Von: mk
Bozen – Ein Mechanismus regelt die Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Union im Falle von Katastrophen wie dem Krieg in der Ukraine. “Es ist uns ein großes Anliegen, konkrete Unterstützung und ein starkes Zeichen gelebter Solidarität zu geben”, betont Bevölkerungsschutzlandesrat Arnold Schuler und weist auch darauf hin, dass effiziente und zielgerichtete Hilfe vor Ort enger Abstimmung und Koordination bedarf.
“Die Agentur für Bevölkerungsschutz hat ihre grundsätzliche Bereitschaft zur Hilfe signalisiert”, berichtet der Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz Klaus Unterweger, “und das beim Ministerratspräsidium angesiedelte Ressort des gesamtstaatlichen Zivilschutzes hat am Mittwoch bei der Region Trentino-Südtirol um die Lieferung eines Camps für 500 Ukraine-Flüchtlinge an die Republik Moldau angefragt.” Den Hilfszug wird die Sektion Zivilschutz des Landesrettungsvereins Weißes Kreuz auf der Grundlage der Konvention mit der Agentur für Bevölkerungsschutz durchführen. “Ganz herzlich bedanke ich mich beim Weißen Kreuz für die Bereitschaft, mit der sie diesen Auftrag angenommen haben, und auch für die Zusammenarbeit,” unterstreicht Landesrat Schuler.
Südtirol liefert unter anderem 50 Zelte, 300 Feldbetten und 1000 Decken. Der Großteil des Materials wird von der Provinz Trient gestellt, die auch die Führung dieses Hilfszuges übernimmt, der mit Begleitfahrzeug und Erkundungstrupp 18 Fahrzeuge (vier davon aus Südtirol) umfassen wird, davon elf Lastkraftwagen mit Anhänger. 43 Mitarbeiter fahren mit, neun davon aus Südtirol.
Der Bestimmungsort liegt rund 30 Kilometer von der moldawischen Hauptstadt Chișinău entfernt. Dort wird der moldawische Zivilschutz das Material einsetzen. Der Hilfszug wird am Montag in der Früh von einer Zivilschutz-Logistikstruktur in Lavis im Trentino Richtung Moldawien aufbrechen.
Die Republik Moldau hat selbst nur rund 2,5 Millionen Einwohner, aber bereits 300.000 aus der Ukraine Geflüchtete aufgenommen. Das Land hatte kürzlich – wie die Ukraine und Georgien – einen Antrag zur Aufnahme in die Europäische Union gestellt. Die Republik Moldau, nicht-amtlich auch Moldawien genannt, ist das ärmste Land Europas. Das durchschnittliche monatliche Pro-Kopf-Einkommen beträgt gerade einmal 50 Euro. Drei Viertel der Bevölkerung leben in Armut, Rentner und kinderreiche Familien sind besonders betroffen. Chișinău (deutsch Kischinau) ist die Hauptstadt der Republik Moldau und mit mehr als 530.000 Einwohnern auch deren bevölkerungsreichste Stadt. Die Republik Moldau grenzt im Westen an den EU-Staat Rumänien und wird Im Norden, Osten und Süden vollständig von der Ukraine umschlossen. Seit Kriegsbeginn sind schon rund drei Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. Die meisten suchen Schutz in Polen, aber auch in der benachbarten Republik Moldau.
Weißes Kreuz: Danke für große Spendenbereitschaft
Bereits kurz nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat sich die Vereinsführung des Weißen Kreuzes für eine aktive Unterstützung der Zivilbevölkerung in der Krisenregion entschieden. Nun bedankt sich Präsidentin Barbara Siri für den großen Rückhalt und die unglaubliche Solidarität im Land.
Seit Beginn der Aktion konnten bereits über 600.000 Euro an Spendengelder für den Hilfseinsatz des Weißen Kreuzes in Osteuropa gesammelt werden. Ein beeindruckender Betrag, der direkt für vor Ort eingesetzt werden kann. Denn der Landesrettungsverein verfügt dank seines europäischen Netzwerkes Samaritan International über einen direkten Draht in die Ukraine und die angrenzenden Länder.
„Ich möchte mich im Namen des Weißen Kreuzes bei allen Südtirolerinnen und Südtirolern für die große Unterstützung bedanken. Diese Solidarität ist ein wertvolles Zeichen dafür, dass unsere Gesellschaft funktioniert und bereit ist, für andere Mitmenschen in Not einzutreten“, erklärt Barbara Siri und verweist auf die hohe Spendenbereitschaft von privaten Spendern, aber auch von der Südtiroler Wirtschaft.
Der Hilfseinsatz des Weißen Kreuzes ist bereits konkret angelaufen und verfolgt derzeit drei Schwerpunkte: Zum einen werden Partnerorganisationen vor Ort durch notwendige Hilfsgüter direkt unterstützt. Dazu hat das Weiße Kreuz vor wenigen Tagen mit einem ersten Hilfskonvoi 200 Feldbetten und Schlafsäcke, ein Stromaggregat sowie einen Rettungswagen in die Slowakei gebracht. Gleichzeitig werden Flüchtlingscamps mithilfe des Weißen Kreuzes in Humenne und Vojany ausgebaut und demnächst auch mit Mitarbeitern des Landesrettungsvereins unterstützt. Nicht zuletzt verfügt das Weiße Kreuz dank seines Netzwerkes über einen direkten Transportkorridor in das Kriegsgebiet nach Kiew und kann dort die örtlichen Strukturen mit angeforderten Hilfsgütern beliefern.
„Auch nach drei Wochen ist die Situation immer noch unübersichtlich. Umso wichtiger ist es, dass unsere Hilfeleistungen direkt und effizient erfolgen. Bei der Anschaffung von Hilfsgütern halten wir uns an die Bedarfskataloge unserer Partner und können so unsere Lieferungen kompakt und gezielt abwickeln“, erklärt Präsidentin Barbara Siri. Ein Augenmerk liege derzeit auf medizinisch-hygienischen Ausrüstungen, elektromedizinischen Geräten und Medikamenten. Hier verfügt das Weiße Kreuz traditionsgemäß über ein großes Know-How und kann auch sein Fachwissen gezielt einsetzen.
„Gleichzeitig ist die Hilfsstrategie des Weißen Kreuzes auf eine längerfristige Unterstützung in der Region ausgelegt. Zum einen weiß niemand, wie lange der Krieg in der Ukraine andauert und zum anderen gilt es auch an den Wiederaufbau des zerstörten Landes zu denken“, erklärt Barbara Siri.