Diskussion in St. Ulrich

Baum im Zement: Kunstwerk sorgt für Polemik

Sonntag, 16. Juli 2023 | 12:45 Uhr

St. Ulrich – Die Kunstmesse Unika in Gröden ist am Samstag eröffnet worden. Auch bei der Ausgabe 2023 fesseln Grödner Bildhauer die Besucher mit ihren Werken, die auf den Plätzen der Ortschaften im Tal zu bestaunen sind. Diesmal ist es allerdings auch zu Diskussionen gekommen.

Ausschlaggebend war die Skulptur “Quo Vadis?” von Ivan Lardschneider aus Wolkenstein, die auf dem Pfarrplatz in St. Ulrich ausgestellt wurde. Dargestellt ist ein Baum in einem Zementblock. Offensichtlich thematisiert die Skulptur das oft zwiespältige Verhältnis des Menschen zur Natur.

Weil es zu Kritik gekommen war, befürchtete der Künstler, dass die Skulptur verstellt oder gar zensiert wird. „Der Tourismusverein hat mich gebeten, die Skulptur zu entfernen, doch das werde ich niemals tun“, erklärte Lardscheider gegenüber der italienischen Tageszeitung Alto Adige. Offenbar ist die Diskussion darüber aufgeflammt, noch bevor die Frage über einen Alternativstandort überhaupt aufgetaucht ist.

„Das Werk von Lardscheider bleibt dort, wo es ist“, versichert unterdessen Beatrix Insam, die Direktorin des Tourismusverbandes von St. Ulrich. Es sei richtig, dass sich einige bei den Schaltern des Tourismusvereins beschwert hätten – einerseits, weil es sich um ein delikates Thema handle, andererseits sei es auch um den Standort gegangen, erklärt Insam. „Der sterbende Baum in einem Zementblock hat nicht allen auf dem Platz gefallen. Doch das Werk zu verstellen, das kommt nicht infrage.“

Auch der Künstler selbst bestätigt, dass sich die Wogen mittlerweile wieder geglättet hätten. Er selbst hätte einer Verlegung nie zugestimmt, auch wenn er versteht, dass die Skulptur Diskussionen auslöst. Während der Baum das Fundament des Lebens symbolisiert, würden auf Zement unsere Häuser gebaut. „Man fragt: Steht beides im Widerspruch zueinander? Ich glaube, dass beides bleiben wird.“ Insofern ist für den Künstler die Aussage seiner Skulptur durchaus optimistisch oder zumindest nicht negativ.

Auch Ambros Hofer, der Präsident des Tourismusvereins von St. Ulrich, ist damit einverstanden, dass die Skulptur bleibt. Unika-Präsident Matthias Kostner meint, die Debatte helfe, dass über die Ausstellung gesprochen wird. „Viele erwarten sich Kunst in einem Museum, in einer Galerie oder einem Saal. Doch Unika zeigt die Kunst allen – auch jenen, die nicht nach ihr suchen. Dadurch erreicht die Kunst mehr Menschen, doch es werden auch leichter Zweifel und Diskussionen wach.“

Das Werk „Quo Vadis?“ sei bereits in der Festung Franzensfeste ausgestellt worden. Dort sei es zu keinen Polemiken gekommen. „Das Werk behandelt das komplexe Verhältnis zwischen Natur und Fortschritt. Es ist immer schwierig, unsere eigenen Verwundbarkeit ins Spiel bringen“, erklärt Kostner. Trotzdem sei Kunst in der Öffentlichkeit wichtig.

Von: mk

Bezirk: Salten/Schlern