Initiative für Solidarität und Inklusion im sportlichen Wettbewerb

Fair-Play-Champions in Bozen ausgezeichnet

Samstag, 07. Oktober 2023 | 11:44 Uhr

Bozen – Die zweite Ausgabe von WeFairPlay ist am gestrigen Freitag erfolgreich zu Ende gegangen. Die Initiative des Sportvereins Gs Excelsior zeichnet vorbildliche Beispiele für Respekt und Inklusion im Sport aus. In der Jury vertreten waren Südtiroler Sportgrößen wie Tania Cagnotto, Manuela Mölgg, Claudia Schuler und Antonella Bellutti. Ehrengast des Abends war die ehemalige Radweltmeisterin Alessandra Cappellotto

Vom dänischen Tour-de-France-Sieger Jonas Vingegaard, der bremst, um auf seinen engsten Verfolger Tadej Pogacar zu warten, der gerade gestürzt war, bis hin zu Jannik Sinner, der seinem Gegner einen Punkt (und damit ein Game) zugesteht, den der Schiedsrichter nicht gesehen hatte. Vom ehemaligen Boxchampion, der seine Sporthalle für junge Menschen mit Behinderungen öffnet, zum jungen Cyclocross-Fahrer, der einem gestürzten Gegner zu Hilfe eilt. Das sind nur einige der Gewinner-Geschichten der zweiten Ausgabe von WeFairPlay, einer Initiative des Amateursportvereins Gs Excelsior – bekannt für sein Engagement für soziale Inklusion durch Sport – in Zusammenarbeit mit dem Land Südtirol.

Bei der Preisverleihung, die am Freitag, den 6. Oktober, in der Messe Bozen stattgefunden hat, wurden sechs Preise an Personen und Vereine verliehen, die sich durch ihre Gesten oder Initiativen als Beispiele für Fairness, Inklusion und Solidarität im Sport hervorgetan haben. Die Gewinner in den einzelnen Kategorien sind: Jonas Vingegaard (Fair-Play-Geste – Open), Jannik Sinner (Fair-Play-Geste – Südtirol), die soziale Schneiderei KeChic (Fair-Play-Initiative – Open), die Boxhalle Nicotera (Fair-Play- Initiative – Südtirol), Ettore Prà (Jugendpreis); der Excelsior-Sonderpreis wurde an Alessandra Cappellotto vergeben.

“Es freut uns, bereits zum zweiten Mal diese Initiative unterstützen zu können, die sich zum Ziel setzt, unserer Jugend positive Werte für Sport und tägliches Leben zu vermitteln “, so Landeshauptmann Arno Kompatscher. “Diese Geschichten großer internationaler Sportler sowie jener Menschen, die hier leben und in Südtirol tagtäglich ihren Beitrag leisten, stehen im Zeichen von Fairness, Respekt und Hilfsbereitschaft. Jeder und jede Einzelne von ihnen ist ein Vorbild”.

“Wir freuen uns sehr über den Erfolg dieser zweiten Auflage. Vor allem, weil wir immer mehr Sportlern, Sportbegeisterte, Jugendliche, Vereine und Schulen sehen, die sich über die verschiedenen Initiativen von WeFairPlay gemeinsam für Solidarität, Inklusion und einen gesunden sportlichen Wettbewerb einsetzen. Die rege Teilnahme und das positive Feedback, das wir erhalten haben, ermutigen uns, mit noch größerer Begeisterung auf die nächste Ausgabe im Jahr 2024 hinzuarbeiten”, sagt Mirco Marchiodi, Präsident des Fußballvereins Gs Excelsior, der für seine Fairness auf dem Spielfeld bekannt ist, sowie dafür, alle, unabhängig von ihrem Talent, als Spieler willkommen zu heißen und ihnen die gleiche Spielzeit zu gewähren.

Die Gewinner: Kleine und große Fair-Play-Geschichten

Bei der Preisverleihung wurden sechs Preise vergeben: zwei Preise für die beste Fair-Play-Geste (einer für Südtirol und ein internationaler Preis), zwei Preise für die lobenswerteste Initiative der Solidarität und Inklusion, ebenfalls für Südtirol und auf internationaler Ebene, sowie ein Jugendpreis und ein Sonderpreis, der vom Verein Excelsior verliehen wurde. Die Preisträger wurden von einer namhaften Jury bestimmt, bestehend aus großen Namen aus Sport und Journalismus: Claudia Schuler, Antonella Bellutti, Tania Cagnotto, Martin Pavlu, Manuela Mölgg, Christian Lanthaler, Damiano Tommasi, Stefano Bizzotto, Alberto Faustini, Andreas Vieider und Manuela Vontavon.

