Von: mk
Karerpass – Beim Weltcup-Opening in Carezza hat eine Lokalmatadorin groß aufgetrumpft: Nadya Ochner aus Burgstall holte sich beim Parallel-Riesentorlauf auf der Pra-di-Tori-Piste als erste Italienerin überhaupt den Sieg. Bei den Herren triumphierte der Slowene Tim Mastnak.
Am Ende konnte es Nadya Ochner selbst kaum glauben: Die Südtirolerin, die im Weltcup bisher noch keinen Einzel-Sieg zu Buche stehen hatte, erlebte ausgerechnet beim Heimrennen in Carezza ihre große Stunde. Bereits in der Qualifikation deutete Ochner ihre gute Form an, die sie später auch in der K.O.-Phase eindrucksvoll bestätigte und mit der sie schließlich bis ins Finale vordringen konnte. Dort wartete wenig überraschend die Vorjahres- und Olympia-Siegerin Ester Ledecka. In einem engen Duell ließ sich Ochner von der Favoritin nicht abschütteln und ging auf volle Attacke – mit Erfolg, wie sich zeigte. Dank eines hauchdünnen Vorsprungs von 0,22 Sekunden durfte die Burgstallerin im Ziel über den sensationellen Sieg jubeln – und nicht nur FISI-Präsident Flavio Roda applaudierte, ganz Carezza bebte.
Damit ist eine lange Südtiroler Durststrecke auf der Pra-di-Tori-Piste zu Ende gegangen: 2014 holte sich mit Roland Fischnaller zum letzten Mal ein heimischer Athlet den Sieg. Nadya Ochner fuhr damals als Dritte aufs Podest – ihr einziges Carezza-Stockerl bis zu ihrem Sensations-Erfolg an diesem Donnerstag.
Premierensieger bei den Herren
Bei den Herren gab es ebenfalls eine Premiere: Der Slowene Tim Mastnak holte sich in einem packenden Finale gegen den österreichischen Routinier Benjamin Karl souverän seinen ersten Sieg am Karerpass. Für den 27-Jährigen war es der zweite Erfolg seiner Karriere, nachdem er erst im März dieses Jahres in Scuol (Schweiz) zum ersten Mal triumphiert hatte. Platz drei ging an den Österreicher Sebastian Kislinger. Vorjahressieger Andrey Sobolev aus Russland musste sich mit Rang acht zufrieden geben, gefolgt vom Schweizer Olympia-Sieger Nevin Galmarini.
Kein Glück für die weiteren „Azzurri“
Die Italiener hatten mit der Entscheidung nichts zu tun. Der am Rücken angeschlagene Roland Fischnaller (Villnöß) und Aaron March (Schabs) mussten nach überzeugenden Auftritten im Viertelfinale die weiße Fahne hissen, Mirko Felicetti (Fassatal) schied im Achtelfinale aus. Bereits in der Qualifikation musste der Langtauferer Edwin Coratti, im Vorjahr fünf Mal auf dem Weltcuppodest, die Segel streichen. Daniele Bagozza aus St. Ulrich schrammte als 18. dagegen nur knapp an den Achtelfinals vorbei. Marc Hofer (34.), Gabriel Messner (ausgeschieden) bzw. Jasmin Coratti (35.), Aline Moroder (37.) und Weltcup-Debütantin Sindy Schmalzl (41.) scheiterten ebenfalls in der Qualifikation.
Die Stimmen zum Rennen:
Nadya Ochner (ITA/1. Platz Frauen): „Das ist einfach nur unglaublich. Nie und nimmer hätte ich gedacht, dass ich hier einmal auf dem Siegerpodest stehen würde. Die Ausgangslage vor dem Finale war nahezu aussichtslos, doch ich habe mir gesagt: Komm schon, das ist heute dein Tag, heute kannst du Ester schlagen. Jetzt unmittelbar danach fehlen mir einfach die Worte.“
Ester Ledecka (CZE/2. Platz, Frauen): „Mit diesem Auftakt bin ich überaus zufrieden. Meine Fahrten waren bis ins Finale sehr, sehr gut. Im entscheidenden Lauf war Nadya dann einfach besser, das muss ich neidlos anerkennen.“
Tim Mastnak (SLO/1. Platz, Männer): „Das ist mal ein Auftakt nach Maß! Mir ist es gelungen, meine gute Form aus der vergangenen Saison in die neue mitzunehmen. Dieser Sieg hat eine besondere Bedeutung, da dieser Hang sicherlich einer der schwierigsten im ganzen Weltcup ist. Ein solches Ergebnis gibt jetzt nochmal richtig Rückenwind.“
Aaron March (ITA/5. Platz, Männer): „Ich hatte mir für das Heimrennen das Viertelfinale zum Ziel gesetzt und das ist mir gelungen. Das war schon mal eine wichtige Standortbestimmung, darauf kann ich aufbauen.“
Die Top Ten beim Weltcup-Riesentorlauf in Carezza:
Männer
1. Tim Mastnak (SLO)
2. Benjamin Karl (AUT)
3. Sebastian Kislinger (AUT)
4. Andreas Prommegger (AUT)
5. Aaron March (ITA)
6. Zan Kosir (SLO)
7. Roland Fischnaller (ITA)
8. Andrey Sobolev (RUS)
9. Nevin Galmarini (SUI)
10. Stefan Baumeister (GER)
Frauen
1. Nadya Ochner (ITA)
2. Ester Ledecka (CZE)
3. Ramona Hofmeister (GER)
4. Cheyenne Loch (GER)
5. Milena Bykova (RUS)
6. Natalia Soboleva (RUS)
7. Julie Zogg (SUI)
8. Elizaveta Salikhova (RUS)
9. Michelle Dekker (NED)
10. Selina Jörg (GER)