#VIRTojaL

Corona-Krise: Offene Jugendarbeit wird virtuell

Mittwoch, 18. März 2020 | 17:03 Uhr

Von: mk

Bozen – Die Offene Jugendarbeit in Südtirol versucht, einen Beitrag zur Überwindung der aktuell schwierigen Situation zu leisten. Jugendzentren und Jugendtreffs bleiben bis auf weiteres geschlossen, die Jugendarbeiterinnen und -arbeiter sind jedoch umso mehr gefragt. Unter der Aktion #VIRTojaL formiert sich die Offene Jugendarbeit in Südtirol.

Offene Jugendarbeit stellt jungen Menschen Freiräume zur Verfügung, schafft für sie neue Orte oder trifft sie dort, wo sie sich aufhalten. Technik und Digitalisierung haben lange vor der Covid 19-Pandemie die Lebenswelt junger Menschen geformt. Im öffentlichen Raum findet Jugendkultur immer weniger statt. Jugendliche haben die unendlichen Weiten der Online-Welt erforscht und besetzt. Die Offene Jugendarbeit ist seit Jahren gefordert, sich in virtuellen Räumen wie sozialen Netzwerken zu bewegen und deren Chancen und Risiken zu erkennen. Viele Jugendzentren und Jugendtreffs sind also gut aufgestellt, sie begleiten junge Menschen schon länger offline und online. Die Älteren können im Übrigen in der Handhabe von digitalen Medien einiges von den Jugendlichen lernen.

Erste Rückmeldungen aus der Jugendarbeit haben gezeigt, dass die aktuelle Situation viele Jugendliche vor neuen Herausforderungen stellt. Wer glaubt, mit klassischen Printmedien, Fernsehen oder Facebook-Livestreams erreiche man heute noch junge Menschen, hat weit gefehlt. So sind z.B. Informationen zum Umgang mit den Eigenerklärungen unter Jugendlichen noch immer nicht flächendeckend durchgedrungen. Aktuell versuchen Jugendarbeiterinnen und -arbeiter die Informationen von offiziellen Stellen für Jugendliche richtig aufbereitet über die richtigen Kanäle zu verbreiten. Sollte zuhause kein Drucker vorhanden sein oder es Schwierigkeiten beim Ausfüllen geben, helfen die Jugendarbeiter gerne weiter.

Einige Schülerinnen und Schüler fühlen sich mit den vielen Hausaufgaben überfordert, anderen fällt die häusliche Decke auf den Kopf. Bei manchen funktioniert das Lernen am Rechner oder Notebook noch nicht einwandfrei und bei denen, die nur ein Smartphone besitzen, ist es umso komplizierter. Problematiken wie Einsamkeit können sich zurzeit verstärken. Themen, die junge Menschen beschäftigen, sind wegen eines Virus nicht aus der Welt. Begleitung und Beziehungsarbeit sind also mehr gefragt denn je, auch um mit den Jugendlichen für die Zeit nach der Krise in Kontakt zu bleiben und gemeinsam gestärkt daraus hervor zu gehen.

Das ist den Jugendarbeitern bewusst – es wird gehandelt. Jugendarbeiterinnen und -arbeiter sind zu bestimmten Zeiten für Jugendliche zu erreichen. Das Jugendzentrum „Slash“ in Gais ist beispielsweise über „WhatsApp“, „Instagram” und „Facebook“ mit einigen Jugendlichen im direkten Kontakt. Über soziale Netzwerke werden den Jugendlichen neben wichtigen Informationen auch regelmäßige Tipps zur Freizeitgestaltung – online wie offline – vermittelt.

Es wird auch angeraten seine digitale Filterblase zu verlassen, um bewusst Zeit mit der Familie zu verbringen. Das Jugendbüro Passeier gibt über seine Kanäle täglich Tipps zur Freizeitgestaltung für Zuhause.

Die Öffnungszeiten der Jugendzentren und Jugendtreffs wurden in den digitalen Raum verschoben. Der Jugendtreff in St. Martin in Passeier und der Jugendtreff „Check In“ in Dorf Tirol bieten wöchentlich zu regelmäßigen Zeiten Onlinetreffen über „Zoom“ an – einem Onlinetool, das eigentlich für Videokonferenzen konzipiert wurde. Das Jugendzentrum Aggregat in Steinhaus im Ahrntal bietet ebenfalls Onlinezeiten über die Plattformen „Discord“ und „Zooroom“ – eine Online Spieleplattform – an.

Ein positiver Aspekt dabei ist, dass Jugendliche aus verschiedenen Regionen an diversen Tätigkeiten teilhaben und somit neue Bekanntschaften machen können. Zusätzlich werden diverse Quiz, Foto- und Videocontests und Gewinnspiele angeboten, die sich im Spannungsfeld zwischen Online- und Offlinewelt befinden. Der Jugendtreff „Check In“ in Tirol möchte ein Fototagebuch mit Mittelschülerinnen und -schülern machen. Der Jugendverein „ZEK“ in Kiens organisiert eine „Tombola“, ein „Wetten dass…“ und ein Onlinequiz über WhatsApp. Unter dem Hashtag #joyfriends gibt es Montag bis Samstag einen interaktiven Instagram-Livestream mit der Jugendarbeiterin vom Jugendzentrum “Joy” in Auer. Die Jugendarbeiterinnen und -arbeiter des Jugendtreff „Slash“ in Gais planen mit den Jugendlichen online zu Watten und FIFA zu zocken.

Bezirk: Bozen