Von: mk
Bozen – Anlässlich des Tages der Frau ruft Landesrätin Rosmarie Pamer Frauen nicht nur dazu auf, sich für die im Mai anstehenden Gemeinderatswahlen zur Verfügung zu stellen, sondern bei Wahlen auch Frauen zu wählen. „Frauen müssen auf weibliche Kompetenzen vertrauen und die Frauen, die kandidieren, unterstützen. Das unablässige Beschweren über das Patriarchat und die ständige gegenseitige Kritik unter Frauen dagegen bringen uns nicht weiter“, unterstreicht Pamer.
Seit mehr als 100 Jahren gibt es den Internationalen Tag der Frau, auch Internationaler Frauentag oder Weltfrauentag genannt, an dem die Diskriminierung, Benachteiligung und Ausbeutung von Mädchen und Frauen in aller Welt aufgezeigt wird. Seitdem wurde zwar einiges erreicht, der Weg bis zur vollen Gleichberechtigung ist dennoch noch ein weiter – nach wie vor dominieren in vielen Bereichen Männer.
„Ein Beispiel dafür ist die Politik auf verschiedensten Ebenen: Frauen machen etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus, sind aber in den politischen Gremien deutlich unterrepräsentiert“, sagt Rosmarie Pamer, Landesrätin für Sozialer Zusammenhalt, Familie, Senioren, Genossenschaften und Ehrenamt, anlässlich des diesjährigen Aktionstags am 8. März. „Für Veränderungen und einem Mehr an Gleichberechtigung ist weiterhin ein gesellschaftlicher Wandel und das Aufbrechen von Stereotypen und Rollenbildern notwendig. Dabei liegt vieles auch an uns selbst, in der Hand von Frauen und Mädchen.“
Deshalb sei im Hinblick auf die Anfang Mai in Südtirol anstehenden Gemeindewahlen wichtig, dass sich viele Frauen für die Kandidatenlisten zur Verfügung stellen. „Doch es ist auch klar, dass nicht jede Frau in der Gemeindepolitik aktiv werden kann oder möchte“, sagt Pamer. „Was aber jede Einzelne sehr wohl tun kann: auf weibliche Kompetenzen vertrauen und die Frauen, die kandidieren, unterstützen – sprich: Frauen müssen Frauen wählen. Das unablässige Beschweren über das Patriarchat und den Status quo und die ständige gegenseitige Kritik unter Frauen dagegen bringen uns nicht weiter.“
Frauen sollten sich viel eher respektvoll begegnen. „Der Ton ist oft ziemlich rau, beispielsweise in den sozialen Medien“, hebt Pamer hervor. „Politisch tätige Frauen dürfen jedoch von ihren Geschlechtsgenossinnen nicht als Gegnerinnen gesehen werden. Schließlich setzen sie sich für uns alle ein!“ Was man als Frau in der Politik alles bewegen könne, habe sie als Bürgermeisterin, Referentin der Bezirksgemeinschaft und Landesrätin erfahren, ergänzt Pamer.
Nach wie vor sei aber die Vereinbarkeit von Familie und einem Amt auf Gemeindeebene für Frauen eine Hürde. „Die Rahmenbedingungen müssen sich weiter verbessern“, ist Landesrätin Pamer überzeugt. „Doch wir Frauen sind vielfältig, kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen, haben ein enormes Wissen und eine reiche Erfahrung. All dies sollten wir auch zum Wohle der Allgemeinheit einbringen bzw. einbringen können.“
Bis zum 18. März müssen die Kandidaten-Listen für die Gemeindewahlen hinterlegt werden. „Es sind also noch einige Tage Zeit, sich zur Verfügung zu stellen. Traut euch“, betont die Landesrätin. „Oder in Anlehnung an meinen Passeirer Landsmann Andreas Hofer: ‚Waiberlait, es isch Zait!‘“
Treffen im Senat zwischen Pamer und Unterberger
Landesrätin Rosmarie Pamer und SVP-Senatorin Julia Unterberger haben sich außerdem kürzlich im Senat in Rom getroffen, um einige Aspekte der nationalen Frauen- und Familienpolitik zu vertiefen. „Auch wenn das Land Südtirol die primäre Zuständigkeit für die Vergabe von Beiträgen und Förderungen hat, wirken sich die staatlichen Bestimmungen und Rahmenbedingungen auch auf Südtirol aus“, erklären Unterberger und Pamer in einer Aussendung. „Italien tätigt zwar hohe Ausgaben für soziale Zwecke, aber nur ein kleiner Teil davon ist für Familien und Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bestimmt: 379 Euro pro Kopf, verglichen mit 1450 Euro in Deutschland und 777 Euro im europäischen Durchschnitt, werden für die Familienpolitik ausgegeben.
Dabei bietet Italien hauptsächlich Geldleistungen und Steuererleichterungen an, anstatt Dienstleistungen und Strukturen zur Verfügung zu stellen. Trotz der finanziellen Mittel vom europäischen Wiederaufbaufond sind in Italien die Kleinkindbetreuungseinrichtungen weit unter dem vorgegebenen Ausmaß von 30 Prozent der Kleinkinder, zudem fehlen Ganztagsschulen und Sommerbetreuungsangebote. Bei der Elternzeit sind nur drei Monate mit einer Lohnfortzahlung von 80 Prozent verbunden und das staatliche Familiengeld wurde erst im Jahr 2022 eingeführt. Das Ergebnis ist, dass Italien das europäische Land mit der niedrigsten Frauenerwerbstätigkeit (52,5 Prozent) ist und die niedrigste Geburtenrate hat (1,2 Kinder pro Frau).
In Südtirol ist die Situation zwar besser, die Frauenerwerbstätigkeit beträgt 74 Prozent, aber auch hier arbeiten die Hälfte der weiblichen Bediensteten in Teilzeit, was sich sehr negativ auf die Rente auswirkt. Die durchschnittliche Rente eines Mannes in Südtirol beträgt 1700 Euro im Monat, die einer Frau hingegen 900 Euro.
Auch in der Familienpolitik des Landes braucht es weiterhin eine Intensivierung der zur Verfügung gestellten Sach- und Dienstleistungen.
„Es gibt also auch in Südtirol noch jede Menge zu tun um echte Chancengleichheit herzustellen, ein Ziel an dem wir beide seit jeher arbeiten“, schließen die beiden Politikerinnen.
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