Von: luk
Bozen – Keine 20 Stunden bevor der Startschuss zum BOclassic Südtirol fällt, haben die Veranstalter vom Läufer Club Bozen Raiffeisen die Stars der diesjährigen 45. Ausgabe des renommierten Silvesterlaufs der Öffentlichkeit vorgestellt. Eines wurde dabei klar: Afrikas Langstreckenelite wird den Sieg wohl auch dieses Mal unter sich ausmachen.
Telahun Haile Bekele ist im Elitelauf der Männer (Start um 15.30 Uhr) der Topfavorit auf den Tagessieg. Der 20-jährige Äthiopier belegte bei der WM in Doha über 5000m den hervorragenden vierten Platz, nachdem er wenige Monate zuvor in Rom in 12.52,98 Minuten eine neue persönliche Bestzeit über diese Distanz erzielt hatte. „Ich möchte mich bedanken, dass ich hier in Bozen sein darf. Interviews gebe ich nach dem Rennen, vielleicht dann als Sieger des BOclassic“, scherzte Bekele bei der Pressekonferenz am Montagnachmittag.
Telahun Haile Bekeles ärgste Widersacher im Kampf um den Tagessieg auf der zehn Kilometer langen Strecke werden aller Voraussicht nach der Kenianer Amos Kipruto und der „Azzurro“ Yemaneberhan Crippa sein. „Ich bin auf den kürzeren Strecken nicht so zu Hause und bereite mich auf den Olympia-Marathon in Tokyo vor. Trotzdem werde ich mein Bestes geben und möchte auf das Podium laufen“, gab Kipruto zu Protokoll, der bei der Leichtathletik-WM in Doha Bronze auf der Marathon-Distanz geholt hatte. Der Trentiner Crippa unterstrich das hohe Niveau des Teilnehmerfeldes. „Vor zwei Jahren habe ich mich verzählt und habe bereits auf der vorletzten Runde Vollgas gegeben. Heuer werde ich wie schon im Vorjahr richtig mitzählen und eine Top-Drei-Platzierung wäre natürlich super zum Abschluss dieses tollen Jahres“, erklärte der 23-Jährige.
Mit Markus Ploner ist auch ein Südtiroler Topathlet am Start. Der 38-Jährige aus Sterzing, der jetzt aber in Bozen zu Hause ist, hat sich bei seiner 17. Teilnahme (!) eine Zeit um die 31 Minuten zum Ziel gesetzt. „Andere sind in Bozen um zu gewinnen, ich bin hier, um dabei zu sein. Es ist jedes Jahr etwas ganz Besonderes beim BOclassic an den Start zu gehen. Wenn ich meine Leistung aus dem Vorjahr wiederholen kann, dann bin ich schon zufrieden“, sagte Ploner.
Schafft Vorjahressiegerin Netsanet Gudeta den BOclassic-Hattrick?
Bereits um 15.00 Uhr gehen die Frauen über fünf Kilometer an den Start. Dann ist Netsanet Gudeta (Äthiopien) die große Gejagte. Eigentlich hätte die Vorjahressiegerin beim Silvesterlauf in Sao Paolo an den Start gehen sollen, entschied sich dann aber für eine Teilnahme am BOclassic Südtirol, „Ich bin bereit und natürlich möchte ich nach 2015 und 2018 heuer den Hattrick schaffen“, erklärte die Halbmarathon-Weltmeisterin selbstbewusst.
Allerdings wird der dritte BOclassic-Sieg für Gudeta kein Selbstläufer, zu stark ist das Frauenfeld besetzt. Mit Margaret Chelimo Kipkemboi (Kenia) ist die amtierende Vize-Weltmeisterin über 5000m am Start, deren Landsfrau Mercy Cherono hat ebenfalls schon WM-Medaillen gewonnen und wurde 2016 in Rio Olympia-Vierte über 5000m. Während Kipkemboi bereits einmal in Bozen am Start war (2017 belegte sie den zweiten Platz), gibt Cherono ihr Debüt. Außenseiterchancen werden am Dienstagnachmittag auch Alemitu Tariku aus Äthiopien eingeräumt. Die 19-Jährige wurde im März Vize-Weltmeisterin im Crosslauf in der Altersklasse U20.
BOclassic Südtirol: Kurzportraits der Topstars
Männer:
Amos Kipruto (Kenia):
Bei der WM in Doha belegte der 27-jährige Afrikaner über die Marathon-Distanz den dritten Platz und holte Bronze. Nur wenige Wochen später erzielte er beim Straßenlauf im sizilianischen Scicli (Provinz Ragusa) über 10km eine neue persönliche Bestleistung. Die Stoppuhr blieb für Amos Kipruto nach 29.45 Minuten stehen.
Yemaneberhan Crippa (Italien):
Er ist der unbestrittene Publikumsliebling beim BOclassic Südtirol. Und möglicherweise ist er der erste Italiener, der 31 Jahre nach dem Sieg von Salvatore Antibo in Bozen gewinnen kann. Yemaneberhan Crippa stellte seine Stärke vor wenigen Monaten bei der Leichtathletik-WM in Doha eindrucksvoll unter Beweis, als er über 10.000 Meter in 27.10,76 einen neuen italienischen Rekord aufstellte. Gleichzeitig sicherte sich Crippa das Olympia-Ticket für Tokio 2020. Der EM-Bronzemedaillengewinner über 10.000 Meter ist seit 2015 jedes Jahr beim Bozner Silvesterlauf am Start. Als bestes Ergebnis hat der 23-jährige Trentiner in Südtirols Hauptstadt einen vierten Platz aus dem Jahr 2017 zu Buche stehen, als der große Muktar Edris den Sieg davontrug.
