Von: mk
Bozen – Die zebra.Redaktion heißt im Mai Faith Okorie und Joseph Ayinde im Team willkommen. Seit gestern betätigen sie sich erstmals als zebra.Verkäufer und bieten die neue Maiausgabe auf Südtirols Straßen an. Faith lebt seit einigen Jahren in Meran und hat dort als “Badante”, als private Pflegekraft, und in der Landwirtschaft gearbeitet, jedoch immer nur in Kurzarbeit. Auch Joseph hatte bisher noch nie eine Festanstellung. Längere Zeit arbeitete er als Hilfskoch in Norwegen. Das Sozialprojekt zebra. soll den beiden nun neue Perspektiven eröffnen. Durch den Verkauf kommen die Straßenverkäuferinnen und -verkäufer in Kontakt mit potentiellen Arbeitgebern und können Beziehungen aufbauen.
Begleitet werden sie dabei von zebra.Sozialarbeiterin Patrizia Insam. Sie betont: „Joseph und Faith sind Personen mit großer Motivation und vielen Fähigkeiten. Für sie könnte der zebra.Verauf ein Sprungbrett in ein festes Arbeitsverhältnis sein”. Angewiesen bei ihrer Arbeit ist Insam auf die Unterstützung von Unternehmen, die fähigen Menschen im Projekt zebra. einen Weg in ein normales Arbeitsverhältnis ermöglichen.
Welch andere Herausforderungen viele der Menschen im Projekt meistern müssen zeigt in der Maiausgabe ein Beitrag mit zebra.Verkäufer Godstime Okiwe auf. Er erzählt davon wie schwierig es ist als Mann mit Migrationshintergrund eine Mietwohnung in Südtirol zu finden. „Oh Mann!” titelt dementsprechend die Ausgabe, die sich dem Thema Mann im Allgemeinen auf unkonventionelle Weise annähert. Im Zuge mehrerer Beiträge versucht die zebra.Redaktion den Begriff der Männlichkeit von Stereotypen und Vorurteilen zu befreien. Giacomo Matteotti, der erste Tagesvater Italiens, schreibt von einer Leidenschaft, die zum Beruf geworden ist; Daniel Grassl an der Spitze der italienischen Nationalmannschaft im Eiskunstlauf beantwortet in der Rubrik „Zahlen bitte” die Frage, wie er sich als junger Mann in einer weiblich definierten Sportart behauptet. Tobias Stampfer teilt in der „Hauptsache” seine Transformationserfahrungen von einem weiblichen zu einem männlichen Körper und die Famiglie Arcobaleno berichten in der Rubrik „Action” von ihrem Kampf um die Anerkennung von Elternrechte.
Was ist zebra?
Seit 2014 gibt die OEW-Organisation für Eine solidarische Welt aus Brixen die Straßenzeitung zebra. heraus. Die aktuelle Ausgabe wird von rund 60 Verkäuferinnen und Verkäufern angeboten. Sie kommen ursprünglich aus zwölf verschiedenen Nationen, sind bei der OEW registriert und an ihren weiß-grünen zebra.Ausweisen erkennbar. Tag für Tag sind sie in ganz Südtirol unterwegs und verkaufen die Zeitung zum Preis von drei Euro. Davon fließt die Hälfte in die Produktion, eineinhalb Euro bleibt ihnen selbst. Die Inhalte der Zeitung werden von engagierten ein- und zweiheimischen Freiwilligen erarbeitet und lenken den Blick auf gute Nachrichten, auf ermutigende Geschichten, auf kleine Taten mit großer Wirkung, auf besondere Menschen in und aus Südtirol.
Der Verkauf der Straßenzeitung bietet marginalisierten Menschen, die kaum Zugang zum Arbeitsmarkt haben, eine sinnvolle Tätigkeit und eine kleine Verdienstmöglichkeit auf Augenhöhe. zebra.Verkäuferinnen und Verkäufer betteln nicht, sondern bieten ein Produkt an, das ihnen Zugang zur Südtiroler Lebens- und Arbeitsrealität, Selbstvertrauen, Anerkennung und Würde ermöglicht.
Seit 2017 bietet das Projekt zebra.Support schnelle und unkomplizierte Hilfe für Verkäuferinnen und Verkäufer in Notsituationen. Langjährigen Verkäuferinnen und Verkäufern wird durch Fortbildungen und intensive Begleitung der Einstieg in die Arbeitswelt erleichtert. Das Projekt kann durch eine Spende auf das OEW-Spendenkonto bei der Raiffeisenbank Südtirol, IBAN: IT 68 S 08307 58221 000300004707, Überweisungsgrund: „zebra.Support“, unterstützt werden.