Von: luk
St. Christina – Vor 100 Jahren fuhr erstmals die Grödner Bahn. Eine Ausstellung zur Schmalspurbahn zwischen Klausen und Plan gibt es nun in St. Christina.
Die Grödner Bahn ist eines der großen Mobilitätsprojekte des vergangenen Jahrhunderts. Der vorerst Kriegsbahn und danach Touristenattraktion haben das Stadtarchiv Klausen und das Verkehrsarchiv Tirol eine Ausstellung gewidmet, die am 1. August durch die Landesabteilung ladinische Kultur ergänz in der Bibliothek in St. Christina eröffnet wurde. Nach der Ausstellung in Klausen stünde nun Gröden im Mittelpunkt der Schau zur Bahn, sagte Bürgermeister Moritz Demetz, der sich bei den Kuratoren Christoph Gasser und Günther Denoth bedankte. Die Ausstellung sei das Ergebnis der gelungenen Zusammenarbeit verschiedener Institutionen, sagte der Direktor der Landesabteilung ladinische Kultur, der auch die Grußworte von Ladinerlandesrat Florian Mussner überbrachte.
Die in einer Rekordzeit von nur fünf Monaten im Winter von 3500 Soldaten, 6000 russischen Krieggefangenen und 500 Zivilarbeitern gebaute Grödner Bahn verband Klausen mit Plan über einen Höhenunterschied von 1072 Metern und eine Entfernung von über 30 Kilometern. In den ersten zwei Betriebsjahren brachte die aus strategischen Gründen gebaute Bahn täglich 400 Tonnen Kriegmaterial nach Plan, wo dieses über ein umfangreiches Seilbahnnetz über das Grödner Joch und das Sellajoch zu den Kampfstellungen an der Front transportiert wurde. Nach dem Krieg gewann die Bahn bei den Bürgern und Urlaubsgästen als modernes Mobilitätsmittel an Bedeutung. Ins Tal wurden Lebensmittel, Viehfutter und Baumaterialien transportiert und retour rollten die Grödner Holzschnitzereien. Wegen mangelnder Einnahmen und langer Fahrzeiten wurde die Bahn 1960 eingestellt, nachdem sie nach dem Krieg von den italienischen Staatsbahnen übernommen wurde. Anlässlich der Ski-Weltmeisterschaft in Gröden 1970 wurde die aufgelassene Bahntrasse zu einer weiteren Straße ins Grödner Tal ausgebaut. Heute zeigen noch imposante Bauwerke wie das Kreisviadukt in Klausen oder die Bahnbrücke in Lajen Ried von der einstigen Kühnheit der Pioniere der Grödner Bahn.
Bei der Ausstellung in St. Christina steht der Bau der Bahn im Zentrum des Interesses. Die Retrospektive beleuchtet die einstige Grödner Bahn von den ersten zukunftsweisenden Projekten einer elektrischen Schmalspurbahn um die Jahrhundertwende über den Bau in der Kriegszeit des 1. Weltkriegs bis zur Einstellung nach 44 Betriebsjahren. Zu sehen sind unter anderem verschiedene, zum Teil unveröffentlichte historische Bilder sowie frühe Projekte und historische Pläne der einstigen Bahnlinie. Verwirklicht wurde die Ausstellung mit Unterstützung der Landesabteilung Ladinische Schule und Kultur und in Zusammenarbeit mit dem dortigen Bildungsdienst.
Noch bis zum 28. August können Interessierte die Ausstellung in der Bibliothek „Tresl Gruber“ besichtigen, und zwar Dienstags von 15 bis 18 Uhr, Mittwochs von 8:30 bis 11:30 Uhr, von 15 bis 18 Uhr sowie von 19:30 bis 21:30 Uhr, Donnerstags von 8:30 bis 11:30 Uhr, von 15 bis 18 Uhr, Freitags von 15 bis 18 Uhr, Samstags von 19:30 bis 21:30 Uhr und Sonntags von 09:45 bis 11:30 Uhr. Der Eintritt ist frei.