Südtiroler schlägt im Finale einen starken Avondetto

Kerschbaumer setzt in Gsies ein Zeichen für Tokyo

Donnerstag, 03. Juni 2021 | 10:16 Uhr

Gsies – Südtirol schenkt dem Mountainbike und den Internazionali d’Italia Series immer wieder hervorragende Rennen und das war am Mittwoch, 2. Juni in Gsies bei der Gsies-Südtirol Trophy nicht anders. An einem traumhaften Tag im grünen Gsiesertal, von dem viele Athleten positiv überrascht waren, kam auch für den italienischen Mountainbike-Sport eine lang ersehnte Nachricht.

Nach einem schwierigen Saisonbeginn und bis jetzt enttäuschenden Resultaten hat sich Gerhard Kerschbaumer (Specialized Racing Team) heute seinen ersten Saisonsieg geholt und seine Ambitionen Richtung Olympische Spiele und Weltmeisterschaften in Val di Sole unterstrichen.

Somit kann auch Nationaltrainer Mirko Celestino lachen, ebenso wie Catharine Pendrel (Clif Pro Team), ein großer Champion, der gerade einmal vier Monate nach der Geburt ihrer ersten Tochter schon wieder ein Rennen gewinnt.

Somit kann das vom SSV Pichl/Gsies organisierte Rennen mit zwei absoluten Champions als Tagessieger und den dazugehörenden schönen Geschichten aufwarten – mehr kann man nicht verlangen.

Es war am 20. Juli 2019, als Gerhard Kerschbaumer in Chies d’Alpago zum zweiten Mal Italienmeister wurde, nachdem er kurz zuvor die 2019-er-Ausgabe der Internazionali d’Italia gewonnen hat. Seit damals fehlten Kerschbaumer die wichtigen Siege, auch angesichts der letzten Saison im Zeichen von COVID. Diese Durststrecke ging am Mittwoch, 2. Juni zu Hause in Südtirol zu Ende und das auch noch genau in Gsies, wo er bereits als Kind Rennen bestritten hat.

Auf der schwierigen Strecke der vierten Etappe der Internazionali d’Italia Series wollte Kerschbaumer von Anfang an den Rhythmus bestimmen und Tatsachen schaffen. So klar wie das war alsbald auch, wer der Einzige sein würde, der ihm die Stirn bieten kann: und zwar Simone Avondetto (Trek-Pirelli), der zuletzt seinen ersten Podestplatz im U23-Weltcup geholt hat und von Rennen zu Rennen zeigt, dass er auch bei der Elite ganz vorne mitfahren kann.

In einem selektiven Rennen, in dem der 30-jährige vom Team Specialized mehrmals in den Aufstiegen und technischen Abfahrten aufs Gas gedrückt hat, konnte der beste U23-Athlet der Internazionali d’Italia Series bis zur vorletzten Runde alle Tempoverschärfungen mitgehen, ehe Kerschbaumer die entscheidende Attacke setzen konnte und Avondetto endgültig abhängen konnte.

Am Ende trennten die beiden 37 Sekunden, aber Avondetto konnte mit seinem heutigen 2. Platz bei einem noch ausstehenden Rennen die Führung in der Gesamtwertung – allerdings nur mit einem Punkt – übernehmen.

Für Kerschbaumer hingegen war es der erste Erfolg im neuen rot-schwarzen Trikot und vor allem erhielt er die Gewissheit zurück, dass er wieder siegen kann.

“Heute ist alles wirklich gut gelaufen”, so Kerschbaumer. “Ehrlich gesagt war ich schon ein bisschen besorgt über die ausbleibenden Ergebnisse in diesem ersten Abschnitt der Saison, aber mittlerweile kenne ich mich gut genug und ich weiß, dass ich erst dann alles aus mir herausholen kann, wenn die warme Jahreszeit kommt. Heute war es warm in Gsies und ich habe mich genau so gefühlt, wie ich mir das vorgestellt habe. Ein Kompliment auch den Organisatoren, die eine Top-Strecke vorbereitet haben und für mich ist es eine gute Nachricht, dass hier nächstes Jahr die Italienmeisterschaften stattfinden werden. Jetzt aber schaue ich nach vorne Richtung Tokyo und ich weiß, dass es auch dort warm sein wird. Dann kommt die Weltmeisterschaft in Val di Sole und es wäre mein Traum, hier in Italien Weltmeister zu werden, vielleicht sogar vor einem feiernden Publikum. Ob sich das realisieren lässt, werden wir sehen.”

Hinter den beiden Duellanten, holt sich der Chilene Martin Vidaurre mit einem Rückstand von 1:01 min den 3. Platz, vor Andreas Vittone (KTM Protek Elettrosystem) und Anton Sintsov (Struby Bixs Team). Gioele Bertolini (Trinx Factory Racing) fuhr hinter einem starken Davide Toneatti (Team Rudy Project) auf Platz 8, während Nadir Colledani.

Kanadische Dominanz bei den Damen Open

Bei den Damen Elite , war die Gsies-Südtirol Trophy eines der härtesten Rennen überhaupt in der heurigen Saison: eine Startrunde und 5 Runden zu je 4 km und mit 200 Höhenmetern ergaben fast eine Stunde und vierzig Minuten Renn-Action.

Siegerin der ersten Ausgabe der Südtirol-Trophy war mit der Kanadierin Catharine Pendrel (Clif Pro Team) eine Athletin, für die der höchste Platz auf dem Podest bei weitem keine neue Erfahrung war: immerhin hat die 41-jährige Kanadierin zwei Weltcup-Gesamtsiege und eine Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio auf der Habenseite.

