Pressekonferenz in Bozen

Blaue Forderungen an neue Schulamtsleiterin

Dienstag, 03. April 2018 | 13:06 Uhr

 

Bozen – Seit wenigen Wochen hat die neue Schulamtsleiterin Sigrun Falkensteiner nun ihren Dienst angetreten. Die Freiheitlichen nehmen dies zum Anlass, um auf zwei  bildungspolitische Forderungen hinzuweisen: die Beendigung des CLIL-Experiments und die Gleichmäßige Verteilung von Kindern mit schlechten Deutschkenntnissen in deutschen Kindergärten und Schulen.

 

 

“Artikel 19 des Autonomiestatuts bestimmt ganz klar, dass der Unterricht in der Muttersprache der Schüler erteilt wird, in deutschen Schulen also auf Deutsch und nicht auf Italienisch oder Englisch. Nicht auf Südtirol, sondern auf italienische Universitäten bezogen ist das Urteil des Staatsrats Nr. 617/2018, mit dem dieses höchste Organ der Verwaltungsgerichtsbarkeit entschieden hat, dass es in Italien keine Lehrveranstaltungen ausschließlich in einer Fremdsprache geben darf. Sollten Lehrveranstaltungen in Fremdsprachen (z.B. Englisch) abgehalten werden, so muss zwingend eine italienische Parallelveranstaltung dazu stattfinden, in der die Inhalte auch auf Italienisch erläutert werden. Dieses Urteil wurde von namhaften italienischen Kulturvereinigungen, etwa von der “Accademia della Crusca”, sehr begrüßt. Auch dieses Urteil des Staatsrates sollte Anlass für ein Überdenken des CLIL-Experiments sein, denn die vom Höchstgericht getroffenen Aussagen sind mehr als deutlich”, so die Blauen heute auf einer Pressekonferenz.

“Artikel 19 des Autonomiestatutes, aber auch die aus dem Urteil Nr. 617/2018 ableitbaren Grundsätze sprechen eine deutliche Sprache: CLIL bzw. Fachunterricht auf Englisch oder Italienisch ist in Südtirol rechtswidrig! CLIL diskriminiert im Übrigen sprachlich weniger begabte Schüler und führt häufig zu einem Frontalunterricht in vereinfachtem Englisch oder Italienisch, der von den Schülern passiv schweigsam erduldet wird. Das allein schon wären gute Gründe um das CLIL-Experiment endgültig abzustellen”, heißt es weiter.

 

“In den Städten und Ballungsgebieten, aber auch in einigen Dörfern wie z.B. Salurn kommt es immer öfter vor, dass in deutschen Kindergärten und Schulen eine hohe Anzahl an Kindern nur schlechte Deutschkenntnisse besitzen. Kinder mit deutscher Muttersprache bzw. mit guten Sprachkenntnissen erhalten dadurch schlechtere Lernbedingungen, weil das sprachliche Niveau der Gruppe mehrheitlich zu niedrig ist. Mit dem Beschluss Nr. 4724 vom 15.12.2008 hat die Landesregierung Folgendes bestimmt: „Die Gemeinden haben die Verpflichtung, den Schulen die Anmeldungen von ausländischen Schülerinnen und Schülern mitzuteilen. Die Schulämter und die Abteilungen der Landesberufsschulen können Maßnahmen zur ausgewogenen Verteilung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund zwischen den Schulen treffen. Durch diese Maßnahmen sollen Klassen mit einem Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund von mehr als 30 % vermieden werden“. In der Praxis kommt es aber vor, dass ein viel höherer Anteil an nichtdeutschsprachigen Kindern in deutschen Kindergärten und Schulen ist, weil zusätzlich zu den Migrantenkindern auch Kinder aus rein italienischsprachigen Familien mit italienischer Staatsbürgerschaft und auch Kinder aus gemischtsprachigen Familien, bei denen die deutsche Sprache nicht nur Zweit- sondern sogar die Drittsprache ist, eingeschrieben werden, die so wie Migrantenkinder über keine oder ganz geringe Deutschkenntnisse verfügen. Umgekehrt werden absurderweise Kinder deutscher Muttersprache als „mit Migrationshintergrund“ eingestuft, weil sie nicht die italienische, sondern die deutsche oder österreichische Staatsbürgerschaft besitzen”, erklären die Freiheitlichen.

 

“In Südtirol ist ein massiver Verlust an Heimatkunde zu erkennen. Den Jugendlichen fehlt es Großteils an Wissen über die Geschichte unseres Landes und der Autonomie, die sie auf-grund dessen auch nicht zu schätzen wissen und infolge als selbstverständlich erachten. Dies ist für Südtirol fatal, weil wir Bürger brauchen, die die Landesgeschichte und somit auch die Autonomiegeschichte kennen müssen. Wie sonst, sollen morgen Politiker heranwachsen, die unsere Autonomie verteidigen? Wer, wenn nicht die Südtiroler selbst, sollen die Autonomie in der Zukunft vor Rom und Brüssel verteidigen? Dies kann aber nur geschehen, wenn die Südtiroler über eine solide und umfangreiche Kenntnis der eigenen Geschichte verfügen. Auch ist zu bemängeln, dass man in unseren Schulen z.B. nichts oder nur am Rande etwas von Andreas Hofer lernt. Wenn man von Hofer schon nichts lernt, dann kann man sich vor-stellen, wie es mit dem Rest aussieht. Tatsache ist, dass die Schule der vergangenen Jahre die Heimat in die Schublade gesteckt, statt auf den Schultisch gelegt hat und ihr keine Wichtigkeit mehr zuerkannt hat. Hinzu kommt: Heimatkunde kann als Grundvoraussetzung für ei-ne gelungene Integration von Einwanderern gewertet werden. Integration bedeutet, sich ein-zufügen. In eine Gesellschaft, von der man ursprünglich kein Teil ist, aber ein solcher werden will. Deshalb ist es unerlässlich, zu wissen, wodurch diese Gesellschaft geprägt ist. Deshalb brauchen wir wieder eine Südtiroler Schule der Südtiroler Heimatkunde”, so die Blauen.

 

Sie fordern:

 

“a) dass bei der Einschreibung von Kindern in deutsche Kindergärten und Schulen anhand von Sprachstandserhebungen oder im Falle von Kleinkindern durch Befragungen der Eltern festgestellt wird, welche deutschen Sprachkenntnisse das betreffende Kind besitzt. Diese Sprachstandserhebungen sollen bei allen Kindern durchgeführt werden und nicht nur bei Kindern mit ausländischer Staatsbürgerschaft.

 

b) dass nicht nur Klassen mit einem Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund von mehr als 30 % vermieden werden, sondern dass in den deutschen Schulen Klassen mit einem Anteil von Schülern mit schlechten Deutschkenntnissen von mehr als 30 % vermieden werden unabhängig von deren Staatsbürgerschaft.

 

c) ein vermehrtes Bemühen um einen verbesserten Geschichtsunterricht, vor allem eine gründlichere Behandlung der Tiroler Geschichte, mit Hauptaugenmerk auf Zeitgeschichte und als wesentlicher Teil davon die Autonomie-Geschichte unseres Landes. Dabei sind Schulen und Lehrer mit den nötigen Unterrichtshilfen auszustatten. Bessere Geschichtskenntnisse, vor allem bessere Kenntnisse über die Landesgeschichte, sind für alle drei Volksgruppen von großer Wichtigkeit.”

 

Von: luk

Bezirk: Bozen