Von: apa
Mit seiner makellosen Fahrt auf das Podium von Zandvoort hat sich Isack Hadjar erneut für höhere Aufgaben in der Formel 1 empfohlen. Der 20-jährige Franzose steuerte seinen Racing-Bulls-Boliden beim Großen Preis der Niederlande am Sonntag auf den dritten Platz und bescherte seinem Team den erst sechsten Podestplatz seit der Gründung 2006. “Es fühlt sich ein bisschen unwirklich an”, sagte der Rookie, der die Formel-1-Welt auch durch seine sympathische Art im Sturm erobert.
Auf den Social-Media-Kanälen der Racing Bulls ging Hadjar mit seinen humorvollen Schauspieleinlagen in Kurzvideos schon oft viral, auf der Rennstrecke liefert der Shootingstar in seinem ersten Jahr in der Motorsport-Königsklasse ebenfalls ab. Als einziger Formel-1-Pilot ist der Red-Bull-Junior im Qualifying noch nie im ersten Abschnitt Q1 ausgeschieden, mit 37 Punkten hat der WM-Zehnte nach den ersten 15 Rennwochenenden 17 mehr gesammelt als sein Teamkollege Liam Lawson.
Nun seine Krönung in Zandvoort, wo er seinen vierten Startplatz im Rennen gegen den Ferrari von Charles Leclerc und den Mercedes von George Russell souverän verteidigte und vom späten Ausfall des auf Platz zwei liegenden McLaren-Piloten Lando Norris profitierte. Das zauberte sogar Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko ein Lächeln ins Gesicht. “Unglaublich”, lobte der 82-jährige Steirer im ORF. “Eine super Leistung, vor allem nach den Motorenproblemen am Freitag. Er steckt das weg und das zeichnet Champions aus, dass sie, wenn es Probleme gibt, trotzdem abliefern.”
Hadjar mit Hoppala
Nach seinem Erfolg in den Niederlanden – nur vier Piloten waren beim ersten Sprung aufs F1-Podium jünger – unterliefen Hadjar noch einige Hoppalas. Beim Jubelfoto mit dem Team zerteilte er seinen Pokal versehentlich in zwei Teile, zuvor hatte er sich kurz bei der Siegerehrung verirrt und die falsche Richtung eingeschlagen. Racing-Bulls-CEO Peter Bayer war naturgemäß euphorisch. “Es ist ein irrsinniges Gefühl, Isack am Podium neben Max (Verstappen, Anm.) zu sehen. Isack hat keinen einzigen Fehler gemacht und am Ende war es vielleicht das Glück des Tüchtigen”, sagte der Vorarlberger.
Seinen Schützling beschrieb Bayer jüngst im APA-Interview als “absoluten Rohdiamanten”, der alles mitbringe. “Bevor er ins Auto einsteigt, tanzt er vor Freude und Aufregung.” In Zandvoort tanzte er auch danach. Eine Beförderung vom Schwesternteam zu Red Bull Racing im kommenden Jahr wird wahrscheinlicher, eine Entscheidung über die Cockpits der beiden Bullen-Teams soll laut Marko rund um den Grand Prix in Mexiko Ende Oktober fallen.
Hadjar und Verstappen scherzten
Hadjar tangiert ein möglicher Aufstieg in das Red-Bull-Hauptteam neben Verstappen wenig. “Ich möchte nicht neben Max fahren. Ich mag ihn nicht”, sagte Hadjar, der schon als Kind ein Foto mit seinem Vorbild machte, mit einem Augenzwinkern und grinste. Verstappen sah es ähnlich. “Schrecklich”, sagte der Weltmeister über die Aussicht, den Franzosen mit algerischen Wurzeln als Teamkollegen zu haben, betonte aber direkt: “Ich mache nur Spaß.” Hadjar habe sich das Podium absolut verdient. “Isack bringt den Job zu Ende und das ist einfach fantastisch zu sehen”, sagte Verstappen, der bei seinem Heimrennen Zweiter geworden war. Dessen Teamkollege Yuki Tsunoda belegte wieder nur den neunten Platz.
Sein Debüt in der Formel 1 hatte für Hadjar noch katastrophal geendet, in Australien versenkte er seinen Boliden in der Einführungsrunde auf nassem Untergrund in der Streckenbegrenzung und vergoss danach Tränen. “Ich dachte, mein Leben wäre vorbei”, blickte Hadjar zurück. “Aber dann wird einem klar, dass so etwas passieren kann. Man erholt sich schnell davon.” Am Wochenende wartet auf das Team aus Faenza das Heimrennen in Monza. “Das gibt viel Energie und Kraft”, betonte Bayer und Hadjar gab sich mit Blick auf seine weitere Formel-1-Karriere selbstbewusst. “Das ist ein erster Schritt, mein erstes Podium. Hoffentlich kommen noch viele mehr.”
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