Langjährige Weggefährten: Helmut Marko (r.) und Christian Horner

Marko möchte sich bei Horner “ganz herzlich bedanken”

Donnerstag, 10. Juli 2025 | 15:25 Uhr

Von: apa

Red-Bull-Berater Helmut Marko hat nach der Trennung von Christian Horner als Teamchef sein Schweigen gebrochen. “Christian und ich haben über 20 Jahre lang sehr erfolgreich zusammengearbeitet – sowohl in der Formel 1 als auch in der Formel 3000. Dafür möchte ich mich bei Christian ganz herzlich bedanken”, wurde Marko am Donnerstag in einem Instagram-Beitrag des Formel-1-Rennstalls zitiert. “Wir haben zwei Fahrerweltmeister und mehrere Grand-Prix-Sieger mitentwickelt.”

Man habe in der gemeinsamen Zeit “unglaublich viele herausragende Erfolge” gefeiert. “Das war – und ist – immer der Weg von Red Bull”, ergänzte der 82-jährige Steirer, der Horner 2005 gemeinsam mit Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz als Teamboss eingesetzt hatte. Zuvor war Horner erfolgreicher Chef beim Formel-3000-Rennstall Arden gewesen. In seinem knappen Statement äußerte sich Marko auch zur aktuellen sportlichen Situation bei Red Bull Racing: “Es sind noch zwölf Rennen zu fahren, und wir werden weiter um die Fahrerweltmeisterschaft kämpfen, solange es rechnerisch möglich ist.” Auf Medienanfragen wollte Marko davor nicht antworten.

Horner verlor zusehends Unterstützung

Für Horner sei die Nachricht von seinem sofortigen Dienstende ein “Schock” gewesen. Er wolle “jedem einzelnen Mitglied des Teams meinen Dank aussprechen”, sagte der Brite in seiner Abschiedsrede in Milton Keynes, die der Sender Sky Sports am Mittwoch in Teilen veröffentlichte. Horner dürfte den Machtkampf gegen das Verstappen-Lager und Marko verloren haben. Offiziell wurden von keiner Seite Gründe für den Schritt genannt. “Ich gehe mit großem Stolz auf das, was wir erreicht haben”, schrieb Horner auf Instagram. “Schweren Herzens verabschiede ich mich heute von dem Team, das ich so sehr geliebt habe.”

Seit 2016 ist Max Verstappen ein, wenn nicht der Protagonist dieses Teams. Enge Wegbegleiter berichten, dass der Niederländer ein loyaler Charakter sei, der wisse, was er Red Bull und vor allem Talenteförderer Marko zu verdanken habe. Er schätze eine Atmosphäre, die erkennen lasse, dass alle im Team an einem Strang ziehen, was ihm wichtiger sei als Vertragsklauseln. Nach dem Tod von Mateschitz im Oktober 2022 dürfte die Machtbalance im Formel-1-Rennstall aber immer mehr in Richtung Horner gekippt sein.

Das Platzen der Affäre wegen seines potenziell unangemessenen Verhaltens gegenüber einer Mitarbeiterin führte Anfang 2024 zur Eskalation. Jos Verstappen, der Vater von Max, forderte offen Horners Rauswurf. Die operative Führung des Konzerns wollte genau das tun, die Mehrheitseigentümer aus Thailand hielten jedoch die schützende Hand über ihn. Im März 2024 wollte Horner Helmut Marko loswerden, was auch durch Verstappens Veto verhindert wurde. Zentrale Figuren wie Rob Marshall (zu McLaren), Adrian Newey (Aston Martin) oder Jonathan Wheatley (Sauber) verließen auch wegen Horner das Team. Zudem droht ihm weiteres Ungemach: Seine Ex-Assistentin, die die Horner-Affäre ins Rollen gebracht hatte, will die Sache nun doch gerichtlich klären lassen.

Ferrari, Alpine an der Gerüchtebörse hoch im Kurs

Das sowie die seit Monaten andauernde sportliche Krise und ein halbherzig dementierter Flirt mit Ferrari lieferten den Red-Bull-Bossen die Argumente für die Trennung mitten in der Saison. Interessant ist auch, dass der thailändische Yoovidhya-Clan seit 20. Mai 2025 offiziell nicht mehr die Mehrheit an der Red Bull GmbH hält. Denn Chalerm Yoovidhya überschrieb seinen Zwei-Prozent-Anteil am Getränkekonzern zur Gänze an eine Schweizer Treuhandfirma, die Fides Trustees SA. Dadurch halten die Yoovidhya-Familien-Holding und Mateschitz-Sohn Mark nun jeweils 49 Prozent der Anteile an dem Unternehmen. Ob sich damit auch die wahren Machtverhältnisse verschoben haben, ist nicht bekannt.

Horner sagte, dass er weiterhin im Unternehmen beschäftigt bleibe. Die Auflösung seines noch bis ins Jahr 2030 laufenden Vertrags werde aber derzeit verhandelt, berichten mehrere Medien übereinstimmend. Das könnte nach einer Pause den Wechsel zu einem anderen Team ermöglichen. Bei Ferrari gibt es Gerüchte über die Ablösung von Teamchef Fred Vasseur, der nur bis Ende 2025 Vertrag hat. Horner dürfte bereits lose Gespräche mit dem Konzern-Vorsitzenden John Elkann geführt haben. Bei Alpine, wo Flavio Briatore nur als Überbrückung dient, wird definitiv ein neuer starker Mann gesucht. Der Rennstall könnte auch deswegen für Horner attraktiv sein, weil als Teil der Vergütung Anteile überschrieben werden könnten. Dass Briatore und Horner eine gute Beziehung pflegen, ist bekannt. “Ein Konkurrent auf der Strecke, aber auch ein Freund abseits der Strecke”, schrieb Briatore am Mittwoch auf Instagram.

Mekies soll Red Bull in ruhigere Gewässer führen

Horners Nachfolger Laurent Mekies soll nun vor allem Ruhe bei Red Bull Racing reinbringen. Der 48-Jährige, bisher Teamchef bei den Racing Bulls neben dem österreichischen CEO Peter Bayer, verfügt über enorme Erfahrung in der Formel 1, war etwa auch bei Arrows, Ferrari und der FIA. Im Jahr 2003 war der Franzose als Renningenieur zu Minardi gekommen und stieg dort zum Chefingenieur auf. Als Red Bull das Team übernahm und es in Toro Rosso umbenannte, spielte Mekies eine Schlüsselrolle beim Aufstieg von Sebastian Vettel. Nun soll er den Umbruch in ein neues Regel-Zeitalter moderieren. Die Trennung von Horner wird von vielen Beobachtern als Zeichen gedeutet, dass er dabei – zumindest für 2026 – mit Verstappen planen kann.

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