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Bozen gedenkt der Opfer des Angriffs der Nationalsozialisten auf die Mignone-Kaserne

Freitag, 12. September 2025 | 22:54 Uhr

Von: ka

Bozen – Am Freitagvormittag fand eine öffentliche Gedenkfeier statt, bei der die Stadt Bozen der Opfer des Angriffs vom 12. September 1944 gedachte. 23 junge italienische Soldaten waren an diesem Tag in der Mignone-Kaserne von Nationalsozialisten erschossen worden. Sie wurden in einem Gemeinschaftsgrab im Friedhof von Oberau beigesetzt.

Stadtgemeinde Bozen

Von der Parkstraße ausgehend begaben sich die Behörden- und Vereinsvertretungen zu dem Platz, der den 23 ermordeten Soldaten gewidmet ist. Hier fand eine Kranzniederlegung statt. Anwesend waren neben dem Bozner Bürgermeister Claudio Corrarati Vertreter von zivilen Behörden, des Militärs, des ANPI und der Veteranen- und Frontkämpfervereine. Schülerinnen und Schüler der Oberschule „E. Fermi“ haben die Gedenkfeier auf berührende Weise mitgestaltet: Sie verlasen die Namen der 23 getöteten Soldaten und Briefe von Deportierten.

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In seiner Anrede bezeichnete Bürgermeister Corrarati die 23 jungen Soldaten als „authentische Symbole der Freiheit“. Und er verwies auf die Worte von Staatspräsident Mattarella, der gesagt hatte, dass man Acht geben müsse, dass man nicht hinabstürze, denn dieses Hinabstürzen sei kein Hinabstürzen über einen Abhang, sondern in den Abgrund. Der Bürgermeister sagte, dass es auch heute noch Dutzende bewaffnete Konflikte auf der Welt gebe. „Es gibt keinen Krieg, der richtig oder falsch ist. Jeder Krieg ist falsch. Bozen muss die Stadt der Erinnerung bleiben. Daher danke ich ganz besonders den Schülerinnen und Schülern und ihren Lehrpersonen. Erinnerung ist nicht nur das, was in den Büchern steht, sondern auch das, worüber wir jeden Tag sprechen, damit sich schreckliche Ereignisse wie der 12. September 1944 nicht wiederholen. Das gilt übrigens auch für die vielen Konflikte, die es heutzutage gibt. Nicht nur die Waffen müssen niedergelegt werden, auch unsere Sprache muss gewaltfrei werden. Das müssen wir immer wieder aufs Neue lernen, denn Worte sind der Auslöser für Konflikte und Streit. Die Schule lehrt uns, wie wir mit der Sprache umgehen sollen, wie wir diskutieren, wie wir Frieden schaffen können.“ sagte der Bürgermeister.

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Das Massaker in der Mignone-Kaserne war lange von der lokalen und nationalen Geschichtsforschung ignoriert worden. Es wurde dank der Nachforschungen des Bozner Stadtarchives aufgearbeitet. Die 23 Soldaten, die zwischen 1943 und 1944 gefangen genommen worden waren, stammten aus verschiedenen Regionen Italiens. Sie wurden zunächst in die Gefängnisse von Verona gebracht und dann in das NS-Durchgangslager nach Bozen verlegt. Eine Kommission der Alliierten ließ die Körper der Soldaten 1945 exhumieren. Sie wurden dann im Soldatenfriedhof in Oberau beigesetzt, wo ihre Gräber heute noch bestehen. In der Nachkriegszeit wurde sieben der 23 Soldaten posthum die Tapferkeitsmedaille verliehen.

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Bezirk: Bozen

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