Der Jugendpreis ging an einen jungen Mann aus Verona, Ettore Prà, für seine außergewöhnliche Fair-Play-Geste aus dem Jahr 2022. Als er beim Cyclocross-Rennen “XC tra le torri” sah, wie sein direkter Gegner vom Rad stürzte, beschloss er, anzuhalten und ihm zu helfen, wobei er das Rennen am Ende trotzdem für sich entscheiden konnte. Ein Zeichen der Fairness und eine Geste, die ihm die Auszeichnung “Alfiere della Repubblica” einbrachte.

Der Preis für die beste Fair-Play-Geste (Sektion Open) ging an Jonas Vingegaard, den dänischen Radsport-Champion und Protagonisten einer großen Geste der Solidarität während der Tour de France 2022: Bei einem Kopf-an-Kopf-Rennen auf einer steilen Abfahrt in den Pyrenäen stürzt sein Rivale Pogacar in einer Kurve. Drei Etappen vor Schluss hat Vingegaard nun die Chance, seinen Vorsprung auszubauen, doch der Däne will auf Augenhöhe weiterfahren. Also verlangsamt er das Tempo und wartet auf seinen Rivalen, der ihm zum Dank die Hand schüttelt.

Der Preis für die beste Fair-Play-Geste (Sektion Südtirol) ging an Jannik Sinner, Tennis-Champion aus Sexten. Gleich zwei Mal hat der Südtiroler Tennisspieler seinen außergewöhnlichen Sportsgeist unter Beweis gestellt: Das erste Mal während des Turniers in Cincinnati 2022, als Sinner einen Punkt (und ein Game) abgab, indem er den Schiedsrichter darauf hinwies, dass der Aufschlag seines Gegners Kokkinakis im Feld gelandet war. Das zweite Mal, als Sinner während eines Spiels in Umag, ebenfalls im vergangenen Jahr, gegen Jaume Munar versehentlich das Netz mit seinem Schläger berührte. Der Schiedsrichter bemerkt es zunächst nicht, aber es ist Jannik selbst, der das Foul zugibt und dem Spanier den Punkt zugesteht.

Der Preis für die beste Fair-Play-Initiative (Sektion Open) ging an die soziale Schneiderei KeChic aus Mailand. Die Geschichte ist die von Cheikh Diattara, einem Musiker und Basketballspieler im Rollstuhl, der ursprünglich aus dem Senegal stammt. Innerhalb weniger Jahre verwirklichte er mithilfe von Valeria Zanoni, einer Freundin und Kommunikationsexpertin, seinen Traum, eine soziale Schneiderei in Mailand zu eröffnen. Auf diese Weise unterstützt er das Zentrum für behinderte Kinder in Dakar, das Cheikh schon als Kind besucht hatte.

Der Preis für die beste Fair-Play-Initiative in Südtirol ging an die Boxhalle Nicotera in Bozen. Hier vermittelt der ehemalige Champion Francesco Nicotera durch das Boxen wichtige Werte, nicht nur für den Sport, sondern auch fürs Leben. Vom “Babyboxen” bis zu echten Kämpfen, von Amateuren zu Profis: diese Boxhalle ist ein Ort, an dem Zusammenhalt und Integration gelebt werden und der auch junge Sportler mit Behinderungen willkommen heißt.

Der Excelsior-Sonderpreis wurde an Alessandra Cappellotto verliehen, die sich in den letzten Jahren durch ihr Engagement für den Verein Road To Equality hervorgetan hat, den sie gegründet hat, um die Emanzipation der Frauen in der Welt durch den Sport und insbesondere den Radsport zu fördern. Die Radsportlerin aus Vicenza war die erste Italienerin, die 1997 in San Sebastián, Spanien, die Straßenradsport-Weltmeisterschaft gewann.

“Die Geschichte und das Engagement von Alessandra Cappellotto und ihrem Verein Road to Equality spiegeln genau den Geist unserer Initiative wider. Gleichheit und Gleichberechtigung sind Werte, die uns sehr am Herzen liegen. Respekt – für die Spielregeln, aber vor allem gegenüber den Menschen – Mitspielern, Schiedsrichtern, Gegnern – ist letztlich die wahre Essenz des Fair Play”, begründet Gs Excelsior-Präsident Mirco Marchiodi die Wahl der Preisträgerin.

WeFairPlay

Das 2022 gestartete Projekt hat über die Plattform wefairplay.org Dutzende von heimischen, nationalen und internationalen Fair-Play-Geschichten gesammelt und erzählt, von denen viele direkt von Bürgern und Sportverbänden eingereicht wurden. Die Initiative WeFairPlay wird von der Stiftung Südtiroler Sparkasse und Alperia unterstützt und in Zusammenarbeit mit Coni, dem Paralympischen Komitee Bozen, dem VSS (Verband der Sportvereine Südtirols), der USSA (Vereinigung der Südtiroler Sportvereine) und der Sporthilfe umgesetzt.

Von: lup

Bezirk: Bozen