Norris (r.) und Piastri hatten Grund zum Feiern

McLaren bei Gala-Vorführung in Spielberg “außer Reichweite”

Montag, 30. Juni 2025 | 09:32 Uhr

Von: APA/dpa

McLaren hat nach seinem Kanada-Durchhänger eine neue Dimension von Überlegenheit in diesem Formel-1-Jahr demonstriert. In Spielberg gewann Lando Norris am Sonntag vor seinem Stallrivalen Oscar Piastri, dabei fuhr das Papaya-Duo die übrige Konkurrenz in Grund und Boden. Red-Bull-Pilot Max Verstappen war in der ersten Runde durch Fremdverschulden ausgeschieden, hätte aber auch nichts ausrichten können. “Die McLaren sind außer Reichweite”, sagte Red-Bull-Berater Helmut Marko.

Der von der Pole Position gestartete Norris kämpfte zu Beginn und gegen Ende des Rennens hart mit Piastri, bevor der Brite seinen dritten Saisonsieg und den ersten seit dem Großen Preis von Monaco im Mai fixierte. Der drittplatzierte Charles Leclerc lag im Ferrari bereits 20 Sekunden zurück. “Ich glaube, wir haben recht schnell gewusst, dass wir mit einem schnelleren Auto nicht gegen die Ferraris fahren würden, und wir haben nur nach vorne geschaut”, sagte Norris. “Es hat viel Spaß gemacht, es war zwar ein schwieriges Rennen, aber wir haben es gut gemanagt.”

Marko: Rückstand “nicht mehr aufholbar”

Im WM-Klassement verringerte Norris den Rückstand auf seinen australischen Teamkollegen auf 15 Punkte – die WM scheint damit endgültig zum Fall für zwei geworden zu sein. Titelverteidiger Verstappen hat als WM-Dritter, nachdem er von Mercedes-Rookie Kimi Antonelli aus dem Rennen bugsiert worden war, 61 Punkte Rückstand. Das sei “fast nicht mehr aufholbar. Wenn also nichts Außergewöhnliches passiert, dann müssen wir davon ausgehen, dass die WM dahin ist”, gab Marko konsterniert zu Protokoll.

Red-Bull-Teamchef Christian Horner bezeichnete den Grand Prix als “ein Heimrennen zum Vergessen”. Die WM-Lage schätzt er ähnlich wie Marko ein. “Der Abstand ist beträchtlich. Es sieht nach einem Wettstreit zwischen zwei Kandidaten aus.” Der Engländer erinnerte aber auch daran, dass sein Red-Bull-Team vor 18 Monaten noch jedes Rennen gewonnen habe. “Ich glaube noch immer, dass wir Stärke und Tiefe in diesem Team haben, die wir in den Leistungen leider noch nicht gesehen haben”, sagte er. Red Bull müsse einfach “cleverer arbeiten”.

Verstappen war nach seinem ersten Ausfall seit Melbourne 2024 “am meisten enttäuscht. Aber auch das ist der Rennsport. Wir hatten hier schon viele großartige Momente. Wir schauen nur von Rennen zu Rennen und versuchen, mehr aus unserem Auto herauszuholen, versuchen zu lernen”, meinte er vor den noch 13 Rennen. Red Bull Racing habe noch einige Updates im Köcher, bevor man die Weiterentwicklung des Autos stoppen werde. “Ist es genug, um McLaren anzugreifen? Ich bin mir nicht sicher, vielleicht nicht. Aber ich möchte auch nicht deprimiert klingen.”

Zwischen Rätseln und Realismus

Der große Rückstand sei das eine, bemerkte Marko. “Fast noch alarmierender ist, dass Piastri fast den Großteil des Rennens in einem Abstand von einer bis zwei Sekunden hinterhergefahren ist, ohne dass weder Bremsen noch Reifen gelitten haben. Wenn wir das machen, sind wir nach drei Runden wärmetechnisch so am Limit, dass wir uns zurückfallen lassen müssen”, erklärte der Grazer. Es gebe allerdings die kleine Hoffnung, dass McLaren nur in Spielberg und nur bei den hohen Temperaturen hier derart dominant war. In Silverstone wird es am ersten Juli-Wochenende kühler sein. “Schauen wir, wie es dort geht.”

Bei den anderen Konkurrenten gab es ebenfalls lange Gesichter und Rätselraten, teilweise schwang Resignation mit. Ferrari holte – in Abwesenheit von Teamchef Fred Vasseur – immerhin Platz zwei in der Konstrukteurswertung von Mercedes zurück, nachdem bei den “Silberpfeilen” nur Montreal-Sieger George Russell als Fünfter eine Zielankunft hatte. “Ich glaube nicht, dass wir die Pace hatten, um vorne zu bleiben. Im Grunde genommen war es von der ersten Kurve bis zum Ende ein sehr langweiliges Rennen”, gab Leclerc unumwunden zu.

Aktuell, da keine Gefahr von Verstappen oder jemand anderem droht, hat McLaren auch noch weniger Grund, von den “Papaya-Regeln” abzuweichen und die Zweikämpfe zwischen seinen Fahrern mit Team-Ordern zu unterbinden. Piastri und Norris können und sollen sich auf der Strecke bekämpfen, solange keine unüberlegten, dummen Manöver versucht werden, die den Gesamterfolg beeinträchtigen könnten. In Österreich gab es “nur eine Situation, in der sich die beiden Autos etwas zu nahe kamen, und das war in Kurve vier, als Oscar sehr nahe an Lando herankam”, sagte McLaren-Teamchef Andrea Stella.

Verstappen freut sich über Sieg als Teambesitzer

Zu keinem Manöver war Verstappen am Sonntag in der Lage. Wenigstens einen positiven Aspekt gab es dadurch für den Niederländer: Er konnte sich keine weiteren Strafpunkte mehr einhandeln. Und da am Montag zwei Punkte verfielen, hält der Weltmeister “nur” noch bei neun Strafpunkten, womit er nicht mehr direkt vor einer Rennsperre steht. Zudem konnte sich Verstappen über einen Triumph auf anderer Ebene freuen: Beim 24-Stunden-Rennen in Spa feierte sein GT-Team Verstappen.com Racing – u.a. mit seinem Freund Thierry Vermeulen am Steuer – den Sieg in der Gold-Cup-Klasse. “Ich denke, darauf können wir sehr stolz sein”, sagte der 27-Jährige.

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