Ancilla Lechner sprach von ihren Erfahrungen

Coronakrise: Neue Wege in der Kranken- und Trauerseelsorge erkennen

Samstag, 24. Oktober 2020 | 12:06 Uhr

Brixen – Aktueller hätte das Thema der diesjährigen Oktobertagung gestern (23. Oktober 2020) an der Brixner Cusanusakademie nicht sein können: „Barmherzigkeit steckt an: Die Pfarrei als heilende Gemeinschaft“ griff die Coronakrise auf und vertiefte deren Auswirkungen auf die Kranken- und Trauerpastoral. Dazu stellte der Priester und Professor Luciano Sandrin in seinem Referat fest, dass durch Covid-19 die Notwendigkeit eines neuen Modells der Seelsorge zum Vorschein gekommen sei und Ancilla Lechner, Krankenhausseelsorgerin und Ehrenamtliche in einer Pfarrei, brachte zum Ausdruck, dass sie die Krankenseelsorge als eine persönliche Berufung auf der einen und als einen Dienst an der Pfarrgemeinde auf der anderen Seite betrachte.

Die traditionelle Oktobertagung der Diözese befasste sich heuer mit Kranken- und Trauerpastoral in der Pfarrei und in der Seelsorgeeinheit: Die Covid-19-Pandemie hat nämlich die Dringlichkeit eines neuen Modells der Seelsorge deutlich gemacht, das die Schwachen in den Mittelpunkt stellt. Die christliche Gemeinschaft ist gerufen, hier und jetzt die Nähe Jesu zu vermitteln, der die Kranken heilt und diejenigen tröstet, die ihre liebste Person verloren haben. Indem sie eine „authentische Krankenpastoral“ entdeckt, kann die Pfarrei zu einer “heilenden Gemeinschaft” werden, und dies könne auch ein wichtiger Beitrag zur „Gesundheit“ der Seelsorge sein.

Im ersten Referat des gestrigen Nachmittags sagte Luciano Sandrin, Priester der Ordensgemeinschaft der Kamillianer, langjähriger Professor für Psychologie und Gesundheit und Krankheit und für Theologie der Krankenpastoral am Camillianum in Rom, dass Covid-19 die Dringlichkeit eines neuen Modells der Seelsorge aufzeige. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, stellte Sandrin provokant fragend fest. „Normalerweise suchen wir die Nähe zu Menschen, die wir gern haben, und wenn wir jemanden abweisen, distanzieren wir uns. In der Coronakrise ist das Gegenteil der Fall: Körperliche Nähe bedeutet jetzt Ansteckungsgefahr. Es gibt also eine Nähe, die heilt, und eine Nähe, die gefährlich ist; eine Distanz, die verletzend wirkt, und eine Distanz, die verhindert, dass wir uns selbst verletzen“, sagte der emeritierte Professor. Die Erfahrung, die unsere Gesellschaft jetzt mache, sei auch eine Gelegenheit, um zu lernen, so Professor Sandrin: „Corona kann uns als Menschen und als Gemeinschaft weiterbringen. Die derzeitige Krise kann auch als Test verstanden werden: als Test nicht nur für die Krankenpastoral, sondern auch für den Zustand, die ‚Gesundheit‘, unserer Beziehungen zu Gott, zu anderen Menschen und zur ganzen Schöpfung. Gerade jetzt sehen wir, ob die Ansätze, ‚die uns wirksam helfen, in Solidarität, Verantwortung und Fürsorge auf der Grundlage des Mitgefühls zu wachsen‘, die erhoffte Wirkung zeigen. Es ist dies nämlich die Botschaft der Enzyklika Laudato Sì von Papst Franziskus, auf die uns diese Pandemie mit aller Wucht aufmerksam gemacht hat.“

Ancilla Lechner, seit sieben Jahren Krankenhausseelsorgerin am Krankenhaus von Brixen und seit 15 Jahren im Pfarrgemeinderat der Pfarrgemeinde Kurtatsch, sprach von ihren Erfahrungen, die sie im Krankenhaus und in der Pfarrei gemacht hat. „Es gibt immer mehr alleinstehende Menschen in unserer Gesellschaft. Und ich glaube, dass es wirklich auch unsere Pflicht als Christen ist, die Augen offenzuhalten und zu schauen, wer vielleicht Hilfe brauchen könnte“, sagte Lechner. Eine Gemeinde lebe von den unterschiedlichen Fähigkeiten und Berufungen der einzelnen Pfarrmitglieder, so Krankenhausseelsorgerin Lechner. „Gerade auch im Bereich der Krankenpastoral“, führte Ancilla Lechner aus, „finde ich es ganz wichtig, dass wir uns dessen bewusst sind. Natürlich braucht es im Umgang mit Kranken und Trauernden Menschen, die ein besonderes Gespür haben, die nicht Angst davor haben, dem Leid und dem Tod zu begegnen, die zuhören können, die Ruhe und Sicherheit ausstrahlen. Aber es braucht genauso auch andere, die mit vielleicht ganz anderen Fähigkeiten den Betroffenen eine Stütze sein können. Wenn wir das tun, was wir können und wozu wir uns imstande fühlen, dann können wir als Einzelne dazu beitragen, dass unsere Pfarrgemeinden heilende Gemeinschaften sind, in denen Jesus spürbar ist.“

 

Von: luk

Bezirk: Eisacktal