Für sie hat der Sieg in Gsies eine ganz besondere Bedeutung, nach dem er vier Monate nach der bisher besten Erfahrung in ihrem Leben kommt: erst Ende Jänner hat Pendrel ihre Tochter Dara zu Welt gebracht, die sie unmittelbar nach der Zielankunft auch küssen konnte. Somit war es für die Kanadierin der erste Sieg nach ihrer Rückkehr in den Rennzirkus.

Nachdem nach der Startrunde das Feld noch von einer anderen Kanadierin, Jennifer Jackson vom Norco Factory Team XC, angeführt wurde, hat Pendrel ab der zweiten Runde entschieden das Kommando übernommen und nur Chiara Teocchi (Trinity Racing), die Gesamtführende der Rennserie, konnte ihr mit Respektabstand folgen.

Diese Situation hat sich nur in der letzten Runde geändert, als Teocchi dem Anfangstempo Tribut zollen musste und die andere Kanadierin Sandra Walter eine Aufholjagd starten konnte und schlussendlich bis auf 7 Sekunden an die Siegerin herangekommen ist. Auf Platz 3 landete schließlich mit einem Rückstand von 1:21 min Teocchi, die somit weiterhin die Gesamtwertung anführt. Mit einem Rückstand von 2:38 min landete Eva Lechner (Trinx Factory Racing) nur auf Platz 4, gefolgt von Martina Berta und Lokalmatadorin Greta Seiwald (Team Santa Cruz – FSA).

“Es war ein wirklich schweres Rennen, länger als wir es sonst gewohnt sind” erzählt Pendrel, “aber die Strecke war wirklich schön. In meiner Karriere bin ich nur wenige Rennen in Italien gefahren, aber wenn alle Strecken so sind, muss ich das viel öfter machen. Ich komme gerade von wichtigsten Trainingsblock dieses Jahres und ich wusste nicht ganz genau, was ich für heute erwarten konnte, aber ich bin froh, dass ich mir selbst zeigen konnte, dass ich auch nach der Mutterschaft wieder so stark zurückkehren kann. Jetzt bereite ich mich weiter auch die nächsten Weltcups und die Olympischen Spiele in Tokyo vor, wo ich auf einen weiteren unvergesslichen Tag hoffe.”

Junior: Siffredi lässt alle hinter sich

Wie üblich, haben die Junioren den Renntag bei den Internazionali d’Italia Series eröffnet und somit die Gsies-Südtirol Trophy eingeweiht.

Wie vorausgesagt, erwiesen sich die insgesamt 5 Runden als schwer und selektiv. Somit gab es ein Ausscheidungsrennen, bei dem die Führungsgruppe immer kleiner wurde, ehe sich schlussendlich Italienmeister Matteo Siffredi (Scott-Libarna) als der eindeutig stärkste Athlet des Tages herauskristallisiert und seinen ersten Sieg bei den Internazionali d’Italia 2021 geholt hat. Er konnte am Ende Filippo Agostinacchio (Scott-Libarna) und Yannick Parisi (Cicli Lucchini) um je 40 Sekunden hinter sich lassen.

Die drei Protagonisten haben im Laufe der ersten Runde das Kommando übernommen, aber dann konnten zuerst Parisi und dann Agostinacchio dem Tempo des Liguriers nicht mehr folgen und mussten abreißen lassen, woraufhin dieser auf den letzten Kilometern das Rennen kontrolliert zu Ende gefahren ist. Agostinacchio hat dann den Sprint zwischen den beiden Athleten aus dem Aostatal gewonnen und somit seine Führung in der Gesamtwertung der Internazionali d’Italia Series bei einem noch ausstehenden Rennen verteidigt.

Bei den Juniorinnen hat Sara Cortinovis (Four ES Racing Team) ihre perfekte Saison fortgesetzt und sich beim vierten Rennen auch den vierten Sieg geholt. Dahinter folgen dann mit großem Abstand Noemi Plankensteiner (Trinx Factory Racing) auf Platz zwei mit einem Rückstand von 3:07 min und Sophie Auer (ASV St. Lorenzen Rad) auf Platz 3 mit einem Rückstand von 4:30 min.

Nächste Etappe: La Thuile 

Eine großartige Saison der Internazionali d’Italia Series neigt sich jetzt dem Ende zu und das letzte Rennen findet am Samstag, 26. Juni in La Thuile (AO) statt, wo auf dem technisch anspruchsvollen und spektakulären Kurs, den Enrico Martello designt hat. Dort werden dann die Sieger eines denkwürdigen Jahres gekürt.

So wie üblich, gibt es bei der Abschlussetappe die doppelte Punktzahl und somit ist noch alles offen, besonders bei den Open Herren und den Juniorinnen, während bei den Damen Open der Vorsprung von Chiara Teocchi bereits etwas größer ist und bei den Juniorinnen Sara Cortinovis schon gar nicht mehr einzuholen ist.

Kalender der Internazionali d’Italia Series

1. Etappe – Andora Race Cup – 7 März
2. Etappe – Capoliveri Legend XCO – 5 April
3. Etappe – Marlene Sudtirol Sunshine Race – 10 April
4. Etappe – Valle di Casies – Südtirol Trophy – 2 Juni
5. Etappe – La Thuile MTB Race – 26 Juni

Von: mk

Bezirk: Pustertal