Von: mk
Bozen – „Der Dialekt ist voller lebendiger sinnlicher Bilder“, betonte Johannes Ortner, nachdem er im Rahmen der Mitgliederversammlung einstimmig zum neuen Vorsitzenden gewählt wurde. Für die nächsten Jahre sind mehrere Veranstaltungen und Aktionen geplant. Die ArGe Mundart soll sich selbstbewusst in der Öffentlichkeit präsentieren.
Es wird immer mehr in Mundart geschrieben (Textnachrichten, E-Mail, WhatsApp), besonders im informellen Kontext. Dies ist eine kreative Angelegenheit, denn man muss als Schreiber überlegen, wie kann der oder die andere den Text lesen bzw. verstehen. Kreativ ist dieser Akt, weil ich selbst je nach Situation über eine Orthografie entscheiden darf.
Sprache kann gerade in Südtirol auch politisch sein. In einer Minderheitensituation mit einem großen fast ausschließlich italienischsprachigen italienischen Nationalstaat ist Deutsch natürlich ein wesentlicher Bestandteil der Südtiroler Identität, wie das Ladinische für die Ladiner. Diese Anlehnung an das Deutschtum (Radio, österreichische und bundesdeutsche Fernsehprogramme), hat dazu geführt, dass der Standardsprache weit mehr Beachtung geschenkt wurde – und in gewissem Sinn noch wird – um die Anbindung an den deutschen Kultur- und Sprachraum zu stärken. In diesem Zuge wurde der Dialekt als untergeordnet eingestuft. In der Folge entwickelte sich in Südtirol eine Art „Sprachscham“.
Dialekt kann das Sprachenverständnis stärken
Hochdeutsch zu beherrschen, ist eine erstrebenswerte Fähigkeit, aber Dialekt und Standard sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden. „Gute Dialektsprecher und – autoren, die es zum Glück noch gibt, zeigen sehr viel Sprachgefühl“ ist Johannes Ortner überzeugt, „eine gute Beherrschung einer oder mehrerer Mundarten ist ein idealer Ausgangspunkt andere Dialektvarietäten und Sprachen schnell zu lernen, vor allem weil der Lautstand in den Dialekten komplex ist.“
Breites Programm für die ArGE MundART
Bei der Mitgliederversammlung hat man sich viel für die nächsten Jahre vorgenommen. Neben Lesungen an etablierten und ungewöhnlichen Orten ist auch ein Fortbildungsprogramm für Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft geplant. Ein besonderes Anliegen ist Johannes Ortner auch eine wissenschaftliche Herangehensweise. So soll etwa auch das Anlegen von Mundartsammlungen und das Scannen von handschriftlich verfassten Sammlungen ins Programm genommen werden.