Von: APA/Reuters/dpa
Vor dem Großen Preis von Großbritannien in Silverstone bekommen die Gerüchte um Max Verstappen und seine mutmaßlichen Ambitionen, Red Bull zu verlassen, neue Nahrung. Nichts erhitzt die Formel 1 vor der Heimkehr an den Ort ihrer Geburt vor 75 Jahren mehr, halbherzige Dementis und rhetorische Ausweichmanöver tragen dazu bei. Laut Sky Italia sind in den vergangenen Tagen die Gespräche zwischen dem Verstappen-Lager und Mercedes-Boss Toto Wolff intensiviert worden.
Weder Verstappen noch Wolff haben bisher ausgeschlossen, dass es schon für 2026 zu einem Wechsel kommt. Der Wiener hat seinen Fahrern George Russell und Kimi Antonelli für nächste Saison noch nicht final zugesagt und lässt sich anscheinend alle Optionen offen. “Ich wäre ja ein schlechter Teamchef, wenn ich mich nicht mit einem vierfachen Weltmeister beschäftige, sollte er zu haben sein”, sagte Wolff zuletzt in Spielberg. “Nach meiner Erfahrung und dem Lesen des Kaffeesatzes habe ich das Gefühl, dass etwas im Gange ist, vielleicht ist sogar schon etwas geschehen”, meinte McLaren-CEO Zak Brown.
Fakt ist, dass Red Bull derzeit auf der Strecke auf der Stelle tritt. Das jüngste Upgrade für Spielberg war bemessen an der Performance von Yuki Tsunoda, der Q2 verpasst hatte und auch im Rennen hinterherfuhr, sogar ein Rückschritt. Und im nächsten Jahr steht in der Formel 1 eine technische Revolution mit neuen Autos und Motoren an. Schon einmal hat Mercedes im Zuge einer umfassenden Regelreform die Konkurrenz düpiert und angeführt von Lewis Hamilton die Königsklasse über Jahre beherrscht. Der deutschen Marke wird von Insidern zugetraut, auch den Umstieg auf die nächste Generation am besten hinzubekommen – was für Verstappen ein Lockmittel sein könnte.
Marko: “Er hat nicht unterschrieben”
Die formale Voraussetzung für einen Verstappen-Wechsel ist die Ausstiegsklausel in seinem Vertrag mit Red Bull Racing. Über deren Inhalt kann von Außenstehenden nur spekuliert werden. Es wurde schon berichtet, dass Verstappens WM-Punkterückstand zur Sommerpause eine Klausel aktivieren würde, andere behaupteten, es gehe um die WM-Platzierung des Niederländers. Verstappen müsse demnach Ende Juli unter den besten zwei oder besten drei der Gesamtwertung liegen, andernfalls könnte er wechseln. Oder es müssten mehrere Parameter gleichzeitig erfüllt sein, heißt es.
“Er hat nicht unterschrieben und kann es auch gar nicht”, trat Red-Bull-Konsulent Helmut Marko den jüngsten Meldungen via der Kleinen Zeitung entschieden entgegen. Man sei aktuell weit davon entfernt, dass die sportlichen Voraussetzungen für ein vorzeitiges Ende des Vertrages erfüllt würden, betonte der Steirer. “Mittlerweile nervt es einfach nur noch. Immer wieder kommen die gleichen Fragen, immer wieder geben wir die gleichen Antworten, da sich an der Ausgangslage nichts geändert hat.” An die genaue Ausgestaltung der Klauseln könne er sich nicht erinnern, sagte Marko vor ein paar Tagen.
Der Weltmeister selbst gibt sich bedeckt. “Je mehr ich darüber sage, desto mehr wird in den Medien darüber berichtet werden. Und das will ich ganz sicher nicht. Ich bestimme meine Zukunft selbst”, betonte Verstappen in einem Viaplay-Interview. Es gibt auch Vermutungen, das Gerede vom Mega-Wechsel sei nur die Inszenierung einer Drohkulisse, vor der Verstappen von Red Bull neue Zugeständnisse oder mehr Geld fordern könnte. Jedenfalls soll so Unruhe in den Austro-Rennstall getragen werden. Red-Bull-Teamchef Christian Horner deutete an, dass Russell vermutlich still und heimlich bereits einen neuen Mercedes-Vertrag in der Tasche habe. “George sondiert den Markt nicht intensiv genug”, vermutet Horner bei Viaplay. “Wenn er sich wirklich Sorgen um seinen Platz machen würde, würde er sich umsehen.”
Brown glaubt nicht an McLaren-Alleingang
Das rein Sportliche rückt angesichts der fortgesetzten Spekulationen eher in den Hintergrund. Das liegt aber auch an der Überlegenheit von McLaren. Oscar Piastri liegt 15 Punkte vor seinem Teamkollegen Lando Norris, während Verstappen nach elf von 24 Rennen bereits 61 Punkte hinter dem Führenden ist. Ob noch einmal mehr WM-Kandidaten auftauchen, ist fraglich. Zumindest müssten diesen bald Siege gelingen. McLaren-Boss Brown meinte zuletzt allerdings, dass es für die Konkurrenten noch viel zu früh sei, um die WM de facto abzuschreiben.
“Wir sind in einer guten Position, aber wir wissen, wie schnell sich die Dinge in der Formel 1 ändern können”, sagte der US-Amerikaner. “Für mich sind noch vier oder fünf Pferde in diesem Rennen”, fuhr er fort und nannte neben Verstappen auch Russell und Ferrari-Pilot Charles Leclerc. Das Wetter in England könnte den Konkurrenten helfen: Die Temperaturen sind rund zehn Grad unter denen von Spielberg, zusätzlich könnte es am Samstag und Sonntag Regen geben. “20 Grad und 19 Grad, 50 Prozent Regenwahrscheinlichkeit. Wir gewinnen, das ist doch klar”, sagte Wolff in Anspielung auf die Schwächen des “Silberpfeils” bei wärmeren Temperaturen und lachte.
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