Von: ka
Meran – Den starren Schulalltag hinter sich lassen und stattdessen selbst über das eigene Lernen entscheiden, das ermöglicht die Förder- und Aufholwoche an der Fos. In diesen fünf Tagen belegen Schülerinnen und Schüler Kurse, die sie selbst auswählen, die ihren Interessen entsprechen oder ihre Schwächen stärken.
Schülerinnen und Schüler wählen in der Förder- und Aufholwoche aus über 500 Kursangeboten aus: Während Erstklässlerinnen konzentriert ihr Aufholprogramm erledigten, sezierten nebenan Schülerinnen und Schüler ebenso konzentriert eine Schweinelunge.
Pünktlich zu Beginn des zweiten Semesters wurde auch heuer der normale Schulbetrieb an der Fachoberschule für Tourismus und Biotechnologie „Marie Curie“ (FOS) in Meran für fünf Tage stillgelegt. Nicht der 50-Minuten-Takt der Schulglocke sowie der fachrichtungsspezifische Stundenplan bestimmten den Schulalltag der knapp 700 Schülerinnen und Schüler, sondern sie selbst. Es ist dies dann der alljährliche Beginn der Förder- und Aufholwoche an der FOS. „Eindeutig die coolste Schulwoche“, meint eine Viertklässlerin. „Ich bin in allen Fächern positiv. Somit gehe ich für drei Tage mit anderen FOS-Schülern zum Skicamp nach Ratschings. Die beiden anderen Schultage besuche ich jene Kurse, die mir gefallen.“
Die Förder- und Aufholwoche an der FOS hat inzwischen Tradition. Da gibt es dann viel zu entdecken, zu probieren und zu experimentieren. Zumindest für jene Schülerinnen und Schüler, die keine Lernrückstände aus dem ersten Semester aufholen müssen. Hingegen jene mit negativen Fachbewertungen nutzen ein Teil des Kursangebots, um ihre Kenntnisse in den jeweiligen Bereichen individuell zu verbessern.
Über 500 Kurse standen heuer in der Förder- und Aufholwoche zur Auswahl. 477 Kurse haben schlussendlich stattgefunden: von Basteln großer Origami-Figuren über einen Fotokurs mit dem Etschtal vor der Linse oder spannenden Physik-Workshops bis hin zu Wanderungen und Sportturnieren jeder Art für alle Aktiven. Fleißig gekocht wurde beispielsweise beim russisch-französischen Frühstück oder beim Herstellen von selbstgemachten Gummibärchen. Wer lieber experimentierte, wurde in den Chemie- und Physiklaboren fündig. Hier wurden kleine Raketen gebastelt und gleich – ihrer Bestimmung gemäß – auf ihre Flugtauglichkeit getestet. Im Biologielabor wurde zwischen den verschiedenen Schaukästen und Aquarien an einem Riesenmodell des Käfers aus Kafkas „Die Verwandlung“ gesägt und geklebt. Einige geographieinteressierte Schülerinnen und Schüler bereiteten sich auf die anstehende „Geochallenge“ vor, bei der der Titel verteidigt werden muss. Andere hörten gespannt den Schilderungen eines Archäologen zu, während in der Klasse daneben eine Schweinelunge genauestens analysiert oder ein Sitzhocker aus Plastikmüll kreiert wurde.
Neben den Lehrpersonen der Schule bieten auch Eltern sowie externe Fachexperten immer wieder Kurse zu verschiedenen Themen an. Den Stundenplan stellen sich die Schülerinnen und Schüler für diese fünf Tage selbst zusammen. „Es sind fünf lebhafte Schultage, wo man andere Schüler aus anderen Klassen kennenlernt“, sagt ein Schüler. „Und die Mischung aus Aufholkursen und frei zu wählenden Angeboten kommt uns sehr entgegen.“
Eine von Lehrkräften eigens für die Förder- und Aufholwoche entwickelte Datenbank erleichtert die Arbeit jener Lehrergruppe, die diese Woche an der FOS organisiert. „Für die Lehrkräfte ist diese Woche recht intensiv“, sagt Steffanie Ausserer vom Kursbüro. Sie hat den gesamten Überblick über alle Kurse, über alle Schülerinnen und Schüler und über die Lehrkräfte. Sie weiß, wo jeder ist und wer fehlt. – Ob man daran gedacht habe, die Förder- und Aufholwoche abzuschaffen? – „Nein, nicht wirklich. Da würden wahrscheinlich alle Schülerinnen und Schüler heftig protestieren.“, sagt Ausserer und lacht.