Von: apa
Die Nachricht ist nach dem Aus von Lorenzo Musetti bei den ATP Finals gekommen: Nach Jannik Sinner verzichtet auch der zweite Top-Ten-Mann auf ein Antreten im Davis-Cup-Viertelfinale gegen Österreich in Bologna. Kurz vor der Abreise seines Teams nahm dies ÖTV-Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer mit Gelassenheit zur Kenntnis. Zwar haben sich die Chancen für sein Team etwas erhöht, doch für den Ex-Weltklassespieler ist Rot-weiß-Rot am Mittwoch (16.00) weiter deutlicher Außenseiter.
Mit Sinner und Musetti hätte Melzer Österreichs Chancen gar nur bei 5:95 eingestuft. “Jetzt würde ich sagen, sind wir bei 20:80. Mit einem (Flavio) Cobolli und (Matteo) Berrettini, der eine hervorragende Davis-Cup-Bilanz hat, sind wir da einfach nicht Favorit”, erklärte der 44-jährige Niederösterreicher am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien-Heiligenstadt. Das besondere Format mit zwei Einzeln und einem Doppel an einem Tag lasse aber etwas zu. “Es geht um einen Tag, an einem Tag kann so viel passieren. Auf das müssen wir es aufbauen und daran glauben. Wir brauchen einen perfekten, die einen bescheidenen Tag, dann sind wir dabei.”
Musetti müde und bald wieder Papa
Musetti, die aktuelle Nummer 9 im ATP-Ranking, hatte wegen körperlicher Müdigkeit, aber auch aus familiären Gründen abgesagt. Seine Partnerin ist hochschwanger und erwartet das zweite Kind. Für Melzer geht damit sein persönliches “Kopfkino” in die nächste Runde: Seit Wochen hat er gewisse Szenarien durchgespielt, welcher seiner Spieler welchem Kontrahenten besonders wehtun könnte. “Jetzt wird es natürlich schwieriger, die Aufstellung der Italiener irgendwie vorherzusagen. Das wird meine Aufgabe sein”, sagte Melzer im APA-Gespräch. “Ich habe immer noch das eine Matchup im Kopf, das würde ich gerne sehen – ob ich es dann treffe, werden wir sehen”, orakelte Melzer grinsend.
Zuletzt maue Leistungen der Einzelspieler beunruhigen Melzer nicht
Im Training werde sich entscheiden, welche Spieler neben dem fix gesetzten Doppel Alexander Erler/Lucas Miedler die Einzel bestreiten werden. Zur Wahl stehen Filip Misolic, Jurij Rodionov und Lukas Neumayer. Dass gerade dieses Trio in den vergangenen Wochen auf Hartplatz nicht viel Selbstvertrauen geholt hat, stört da weniger, meint Melzer. “Das ist gar nicht so ein schlechtes Omen, gegen Ungarn war es ähnlich. Wir haben gemerkt, dass es egal ist, wie sie vorher gespielt haben. Wir haben einen super Teamspirit, jeder wird Vollgas geben.”
Das ÖTV-Team reist Samstagfrüh nach Bologna und wird am Nachmittag bereits in der SuperTennis Arena trainieren. Und werden auch teilweise Einheiten mit anderen Nationen spielen. Melzer freut sich auch auf ein Treffen mit vielen Kapitänen oder anders in ihren Verbänden engagierten Spielern seiner Generation. “Das ist wie ein Klassentreffen.”
Zweiter Sieg über Italien wäre zweites Semifinale
Österreichs Davis-Cup-Team steht zum fünften Mal in einem Viertelfinale und damit unter den besten acht. 1989, 1990, 1995 und zuletzt 2012 war dies auch gelungen, vor 13 Jahren mit dem Spieler Jürgen Melzer im Team. Gelingt die Sensation, käme es zur interessanten Duplizität der Ereignisse: Der bisher einzige Sieg über die Azzurri gelang Österreich (Head-to-Head: 1:5) vor 35 Jahren im mittlerweile abgerissenen Dusikastadion – und das bedeutete damals den Einzug ins Semifinale.
Das Team blickt der Aufgabe freudig entgegen. “Die Vorfreude ist riesig. Es ist sicher das größte Highlight in meiner bisherigen Karriere”, sagte etwa Neumayer, auch im Angesicht von rund 10.000 erwarteten Zuschauern. “Falls wir einen Einzelsieg holen, haben wir mit Luci (Miedler) und Alex (Erler) ein starkes Doppel.” Der zuletzt im Doppel so starke Miedler wittert die kleine Chance. “Wir können echt stolz darauf sein, dass wir es nach Bologna geschafft haben. Wir sind auch in Ungarn nicht Favorit gewesen, und haben bewiesen, dass wir standhalten können. Das ist eine Chance, die nicht jedes Jahr kommen wird.”
Angesprochen darauf, dass er bei einer Entscheidung nach den Singles wohl nicht mehr spielen wird, zeigte sich der Niederösterreicher schlagfertig. “Ich würde sagen, ich bin sicher, dass ich diesmal nicht spiele, weil wir einfach 2:0 vorne sind.”




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