Aderlass immer alarmierender – ein Kommentar

Wie lässt sich Südtirol attraktiver gestalten?

Donnerstag, 20. November 2025 | 01:36 Uhr

Von: ka

Bozen – Die alarmierenden Zahlen von Stefan Luther, dem Direktor des Arbeitsmarktservice Südtirol, wonach Tausende junger und gut ausgebildeter Südtiroler das Land verlassen, um sich fern der Heimat eine Zukunft aufzubauen, entfachten erneut die nie ganz erloschene Debatte, wie Südtirol attraktiver gestaltet werden könnte.

Wie gewohnt werden die „üblichen Verdächtigen” – zu geringe Auswahl, bescheidene Gehälter und Karrierechancen, gepaart mit hohen Wohn- und Lebenshaltungskosten – genannt. Aber so sehr sie auch zutreffen mögen, scheinen sie dennoch nur ein Teil des gesamten „Entscheidungsprozesses” zu sein, der am Ende in eine Entscheidung für oder gegen einen Weggang oder eine Rückkehr münden.

Die Statistik zeigt es: Nicht nur Akademikerinnen und Akademiker verlassen Südtirol, sondern zunehmend auch Maturantinnen und Maturanten, die soeben erst in die Arbeitswelt eingestiegen sind.
LPA/Fabio Brucculeri

Wohlgemerkt, es ist tatsächlich wichtig, dass intensiv über für junge Leute attraktive Wohnmodelle nachgedacht und neuer Wohnraum geschaffen wird. Die ersten Erfolge an der „Wohnfront” und die Lichtblicke bei den Gehältern sollten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass junge Menschen nicht „nur” arbeiten wollen, sondern offensichtlich auch ein ansprechendes Umfeld suchen.

Unsere gut ausgebildeten Einheimischen sind nicht zuletzt wegen ihrer Mehrsprachigkeit im nahen Ausland begehrt. Umgekehrt scheinen wir jedoch weder für diejenigen, die nach dem Studium eine Rückkehr in ihre Heimat in Erwägung ziehen, noch für ausländische Fachkräfte ein erstrebenswerter Arbeits- und Lebensort zu sein.

LPA/Martin Geier

Bieten wir jungen Leuten abseits der Arbeitswelt zu wenig? Während sportlich Interessierte sehr viele Möglichkeiten vorfinden, wirkt das Kulturangebot nur auf ältere Semester zugeschnitten. Verglichen mit anderen Städten ist das Nachtleben in Südtirol eine Wüste.

Als mehrsprachige Region inmitten der Alpen und aufgrund seiner einzigartigen Landschaft müsste Südtirol eigentlich viele Menschen anziehen. Offensichtlich gilt dies jedoch nur für Touristen, nicht aber für die dringend benötigten Fachkräfte. Warum nimmt diese „Abstimmung mit den Füßen” immer dramatische Züge an und wie könnten wir sie stoppen?

Bezirk: Bozen

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