Von: luk
Bozen – Sprachkurse und viele verschiedene Gelegenheiten zum informellen Sprachenlernen auch außerhalb der Arbeit fördern die Zweisprachigkeit im Unternehmen. Das ist der Kern der Strategie, die die Linguisten von Eurac Research für das Zusatzrenten-Institut Pensplan in Bozen entwickelt haben. Am 2. Dezember wurde das Projekt in Rom mit dem Europäischen Sprachensiegel ausgezeichnet. Es wird im Auftrag der Europäischen Kommission für herausragende Projekte zur Vermittlung von Fremdsprachen vergeben.
In den Büros von Pensplan wird freitags immer Hochdeutsch gesprochen, jeden Montag können sich die Mitarbeiter mit dem „Wort der Woche“ beschäftigen. Einige besuchen Sprachkurse, andere widmen ihre Mittagspause einem Sprachtandem mit Arbeitskollegen; am Abend können sie an Yoga-Kursen oder anderen kulturellen Veranstaltungen in der jeweils anderen Sprache teilnehmen.
Dies sind einige der Initiativen des regionalen Zusatzrenten-Instituts, dank derer die Mitarbeiter die Zweitsprache mehr verwenden und dadurch besser lernen. Bis vor kurzem fand die mündliche Kommunikation zwischen Kollegen meist einsprachig statt – aus Unsicherheit oder aus Gewohnheit. Nun machte die Geschäftsführung von Pensplan die Zweisprachigkeit seiner Mitarbeiter zu einem festen Unternehmensziel und hat sich an das Bozner Forschungszentrum gewandt: „Die Zweisprachigkeit ist ein sehr wichtiges Ziel für ein Unternehmen, das die Bürger informiert und berät. Für uns ist es äußerst wichtig unsere Dienste in der Muttersprache unserer Kunden anzubieten“, sagt Pensplan-Direktor Markus Obermair.
Elena Chiocchetti, Sprachforscherin von Eurac Research und Verantwortliche des Projekts, erklärt: „Zunächst haben wir alle Mitarbeiter einem Test unterzogen, um ihre Sprachkompetenzen in Deutsch und Italienisch festzustellen. Um die Gewohnheiten und die Lernbereitschaft der Mitarbeiter herauszufinden, haben wir einen Fragebogen vorbereitet und Interviews geführt. Auf diese Weise konnten wir den damaligen Ist-Zustand ermitteln und maßgeschneiderte Vorschläge ausarbeiten.“
Neben den Vorschlägen der Linguisten hat auch eine Arbeitsgruppe von Pensplan-Mitarbeitern Ideen ausgearbeitet. Heute hat bei Pensplan jeder Mitarbeiter eine Art Tagebuch, in dem er alle Aktivitäten in der anderen Sprachen vermerkt, ob er zum Beispiel einen Film gesehen hat, einen Kurs besucht oder sich während der Kaffeepause in der anderen Sprache unterhalten hat.
„Die Mitarbeiter haben das Projekt begeistert aufgenommen. Sie sind sehr aktiv und haben auch selbst Initiativen vorgeschlagen, um sich der Zweitsprache zu nähern“, sagt Judith Gögele, Koordinatorin des Projekts bei Pensplan.
Die Strategie ist auch bei der Europäischen Kommission gut angekommen: Eurac Research hat für dieses Projekt das Europäische Sprachensiegel erhalten. Die Auszeichnung der Kommission prämiert alle zwei Jahre herausragende Projekte zur Vermittlung von Fremdsprachen. Für die Linguisten von Eurac Research ist es das zweite Sprachensiegel. Das erste haben sie im Jahr 2006 für ein Projekt zu Übersetzungstechniken erhalten.