Von: mho
Bozen/Brixen – Während Bischof Ivo Muser die Christnacht im Dom von Brixen gefeiert hatte, stand er heute am Christtag dem Pontifikalamt im Dom von Bozen vor und zeigte dabei auf, was es ganz konkret bedeutet, wenn „das Wort Fleisch geworden ist“. In der Christnacht hat Bischof Ivo Muser im Dom von Brixen das Kind ins Zentrum seiner Predigt gerückt – das Kind in seiner Hilfsbedürftigkeit und Armut als Zeichen Gottes. „Gottes Zeichen ist es, dass er sich für uns klein macht“, sagte der Bischof und verwies auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen: „Das Kind von Bethlehem lenkt unseren Blick auf all die leidenden und missbrauchten Kinder in der Welt, die geborenen wie die ungeborenen. Auf die Kinder, die als Soldaten in eine Welt der Gewalt hineingeführt werden; auf die Kinder, die betteln müssen; auf die Kinder auf der Flucht vor den Gewalttaten der Erwachsenen; auf die Kinder, die äußerlich alles haben und doch keine Liebe erfahren.“
Gerade darin sieht Bischof Muser ein wesentliches Merkmal von Weihnachten: „Gott bittet um unsere Liebe: Deswegen wird er Mensch, ein Kind. Nichts anderes will er von uns als unsere Liebe, durch die wir lernen sollen, in seine Gesinnungen einzutreten. Gott will nicht gefürchtet, sondern geliebt werden.“ Am heutigen Christtag hat der Bischof diesen Gedanken weiter ausgeführt und erklärt, dass Weihnachten nach einer konkreten Antwort des Menschen verlangt. Man kann Weihnachten damit nicht mehr bloß als schöne Erinnerung abtun, zu einem Gefühl oder zu einer schönen Feier für einige Tage degradieren. „Seit Gott Menschen wurde, können wir ihn in all dem begegnen, was uns ausmacht – er hat zu tun mit unserer Geschichte, mit unserem Arbeitsalltag, unseren Aufgaben und Beziehungen“, sagte Bischof Muser und wurde mit zwei Aufgaben ganz konkret. Die erste Aufgabe sieht er im friedlichen Miteinander der historisch gewachseneren Sprachgruppen in der Diözese Bozen-Brixen. In den vergangenen Jahrzehnten wurden in diesem Bereich große und wichtige Schritte gesetzt, doch macht man immer wieder die Erfahrung, dass das Eis des Miteinanders nach wie vor sehr dünn sein kann. Die zweite Aufgabe sieht Bischof Ivo – und darin sieht er eine zutiefst weihnachtliche
Aufgabe – in der Aufnahme und in der Integration der neuen Bürgerinnen und Bürger. „Wir werden Lösungen nur dann finden, wenn wir diese wollen“, so der Bischof. Abschließend erinnerte Bischof Muser an Josef Mayr-Nusser, der am 18. März 2017 im Dom von Bozen selig gesprochen wird und zitierte eine Aussage von Josef Mayr-Nusser: „Es fehlt noch bei sehr vielen das Bewusstsein der Mitverantwortung für den Menschen neben uns, und doch gibt derjenige Gott nicht die Ehre, der nicht tatkräftige Nächstenliebe übt… Nur dann, wenn wir Gott die Ehre geben, nicht nur in der Kirche, sondern auch im Beruf, im öffentlichen Leben, dem Mitmenschen gegenüber, wird sich auch der zweite Teil der Weihnachtsbotschaft an uns erfüllen: … und Friede den Menschen auf Erden.“