Krichliche Auszeichnung

Auszeichnung „Trompete von Jericho“ geht nach Südtirol

Mittwoch, 15. Oktober 2025 | 10:10 Uhr

Von: Ivd

Bozen – Im Rahmen ihrer Jahresversammlung in Enns, Linz, haben die österreichischen kirchlichen Reformbewegungen am Freitag den österreichischen Benediktinermönch David Steindl-Rast und den Südtiroler Moraltheologen Martin M. Lintner mit dem Preis „Trompete von Jericho“ ausgezeichnet. Mit dem Preis werden außerordentlichen Verdienste um Reformen in der Katholischen Kirche hin zu einer Kirche mit Zukunft gewürdigt.

Die Laudatio für Lintner hielt die Salzburger Moraltheologin Angelika Walser. Sie würdigte Lintner als einen Theologen der „leisen, aber klaren Worte, der durch wissenschaftliche Integrität, Mut und Unbeirrbarkeit hervortritt“. In seiner Dankesrede sagt Lintner, dass er als Mitglied einer jahrhundertealten Ordensgemeinschaft fest im Herzen der Kirche verankert sei, denn das schlagende Herz der Kirche, das sie über die Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg lebendig und jung hält, ist das Evangelium. Zugleich bewege er sich nicht im Herzen der hierarchisch strukturierten Kirche, sondern an deren Rändern, was ihm einen kritisch distanzierten Blick zu ihr erlaubt. Über die Benachrichtigung, dass ihm der Preis verliehen wird, sei er in einem ersten Moment verwundert gewesen. „Ich mache die Erfahrung, dass ich Konservativen zu liberal und Progressiven zu konservativ bin.“ Die entscheidende Trennlinie sieht Lintner jedoch nicht zwischen konservativ und progressiv, sondern zwischen „dem Evangelium gemäß“ oder nicht. Er plädierte für eine „vulneranz-sensible“ und geschlechtergerechte Theologie, um das Evangelium und den christlichen Glauben nicht als Legitimation von Gewaltsamkeit und Diskriminierung zu missbrauchen. „Besonders im Bereich der Sexualmoral bedarf es einer grundlegenden Neubewertung der kirchlichen Lehre unter dem Aspekt ihres Verletzungspotenzials“, so Lintner. Mit seinen Büchern „Christliche Beziehungsethik“ (Herder 2023) und „Jenseits der Verbote“ (Herder 2025) wolle er dazu einen Beitrag leisten. Der 99-jährige weltbekannte geistliche Schriftsteller und Benediktinermönch David Steindl-Rast wurde als “Mann des Dialogs, des Ausgleichs und der Versöhnung” gewürdigt, der Krisen nicht mit einem Freund-Feind-Denken, sondern “mit Kreativität” begegne. Er lebte viele Jahre in den USA und ist derzeit Mitglied des Europaklosters Gut Aich, Salzburg.

Bezirk: Bozen

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