Von: mk
Bozen – Sie setzten auf regionale und fair gehandelte Produkte, auf farblich und geschmacklich toll kombinierte Speisen, auf Saisonalität und Zero Waste: 29 Schülerinnen und Schüler der Klassen 2A und 1B der Landesberufsschule Gutenberg haben sich am Valentinsabend mit ihrem Fünfgänge-Menü im Rahmen von „Das fairste Dinner“ einer sechsköpfigen Jury gestellt. Die OEW-Organisation für Eine solidarische Welt aus Brixen hat den Wettbewerb im vergangenen Jahr ins Leben gerufen. Interesse und Nachfrage waren derart groß, dass im heurigen Februar die zweite Auflage stattfand und Bozen am 14. Februar nach Bruneck und Meran zum fairsten Dinner lud. Es ging dabei nicht nur um Geschmack und Komposition der Speisen. Die Jury legte großen Wert auf Wahl und Herkunft der Lebensmittel, auf die Kommunikation zwischen Küche und Service, auf Freude und Inspiration beim Kochen. Die heurige Jury bestand aus dem Gourmetkoch des Rittner Haubenrestaurants 1908 Stephan Zippl, dem Barbianer Vielfaltsbauern vom Aspingerhof Harald Gasser, der Koordinatorin der Südtiroler Weltläden Brigitte Gritsch, aus der Zero-Waste-Expertin und Gründerin von „Novo-bio & lose“ in Bozen und Brixen Maria Lobis, aus der Ernährungswissenschaftlerin Ivonne Daurù und dem Service-Chef des Restaurants St. Hubertus in St. Kassian Christian Rainer.
Als ersten Gang servierten die Schülerinnen und Schüler der Klassen 2B und 1F der Landesberufsschule Gutenberg beim fairsten Dinner Saiblingsfilet auf Pastinakenpüree und Kräuteröl. Danach reichten sie Ronenknödel auf Rübenkraut. Mit der veganen Hauptspeise zeigten sie sich mutig und servierten „vegane Ente“ aus einer Sellerieknolle mit geschichteten Kartoffeln und Rotkohl. Zum Nachtisch bereiteten sie Scheiterhaufen und Sanddorneis zu. 65 Familienangehörige und Freunde beteiligten sich an der Verkostung. Die Jury befand das Menü für stimmig und zur Jahreszeit passend. Lebensmittelwahl und Zubereitung beeindruckten.
Ernährungswissenschaftlerin Ivonne Daurú bedankte sich bei den Schülerinnen und Schülern für die gesunden Lebensmittel, für das winterliche Gemüse mit wertvollen Nährstoffen reich an Antioxidantien, beglückwünschte sie zu den intensiven Farben am Teller, zu den Gerichten arm an verkochten Tieren.
Die Zero-Waste-Expertin Maria Lobis freute sich über das handgeschöpfte Papier, auf dem die Rezepte veröffentlicht wurden, auf die Überlegungen zur Nutzung von Tischdecken und die dezente Dekoration. Die jungen Leute hätten verstanden, worauf es ankommt, betonte sie.
Brigitte Gritsch von den Südtiroler Weltläden freute sich, dass die Schülerinnen und Schüler genau wussten, wo jene Produkte herkamen, die nicht in Südtirol angebaut werden können. Transparenz und Fairness beginne in der Küche und zeige sich am Teller, sagte die Fair-Trade-Expertin. Sie riet den Schülerinnen und Schülern, auch weiterhin mit dem Essen am Teller Geschichten zu erzählen.
Der Maître d’hôtel Christian Rainer ist seit 2001 mehrfach prämierter Servicechef im mit drei Michelin-Sternen ausgezeichneten Restaurant St. Hubertus in St. Kassian. Er war beeindruckt vom Können der jungen Menschen, vor allem von jenen der ersten Klasse, freute sich über das gute Klima zwischen Küche und Service. Die Servierenden seien trotz Aufregung professionell geblieben, hätten die Speisen und Zutaten gut erklärt und zeigten bereits beim Aufhalten der Tür Klasse.
Der Vielfaltsbauer Harald Gasser vom Aspingerhof in Barbian lobte die „unbekannte Heldinnen und Helden“ an den Kochtöpfen. Auch wenn sie während des Kochens nicht zu sehen waren, habe er gespürt, dass sich die jungen Leute bei der Wahl der Lebensmittel viele Gedanken gemacht und gesundes Gemüse bei tollen Produzentinnen und Produzenten besorgt haben.
Der Sternekoch Stephan Zippl des Rittner Haubenrestaurants 1908 war bereits im vergangenen Jahr Jurymitglied und lobte die Schülerinnen und Schüler für das hohe Niveau und die einfachen Speisen. Die Menüreihenfolge sei stimmig gewesen, die Köchinnen und Köche hätten ihr Bestes gegeben.
Die Schülerinnen Judith Schweigkofler, Lena Valtingoier und Sophie Werth zeigten sich am Ende des Abends erleichtert über das Gelingen. Sie seien froh, sich seit Monaten so intensiv mit Resteverwertung, Regionalität und Produzenten in Südtirol auseinandergesetzt zu haben. Die drei Schülerinnen bedankten sich stellvertretend bei den Lehrpersonen für die große Unterstützung, waren überrascht vom großen Anklang, den das vegane Hauptgericht bei den 65 Gästen fand. Der Zusammenhalt in den Klassen sei in den vergangenen Monaten gewachsen.
Die Direktorin der Landesberufsschule Gutenberg in Bozen Edith Meraner war stolz über das Geleistete der Schülerinnen und Schüler. Das positive Feedback der Jury bleibe als Glanzstück in Erinnerung und werde die jungen Menschen auch künftig motivieren, sich mit Themen der Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Der Kontakt zum Elternhaus habe sich durch das fairste Dinner verstärkt, die jungen Leute würden so auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet.
Verena Gschnell und Monika Thaler von der Organisation für Eine solidarische Welt OEW bedankten sich bei den engagierten jungen Menschen, bei den Lehrpersonen und den Direktionen der Landeshotelfachschule Bruneck (Dinner am 1. Februar), der Landeshotelfachschule Kaiserhof (Dinner am 9. Februar) und der Landesberufsschule Gutenberg (Dinner am 14. Februar). Das gewachsene Selbstbewusstsein der jungen Menschen, ihre Auseinandersetzung mit Fairness, Regionalität, Zero Waste und Service-Qualität habe sie in ihrem persönlichen und beruflichen Leben wachsen lassen. Das fairste Dinner sei mehr als ein kulinarischer Wettbewerb. Er trage dazu bei, die Schülerinnen und Schüler zu motivieren, mit ihrem Angebot positive Veränderungen in der Welt zu bewirken.
Die freiwilligen Spenden des Dinners in Bozen gehen an das von der OEW unterstützte Waisenhaus-Projekt „Oasis of Endless Hope Centre“ in Kenia. Die von den Schulklassen kreierten Rezepte werden jetzt in einer Broschüre zusammengefasst und online auf den Kanälen der OEW zugänglich gemacht. In einem Monat gibt es ein Treffen für die Schülerinnen und Schüler der drei beteiligten Schulstellen. Dann werden sie sich noch einmal mit der Jury austauschen und bei Workshops weitere Impulse erhalten.