Festschrift zum 85. Geburtstag von Lois Craffonara vorgestellt

“Bewusstsein der ladinischen Identität entscheidend gestärkt”

Dienstag, 09. Dezember 2025 | 12:05 Uhr

Von: luk

St. Martin in Thurn/Bozen – Anlässlich des 85. Geburtstags von Lois Craffonara haben Paul Videsott und Ruth Videsott von der Ladinischen Abteilung der Freien Universität Bozen die Festschrift “Ladin – Ladins – Ladinia” herausgegeben. Gemeinsam mit dem Istitut Ladin Micurá de Rü, dem Museum Ladin Ciastel de Tor und der Direktion für Ladinische Bildung und Kultur wurde die Publikation am 5. Dezember im ladinischen Kulturinstitut vorgestellt, in jenem Haus, dessen Gründungs- und langjähriger Direktor Lois Craffonara selbst war. In der Festschrift werden die zentralen Themen von Craffonaras Schaffen aufgegriffen: Linguistik und Soziolinguistik, Geschichte und Geografie, Kulturgeschichte und Kunstgeschichte sowie Archäologie, und sie spiegeln die Breite seines wissenschaftlichen Wirkens wider.

Die Präsidentin des Istitut Ladin Lara Moroder würdigte Craffonaras jahrzehntelangen Einsatz, insbesondere im Zusammenhang mit der wissenschaftlichen Zeitschrift Ladinia, die er 1977 gegründet hat und die bis heute besteht. Auch die Direktorin des Museum Ladin Katharina Moling dankte Craffonara für seine entscheidenden Impulse bei der Entstehung und Weiterentwicklung des Museums.

“Lois Craffonara hat die Ladinistik auf eine neue Grundlage gestellt und Generationen von Forschenden geprägt”, betonte der Direktor für Ladinische Bildung und Kultur André Comploi in seiner Laudatio: “Zugleich hat Craffonara das Bewusstsein der ladinischen Identität entscheidend gestärkt und wesentlich dazu beigetragen, unserer Sprache einen festen Platz im täglichen Leben zu sichern. Für diesen wegweisenden Einsatz, für seine unbeirrbare Gründlichkeit und sein Vorbild des steten Suchens, Fragens und Hinterfragens gebührt ihm unser tief empfundener Dank.” Die Festschrift und die Feier seien weit mehr als ein materielles Geburtstagsgeschenk, unterstrich Comploi, vielmehr markierten jenen Moment, in dem sich Craffonaras Werk öffnet, vervielfältigt und in den Beiträgen renommierter Expertinnen und Experten fortwirkt.

Professor Paul Videsott würdigte das wissenschaftliche Ethos Craffonaras: “Die Arbeiten Craffonaras sind umfassend und von absoluter Unvoreingenommenheit geprägt. Seine Studien präsentieren die Fakten so, wie sie sind – nicht so, wie sie sein könnten oder sein sollten.” Seinem Beispiel folgend vereint die Festschrift Beiträge von 20 Autorinnen und Autoren, die Craffonara aus seiner Zeit als Herausgeber der Zeitschrift Ladinia kennen: “Es hat uns sehr gefreut, dass diese Wertschätzung auch ein Vierteljahrhundert, nachdem Lois Craffonara die Leitung der Zeitschrift abgegeben hat, noch immer weiterbesteht, und dass so viele unserer Einladung nachgekommen sind”, sagte Videsott und begrüßte Verfasserinnen und Verfasser von Beiträgen, die teils von weiter her angereist waren.

Lois Craffonara zeigte sich sichtlich bewegt: Bereits die Auszeichnung Merit Ladin und die große Teilhabe der Bevölkerung hatten ihn im vergangenen September überwältigt, und nun freue er sich besonders über die vorliegende Festschrift und die große Beteiligung, teils von langjährigen Wegbegleitern. Er bedankte sich ausdrücklich bei den Herausgebern: “Ich weiß aus Erfahrung, wie viel Mühe es macht, einen solchen Sammelband zusammenzustellen”, und bemerkte zum Titel der Festschrift “Ladin – Ladins – Ladinia”: “Ich finde, er fasst zusammen, was im Zentrum meines Schaffens stand: In meiner Arbeit habe ich mich hauptsächlich dem Ladinischen gewidmet, gerichtet an die Ladinerinnen und Ladiner und gedacht für ganz Ladinien.” Im Publikum waren denn auch zahlreiche VertreterInnen von Organisationen und Vereinen aus ganz Ladinien bei der Feierstunde.

Bezirk: Bozen, Pustertal, Salten/Schlern

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