Bob- und Rodelbahn in Innsbruck als Alternative zu einem Neubau in Cortina

Winterolympiade 2026: “Bestehendes Nutzen, Grenzen überwinden”

Freitag, 25. August 2023 | 17:33 Uhr

Von: luk

Bozen – Auf Einladung von Felix von Wohlgemuth, Co-Vorsitzender der Südtiroler Verdi Grüne Vërc, trafen sich heute in Bozen Senatorin Aurora Floridia und die Regionalratsabgeordnete des Veneto Cristina Guarda (beide Europa Verde) mit dem Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi. Ziel dieser Aussprache war es, die italienischen Verantwortlichen dabei unterstützen, mit der Stadt Innsbruck eine italienisch-österreichische Vereinbarung für die olympischen Disziplinen Bob, Rodeln und Skeleton im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2026 abzuschließen, heißt es in einer Aussendung.

„In mehreren Gesprächen in Rom wurde mir versichert, dass es Kontaktversuche mit Innsbruck bzw. dem Land Tirol gegeben hätte. Bei unseren Vorgesprächen mit Bürgermeister Willi wurde aber schnell klar, dass etwaige Schreiben unsere Nachbarn nicht erreicht haben. Daher haben wir beschlossen, aktiv zu werden“ so Senatorin Aurora Floridia zum Grund des heutigen Treffens.

“Die Vorbehalte, Kosten und der unrealistisch kurze Zeitrahmen für den Totalumbau der Eugenio Monti Piste in Cortina zwingen Politik und Techniker zu einer klaren Entscheidung, wie sie auch vom IOC gefordert wird: Eine bestehende Anlage zu nutzen, anstatt neue energieintensive und wirtschaftlich sowie ökologisch nicht nachhaltigen Strukturen zu errichten. Innsbruck als Olympiastadt muss und will die Homologierung der dortigen Bob- und Rodelbahn vornehmen, um über das Jahr 2024 hinaus internationale Wettkämpfe auf hohem Niveau durchführen zu können. Die geschätzten Kosten belaufen sich für die Homologierung auf eine Höhe von rund EUR 27,43 Mio., die sich Republik Österreich, Land Tirol und Stadt Innsbruck zu je einem Drittel teilen“, erklärte Bürgermeister Willi, welcher ergänzte, „gleichzeitig müssen wir feststellen, dass für die Errichtung der Bob- und Rodelbahn im nur 168km entfernten Cortina d’Ampezzo im Wege eines transparenten Verfahrens, keine Baufirma angeboten hat. Dies bestätigt die bereits seit dem Jahr 2021 vorgebrachten Befürchtungen der Grünen, dass eine neue Anlage nicht innerhalb der vom IOC festgelegten Frist (Wintersaison 2024) fertiggestellt werden kann.“

Die Zeit dränge extrem, außerdem seien die Kosten dem Vernehmen nach explodiert, was in Zeiten hoher Inflation und damit hoher Baukosten auch zu erwarten sei. Vielfach werde für einen Neubau in Cortina schon bereits mit 120 Mio. Euro gerechnet.

Die Reg. Abg.. Cristina Guarda zeigte auf, “dass nur Dank des Einsatzes der Grünen die Öffentlichkeit auch über künftigen Instandhaltungskosten informiert und die hinter verschlossenen Türen getroffenen Vereinbarung zu deren Aufteilung zwischen der Region Venetien und den Autonomen Provinzen Bozen und Trient ans Licht gebracht werden konnten.”

“Ebenfalls wurde erst von den Grünen aufgedeckt, dass das IOC in mehreren Schreiben an die Region Veneto darauf hingewiesen hatte, dass Wettkämpfe sehr wohl auch auf einer bestehenden Bahn durchgeführt werden könnten und dabei explizit Innsbruck-Igls als idealer Standort genannt worden war. Zudem wäre dies auch im Sinne der Zusammenarbeit im alpinen Zentralraum die naheliegendste Lösung. Die Olympia Sport- und Veranstaltungszentrum Innsbruck GmbH (OSVI), Betreiber der Bob- und Rodelbahn in Innsbruck, arbeitet an einem Angebot an die italiensichen Veranstalter der Olympiade 2026, mit einem Kostenangebot von netto 12,5 – 15 Mio. Euro um die die Bewerbe in Innsbruck Igls austragen zu können und gegebenenfalls die dortige Piste in Zukunft auch für italienische Mannschaften zu nutzen. Das wäre etwa ein Zehntel der Kosten eines Neubaus in Cortina d’Ampezzo. Somit hätte Cortina keine Nachsorgepflichten und auch keine Nachsorgekosten. Ganz im Sinne des Euregiogedankens – gute Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung”, so die Grünen.

„Aber nicht nur die enormen Baukosten einer Neuanlage in Cortina, auch die in Zukunft jährlich anfallenden Betriebskosten eines Neubaus müssten abgedeckt werden. Wir erinnern hier an die leidvollen Erfahrungen im Zuge der Olympiade in Turin, wo 2006 für über 110 Millionen Euro ein neuer Eiskanal errichtet wurde und in der Folge wieder geschlossen werden musste. Über eine Million Euro Betriebskosten im Jahr konnten den Steuerzahler:innen nicht länger zugemutet werden. Man sollte diesen Fehler nicht nun ein zweites Mal wiederholen,“ so von Wohlgemuth.

“Heute wollen die Grünen in Bozen mit vereinten Kräften an Politik und Techniker appellieren, endlich jene Entscheidung zu treffen, welche das IOC der Region Venetien seit Jahren ans Herz legt: die bestehenden Anlagen in Innsbruck-Igels zu nutzen und eine Zusammenarbeit mit Österreich anzustreben, welche nicht nur erhebliche Kosten einspart, sondern auch die Entwicklung des italienischen Bobssports fördern und unterstützen kann; dies ohne die öffentlichen Haushalte mit einem Projekt zu belasten, welches enorme Ressourcen und Steuergelder verschlingen wird, ohne die venetischen Berggebiete oder Cortina nachhaltig zu entwickeln”, heißt es abschließend.

 

Bezirk: Bozen