen“, erklärt Falkensteiner laut Alto Adige.

Im Betrieb für Sozialdienste in Bozen, der neben der Betreuung von Senioren und Menschen mit Beeinträchtigungen auch Kinderkrippen führt, hofft man, dass dort die Zahl der nicht geimpften Mitarbeiter unter zehn Prozent bleibt. „Zu den 138 Mitarbeitern in den Kinderkrippen kommt noch das Personal der Genossenschaften dazu“, erklärt Direktorin Liliana Di Fede laut Alto Adige. Mitarbeiterinnen könnten in Mutterschaft gehen oder auch gegen das Gesetz Rekurs einreichen. Im Jänner könnte sich die Situation noch einmal ändern. „Wir werden sehen, was passiert“, erklärt Di Fede.

Für den Betrieb für Sozialdienste in Bozen eröffnen sich Schwierigkeiten jedoch möglicherweise noch an einer anderen Front: Auch das Verwaltungspersonal in Altersheimen ist ab 15. Dezember von der Impfpflicht betroffen. „Das Problem besteht darin, dass sich die Ungewissheiten und mögliche Ausfälle zwischen Kinderkrippen und Pflegeheimen summieren“, betont Di Fede. Man werde alles daran setzen, die Dienstleistungen weiterhin zu gewähren, so die Direktorin. Allerdings wird dies in ihren Augen nicht einfach sein.

GS warnt vor „Extremsituation“

Die Gewerkschaft der Landesbediensteten GS weist in einer Aussendung daraufhin, dass am Mittwoch, den 15. Dezember für das gesamte Personal der Schulen die 2G-Regel in Kraft tritt.

„Der Impfmarathon hat keine wesentliche Erhöhung der Erstimpfungen ergeben. Es ist demnach davon auszugehen, dass weiterhin viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Schulen sich nicht impfen lassen wollen. Die Befürchtung ist daher, dass die Einführung der 2G-Regel im Schulbereich zu enormen Personalengpässen führt. Wir haben Rückmeldungen, dass Bedienstete, die aufgrund der Suspendierungen durch die bisher geltende 3G Regel, jetzt erst recht nicht bereit sind sich impfen zu lassen!“, so die Gewerkschaft.

Leidtragende dieser wahren Extrem-Situation seien Schulsekretärinnen und -sekretäre sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Schulsekretariaten, Bibliothekarinnen und Bibliothekare genauso wie Schulwartinnen und Schulwarte.

Wenn man bedenkt, dass dieses Personal lange vor Beginn der Pandemie starken psycho-physischen Belastungen ausgesetzt war, dann befürchte man jetzt wirklich dramatische Zustände. „Dabei soll der Schulbetrieb weiterhin ‚normal‘ laufen. Wir fragen uns aber: Wie bitte soll das funktionieren?“

Tatsache sei, dass im Schulwesen bereits vor der Corona Krise massive Einsparungen vorgenommen wurden. Die GS habe in Vergangenheit immer wieder auf die Missstände hingewiesen. Passiert sei leider nichts. Die Einführung der 2G-Regel führe jetzt zwangsweise zu einer Verschärfung dieser Problematik.

„Unsere volle Solidarität gilt in besonderem Maße all jenen Bediensteten, die zum Wohle der Allgemeinheit und auch der Kolleginnen und Kollegen alle vorgesehenen Vorsichtsmaß-nahmen (Impfungen und Testungen) getroffen haben und jetzt mit der neuen Welle der Suspendierungen aufgrund der 2G-Regel, noch mehr die Leidtragenden sein werden!
Ihr habt unsere volle Anerkennung und Unterstützung!“, erklärt die Gewerkschaft abschließend.

Von: mk

Bezirk: Bozen