Nächster Gedenktag in Blumau auf den ersten Samstag im Oktober 2021 festgelegt

Campo d’Isarco: Zeichen gegen die Diktaturen gesetzt

Freitag, 18. September 2020 | 21:31 Uhr
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Von: ka

Blumau – “Eine positive Bilanz über die am 5. September am KZ-Gedenkstein abgehaltene Gedenk- und Mahnwache ziehen die Mitglieder des Gedenkkomitees KZ Campo d’Isarco, die sich in Blumau zu einer Sitzung getroffen haben. Die Existenz eines von Italien vergessenen Mussolini KZs und die damit zusammenhängenden Kriegsverbrechen werden weit über die Grenzen Südtirols wahrgenommen”, so Roland Lang für das Gedenkkomitee KZ Campo d’Isarco.

Gedenkkomitee KZ Campo d’Isarco/Einige Mitglieder des Gedenkkomitees: v. l. n. r.: Karl Schroffenegger, Lorenz Puff, Margareth Lun, Roland Lang, Andreas Schroffenegger, Günther Rauch und Karl Saxer

​”Die Veranstalter nahmen ihre Zusammenkunft im Gastlokal „Bar Flora“ zum Anlass, um sich bei der Barbesitzerin Maria Luise Codalogna mit einer Kiste Äpfel für ihre Hilfe und Unterstützung zu bedanken.  Frau Codalogna war schon früher ein wichtiger Bezugspunkt  für aus Australien und anderen Ländern nach Blumau gekommenen Familienangehörigen von Lagerinternierten, die das Konzentrationslager besuchen wollten, wo einst ihre Väter oder Großväter im Mussolini KZ eingesperrt waren. Durch den Gedenkstein am Hintereingang der alten Brauerei in der Breienerstraße wurde nun auch für die Hinterbliebenen der Internierten ein Ort der Erinnerung geschaffen”, so Lang.

Roland Lang, der Obmann des Südtiroler Geschichtsvereins und Mitbegründer des Gedenkkomitees – sprach dann im Namen aller – einen großen Dank den Ehrenformationen der Schützen mit an der Spitze Lorenz Puff für ihren Einsatz aus.  Dank ging auch an den Wortgottesfeier-Leiter Karl Schroffenegger und an die Schützenhauptleute im Gedenkkomitee, Martin Tutzer und Andreas Schroffenegger sowie an Meinrad Berger, Vizeobmann des Heimatbundes.

Gedenkkomitee KZ Campo d’Isarco/Immer wieder tauchen Einzelbilder auf, die im KZ in Blumau aufgenommen wurden. Wie dieses Bild mit drei „italienischen Köchen“. Es stammt aus den Archiven des Internationalen Roten Kreuzes in der Schweiz. Delegierte des IRK und der vom Vatikan beauftragte italienische Militärkaplan Giovanni Cotta (Comboni Missionar), waren neben den Vertretern der faschistischen Präfektur und der Militäreinheiten des Armeekorps am 4. Novemberplatz in Bozen, auch die einzigen Personen, die zu dem von Stacheldraht und hohen Mauern umzingelten und von 66 ständig Scharfschützen ständig bewachtes Lagers „Campo di concentramento Prato d’Isarco“, Zutritt hatten. Das Bild mit den Köchen dürfte aus der Zeit stammen als die ersten britischen Soldaten interniert wurden. Die später eingetroffenen Gefangenen aus den Commonwealth Staaten lehnten in der Regel italienische Speisen ab, auch die Lebensmittelpakete des IRK. Darum waren deren Köche zumeist normale Gefangene. Am schlechtesten behandelt wurden die Antifaschisten und Regimegegner aus den Balkanstaaten. Obwohl für Schwerstarbeiten, wie zum Beispiel für den Fertigbau des Virgltunnels eingesetzt waren, erhielten sie völlig unzureichende Nahrungsmittel. Im Prinzip lieferte die Nahrung zu wenige Kalorien zum Leben, aber gerade noch genug, um nicht sofort zu sterben (Buchautor Rauch Günther).

Der Blumauer Volkskundler Karl Saxer pflichtete Roland Lang bei und wies auch auf die Unterstützung durch die scheidende Bürgermeisterin von Karneid Martina Lantschner hin. Die Historikerin Margareth Lun berichtete dann über den großen Erfolg des von ihr und von verschiedenen anderen Bildungsexperten und Persönlichkeiten verfassten Buches mit dem Titel „Die Deutschen brauchen keine Schulen“. Allein bei der Gedenkveranstaltung in Blumau sind über 150 Bücher an den Mann beziehungsweise an die Frau gebracht worden. Großes Interesse hat das Buch vor allem bei den Lehrpersonen und Bildungsträgern ausgelöst.   Das vom „Effekt Verlag“ in Neumarkt herausgebrachte Buch kann ab sofort auch über alle Buchhandlungen bestellt werden. Günther Rauch, der Autor der zwei, längst vergriffenen Bücher über die Geschichte des Mussolini KZs betonte, dass „die mit großer Würde abgehaltene Gedenkveranstaltung ein wichtiges Zeichen gegen die Diktaturen und den neuen Formen von Totalitarismus und die auch hierzulande weit verbreiteten Geschichtsklitterungen  gesetzt hat.“

Die bei der Gedenkfeier von den Gastrednern, des Obmanns der Vereinigung der Welschtiroler Noi Tirolesi Erino Stedile und des langjährigen Bezirkspräsidenten der Bozner Kaufleute Werner Schmid, an uns alle heimatbewussten Südtiroler gerichteten mahnenden Worte gegen die neue Südtirolfeindlichkeit müssen wahrgenommen werden. Sie sind ein starkes Signal, dass es nicht zu spät ist, sich in Südtirol zielbewusst für die Werte der Freiheit und Solidarität und für ein neues Selbst- und Heimatbewusstein zu engagieren.

Auf Vorschlag des Schützenmajors Lorenz Puff und nach eingehender Diskussion wurde mit Zustimmung aller Mitglieder des Gedenkkomitees beschlossen, die nächst Gedenkfeier im Jahre 2021 auf den ersten Samstag im Monat Oktober zu veranstalten.

 

 

Bezirk: Eisacktal