Von: bba
Bozen – Unter Zytodiagnostik versteht man die mikroskopische Untersuchung von Zellen, den kleinsten „Bauteilen“ des Körpers, auf kleinen Glasplättchen. Diese Proben werden in der Pathologie des Südtiroler Sanitätsbetriebes tagtäglich analysiert: Sie sind es oft, die den Ausschlag geben, ob ein Tumor vorliegt oder nicht. Bei einem Internationalen Tutorial in Rom stellte kürzlich Giovanni Negri, Pathologe aus Bozen, neue Erkenntnisse und diagnostische Methoden vor.
Durch die Zytodiagnostik ist es möglich, nicht nur zu unterscheiden, ob eine Krebserkrankung vorliegt oder nicht, sondern auch, welche Behandlung notwendig ist. „Die Zytologie kann dabei mit Fug und Recht als Waffe in der Krebsbekämpfung gesehen werden“, erklärt Giovanni Negri, Pathologe im Team von Primar Guido Mazzoleni und Verantwortlicher der Screening-Zytologie für Südtirol sowie Zytologie-Koordinator der Italienischen Gesellschaft für Pathologie und Zytologie SIAPEC-IAP. „Durch eine gezielte Analyse können unnötige und belastende Therapien vermieden werden. Die Devise ist ‚Mehr mit Weniger erzielen‘, das heißt, ohne größere Eingriffe kann man aus einer kleinen Probe viele Informationen erhalten – und damit nicht nur eine präzise Diagnose gestellt, sondern vor allem auch die individuelle Therapie bestimmen. So ist es möglich, bei Brustkrebs ganz gezielte Medikamente zu verabreichen, bei Schilddrüsenkrebs punktgenauer zu operieren oder bei Gebärmutterhalskrebs – der jährlich über 6000 Personen in Italien befällt – verdächtige Zellen bereits im Frühstadium zu erkennen. Auch um Lungenkrebs zu erkennen, reichen oft minimalste Mengen einer Probe. Pathologen und Onkologen werden in Zukunft immer enger zusammenarbeiten.“
Für die Fachleute aus aller Welt, die am Treffen, organisiert von der International Academy of Pathology, teilnahmen, war eines besonders wichtig: „Die Zukunft gehört diesen Untersuchungen. Weltweit gibt es große Erfolge in der Krebsdiagnostik und -bekämpfung durch die Zytopathologie. Investitionen in diese Bereiche sind also Investitionen in die Zukunft, die moderne Tumorbehandlung wird immer zielgerichteter arbeiten, bereits jetzt können bestimmte Zellen direkt während der Operation untersucht werden. Damit ist es möglich, sofort über die richtige Weiterbehandlung zu entscheiden.“
Auch Sanitätsdirektor Thomas Lanthaler stimmt dem zu: „Die Krebsdiagnostik und -behandlung ist heute eine ganz andere als noch vor zehn Jahren. Die Wissenschaft schreitet voran, es ist vieles möglich, was früher undenkbar war. Wenn unsere Mitarbeiter hier an vorderster Front sein können, ist das für uns alle von Vorteil.“