Telahun Haile Bekele (Äthiopien):
Er kann getrost als Shootingstar der internationalen Langstrecken-Szene gesehen werden. Bei der WM in Doha rauschte der 20-jährige Äthiopier über 5000m als vierter nur knapp am Podium vorbei. Im Juni entschied Bekele das 5000-m-Rennen der Diamond League in Rom für sich, wo er in 12.52,98 Minuten seine persönliche Bestzeit erzielte. Auch bei Straßenläufen war der Afrikaner sehr stark unterwegs. So gewann er im Oktober in Trient den renommierten Lauf Giro al Sas, während er im April im schweizerischen Dongio in 27.53 Minuten eine persönliche Bestzeit erzielt hatte, die ihm den zweiten Platz einbrachte.
Yohanes Chiapinelli (Italien):
Der „Azzurro“ ist ein Hindernis-Spezialist. In seiner Parade-Disziplin hat der 22-Jährige im Vorjahr bei der EM in Berlin über 3000m die Bronzemedaille gewonnen. 2017 kürte sich Chiapinelli in Polen zum U23-Europameister. Seine Bestzeit über 10km liegt bei 30.15 Minuten, aufgestellt im vergangenen Jahr in Trient.
Frauen:
Netsanet Gudeta (Äthiopien):
Mit ihr kommt die Titelverteidigerin in die Talferstadt, die am Waltherplatz bereits zwei Mal triumphierte. Im Vorjahr lieferte sich Netsanet Gudeta mit der Kenianerin Janet Kisa einen packenden Zweikampf. Es war gleichzeitig das Duell zwischen der BOclassic-Südtirol-Siegerin von 2015 gegen jener aus dem Jahr 2014. Am Ende setzte sich Halbmarathon-Weltmeisterin Gudeta in 15.46 Minuten durch – eine der schnellsten Zeiten, die zum Jahresende jemals in Bozen gelaufen worden sind. Für die 28-jährige Afrikanerin handelte es sich zudem um den zweiten Triumph in der Talferstadt. Nun möchte Gudeta für den dritten Streich am Silvestertag sorgen. Ihre Bestzeit bei einem Straßenlauf über 5km liegt bei 15.22 Minuten, auf der Bahn über 5000m bei 15.25 Minuten.
Margaret Chelimo Kipkemboi (Kenia):
Die 26-jährige Kenianerin hat im Oktober bei der Leichtathletik-WM in Doha über 5000m die Silbermedaille gewonnen und damals in 14.27 Minuten auch ihre persönliche Bestzeit erzielt. Auch an Bozen hat Margaret Chelimo Kipkemboi gute Erinnerungen: Beim BOclassic 2017 belegte sie hinter Agnes Tirop (ebenfalls Kenia) den zweiten Platz. Während Chelimo Kipkemboi damals in 15.58 Minuten ihre persönliche Bestzeit bei einem 5000-m-Straßenrennen erzielte, stellte Tirop in 15.30 Minuten einen neuen phantastischen Streckenrekord auf.
Mercy Cherono (Kenia):
Der größte Erfolg der 28-jährigen Kenianerin ist der Gewinn der Silbermedaille bei der Leichtathletik-WM 2013 in Moskau. Zwei Jahre später belegte sie bei den Titelkämpfen in Peking den fünften Platz und rauschte 2016 bei den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro als vierte haarscharf an einer Medaille vorbei. Zu Buche steht ihr außerdem der Sieg über 5000m bei den Commonwealth Games 2014 im schottischen Glasgow. Ihre Bestzeit über 5000m liegt auf der Bahn bei 14.33,95 Minuten, bei einem Straßenlauf über 5km bei 15.27 Minuten. Bereits in ihrer Jugend war Cherono sehr erfolgreich: 2010 wurde sie U20-Weltmeisterin im Cross-Lauf, außerdem holte die Afrikanerin in den Jahren 2008 und 2010 Gold bei den U20-Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Polen und Kanada. Sehr erfolgreich ging Mercy Cherono auch in der Diamond League an den Start, was neun Siege auf den Distanzen zwischen 3000 und 5000 Metern untermauern. Beim BOclassic Südtirol zum ersten Mal dabei.
Alemitu Tariku (Äthiopien)
Das fast abgelaufene Jahr war für die 19-jährige Äthiopierin ein sehr erfolgreiches. Bei der U20-WM im Crosslauf Ende März im dänischen Aarhus belegte Tariku im Einmzel den zweiten Platz und holte mit der Mannschaft Gold. Bei den Afrikaspielen in Rabat (Marokko) landete die Afrikanerin über 5000 Meter auf dem dritten Platz und erzielte dabei in 15.37 Minuten ihre Saisonbestleistung und persönliche Bestleistung über diese Distanz. Erster Start beim BOclassic Südtirol.
45. BOclassic Südtirol (31. Dezember 2019) – Programm:
8.00 – 11.00 Uhr: Startnummernausgabe im Rennbüro
12.00: Start Just for Fun Event ohne Wettkampfcharakter
13.00: Start BOclassic Ladurner Volkslauf
13.50: Start BOclassic Raiffeisen Jugendcup
14.30: Start BOclassic Handbike
15.00: Start BOclassic Elite Damen
15.30: Start BOclassic Elite Herren
16.15: Prämierung Elite Läufe
17.30: Ende der Veranstaltung BOclassic