Von: bba
Bozen – Statische Probleme, undichte Dächer, Brandschäden: Südtirols historische Bauernhöfe haben eine lange Liste von Sanierungsgründen. Doch fachgerechte Erhaltung oder Wiederherstellung ist finanziell oft aufwändiger als ein Neubau. Um einen Anreiz für die Bewahrung der kulturell wertvollen Gebäude zu bieten, unterstützt die Stiftung Steinkeller Eigentümer mit einem finanziellen Beitrag.
Wer am Wochenende unterwegs ist, in den Dörfern und oft auch in Alleinlage, erfreut sich an ihrem Anblick: die historischen Bauernhäuser sind Schmuckstücke, die das Bild unserer Landschaft prägen. Zum Teil sind sie viele hundert Jahre alt, doch viele nur in mäßigem Erhaltungszustand. Der Grund dafür liegt auf der Hand: eine Sanierung kostet, und nicht nur Geld. Gerade bei alten Bauernhöfen scheint es häufig einfacher, alles abzureißen und einen neuen Zweckbau zu errichten. Doch der Verlust ist größer als auf den ersten Blick ersichtlich. Nicht nur die eigene Geschichte – schließlich sind die meisten Höfe seit vielen Generationen im Besitz einer Familie – geht verloren, auch das Gedächtnis der Dorfgemeinschaft und des Landes Südtirol.
Die Schwierigkeiten und Risiken einer Sanierung, zumal mit den Auflagen bei einem denkmalgeschützten Gebäude, sind vielfältig. „Eine Sanierung wird, weil sie so aufwändig erscheint, häufig so lange herausgezögert, bis die Substanz des Gebäudes selbst angegriffen ist. Und ist ein Haus erst einmal unbewohnt, wird die Instandsetzung umso schwerer“, erklärt der Stiftungsrat und frühere Landeskonservator Dr. Helmut Stampfer. Dennoch nehmen immer wieder Familien die Herausforderung an. Oft mit viel Eigenleistung wird Schritt für Schritt saniert, Haus und Hof werden in Stückarbeit wieder aufgebaut.
Unterstützung bei der fachgerechten Sanierung historischer Bauernhöfe bietet unter anderem die Stiftung Steinkeller. Die Stiftung hat seit ihrer Gründung in 2006 bereits 30 Hofeigentümern mit einem finanziellen Beitrag unter die Arme gegriffen. Am vergangenen Freitag wurden im Rahmen eines Besuchs bei Alexandra Schweiggl und Peter Bortolotti auf dem Hof Unternberg in Unterfennberg erneut drei Förderungen ausgezahlt. Die Beiträge gehen an den Kochhof in Lüsen, Prantschur in St.Peter, Lajen und den Crozzol-Hof in Buchholz, Salurn. Alle drei Höfe zeichnen sich durch kulturhistorisch wertvolle Elemente und eine fachgerecht umgesetzte Sanierung aus. „Qualität von Materialien und Handwerk, Arbeit mit der Natur statt gegen sie, Wertschätzung der Geschichte – das sind Werte, in denen sich immer mehr Menschen wiederfinden“, sagt Dr. Siegfried Brugger, Präsident der Stiftung, und beglückwünschte die Geförderten zu ihren gelungenen Sanierungen. Benannt ist die Stiftung nach Dr. Viktoria Steinkeller. Aus der Bozner Obsthändlerfamilie Steinkeller entstammend und selbst kinderlos, verfügte sie mit ihren fast hundert Jahren, dass mit ihrem Erbe sanierungsbedürftige und historische Bauernhöfe Südtirols unterstützt werden sollen.
Die Eigenart der Südtiroler Bauernhäuser ist ein Ergebnis jahrhundertealter Wechselbeziehung zwischen dem alpinen Lebensraum und dem darin lebenden und wirtschaftenden Menschen. Ihr geschichtliches Alter stellt eine Bedrohung dar, besonders in Situationen, wo ein Neubau wohlfeiler erscheint als die Sanierung. Mit der Zeit zu gehen, muss aber nicht heißen, die Traditionen zu verwerfen: Die Steinkeller Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, die prägenden Merkmale der bäuerlichen Baukultur und Siedlungsform an bedrohten Objekten zu retten und gleichsam als sichtbares Gedächtnis einer mit dem Lebensraum eng verbundenen Kultur lebendig zu halten. Hierfür unterstützt die private Stiftung gemäß des Willens der Stifterin Dr. Viktoria Schulz- Steinkeller (1906-2005) Sanierungsprojekte mit finanziellen Beiträgen.