Von: mk
Bozen – Wie regelt man moderate Entwicklung? Das war die zentrale Frage, die sich Landesrat Arnold Schuler und Vertreter des Heimatpflegeverbandes bei einem gemeinsamen Treffen stellten. Dabei war man sich einig, dass es politische Leitplanken für eine nachhaltige Entwicklung der Tourismuswirtschaft braucht, um die einzigartige Natur- und Kulturlandschaft Südtirols auch für die künftigen Generationen zu erhalten.
Die Obfrau des Heimatpflegeverbandes Claudia Plaikner appellierte an den Landesrat, die politische Strategie des touristischen Ausbaus zu überdenken. Bereits in der Gesetzgebungsphase zum neuen Raumordnungsgesetz warnte der Heimatpflegeverband davor, dass die lange Übergangszeit bis zum Inkrafttreten des neuen Gesetzes im Juli 2020 Tür und Tor für Bodenspekulationen öffnet. Die Entwicklung der letzten Monate und Jahre zeige nun, dass genau das eintritt, in ganz Südtirol sprießen die Zonen für touristische Einrichtungen aus dem Boden.
Wachstum im Tourismus hat Grenzen
„Der wirtschaftliche Erfolg Südtirols birgt leider auch in einigen Bereichen seine Schattenseiten“, so Landesrat Arnold Schuler und das mache es – gerade auch im Tourismusbereich – notwendig „politische Leitplanken“ zu schaffen, die eine moderate Entwicklung zulassen ohne die wirtschaftliche Grundlage des Erfolges – die einzigartige Natur- und Kulturlandschaft – zu zerstören. Genau diese Leitplanken arbeitet das Ressort für Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Tourismus und Bevölkerungsschutz unter der Leitung von Landesrat Arnold Schuler im Augenblick aus. Ziel sei es, ein Tourismusentwicklungskonzept zu schaffen, das allen Anforderungen gerecht wird und das auch die gesetzlichen Schlupflöcher schließt, die es in der alten Raumordnung gibt und die zum Teil auch in das neue Gesetz übertragen wurden.
Klare Absage an den Urlaub auf der Alm
Eine Befürchtung konnte Landesrat Arnold Schuler den Heimatpflegern nehmen. Für die Landesregierung kommt die Ausweisung von Gästezimmern auf Almen nicht in Frage.
Vorschläge des HPV für das neue Tourismusentwicklungskonzept
Um die Ausarbeitung der neuen Kriterien für den Tourismus zu unterstützen übergab Claudia Plaikner dem Landesrat einen Katalog von Vorschlägen des Heimatpflegeverbandes, der grob zusammengefasst drei zentrale Maßnahmen enthält. Erstens, die Überarbeitung der Einstufung der Gemeinden nach ihrem touristischen Entwicklungsstand. Angesichts des Tourismusbooms der letzten Jahre seien die bisherigen Kriterien nicht mehr zeitgemäß. Zweitens müssten die bestehenden Regeln eingehalten werden. Zurzeit sei es leider so, dass immer wieder bestehende Richtlinien ausgehebelt werden. Beispiele dafür gebe es viele: so zum Beispiel in Feldthurns oder Wengen (Gutachten der Landeskommissionen werden ignoriert), Latsch, Feldthurns, St. Lorenzen usw. (Bannzonen, Ensemble-, Denkmal und/oder Landschaftsschutz werden ignoriert), um nur einige zu nennen. Daneben würden auch immer wieder neue Schlupflöcher eingebaut, wie die Zehn-Häuser-Regel (Beispiel Wengen) im neuen Raumordnungsgesetz überdeutlich zeigt. Damit werde das Prinzip der Siedlungsgrenzen ausgehebelt und der Zersiedelung Tür und Tor geöffnet.
Das Ziel ist das Veredeln des Bestehenden, nicht das grenzenlose Wachstum
Der dritte und wichtigste Punkt sei aber das Kriterium der Aufnahmefähigkeit und der Verträglichkeit zum zentralen Faktor in der Tourismusentwicklung zu machen. Die einzigartige Natur- und Kulturlandschaft Südtirols sei nicht nur die Grundlage der guten Lebensqualität in Südtirol, sondern auch die Basis der Tourismuswirtschaft. Sparsamer Bodenge- und Ressourcenverbrauch seien die Voraussetzung dafür, dass unser Land auch für die kommenden Generationen lebenswert bleibt. Das Ziel, darin war man sich am Ende des Gesprächs einig, „ist das Veredeln des Bestehenden, nicht das grenzenlose Wachstum.“