Von: mk
Bozen – Der Südtiroler Heimatbund erinnert an ein folgenschweres Ereignis im September 1963.
Am 29. August 1963 waren acht wegen grausamer Folterungen Südtiroler Häftlinge angeklagte Carabinieri von dem Schwurgericht in Trient freigesprochen worden. Gegen zwei weitere Carabinieri war das Verfahren wegen Amnestie eingestellt worden. In Österreich kam es nun zu Protestdemonstrationen und die österreichische Presse bezeichnete den Trienter Prozess durchwegs als lächerliche Augenauswischerei. Der Staatsanwalt habe sich dort wie ein Verteidiger der angeklagten Carabinieri benommen.
Daraufhin legten in der Nacht des 23. September 1963 italienische Neofaschisten in Ebensee in Österreich eine Bombe auf einer Gondel der Feuerkogelseilbahn, mit der in der Früh eine Schulklasse auf den Feuerkogel gefahren wäre. Gott sei Dank wurde diese Bombe, die auf die Vernichtung von Menschenleben abgezielt hatte, rechtzeitig entdeckt. Bei der Bombe fanden die Entschärfer ein Plastiksäckchen, das 20 Abzeichen der neofaschistischen Organisation „Giovane Italia“ enthielt.
Die Gondel, auf der die Sprengladung angebracht war und das aufgefundene Abzeichen der „Giovane Italia“
Zum gleichen Zeitpunkt detonierte eine Sprengladung in der Nähe von Ebensee und zerstörte das „Löwen-Denkmal“, das zu Ehren des Kaisers Franz Josef errichtet worden war. Am Tatort fanden sich mehrere Blanko-Ausweise der neofaschistischen Jugendorganisation „Giovane Italia“. Diese trugen den warnenden Aufdruck: „I CARABINIERI NON SI TOCCANO“ – „Die Carabinieri sind unantastbar“.
Die Neofaschisten waren in der Nacht auch in die nahe gelegene Saline Ebensee eingedrungen und hatten dort Sprengladungen an die Solebehälter gelegt, die mit Zugzündern versehen und als Sprengfallen für die Entschärfer gestaltet waren. Bei der Entminung fand daher auch der Linzer Gendarmerieinspektor Kurt Gruber den Tod und der Bezirksinspektor Johann Winkler erlitt schwerste Verletzungen. Er blieb sein Leben lang invalid.
Der verletzte Gendarmeriebeamte Karl Winkler wurde mit dem Hubschrauber in die Klinik geflogen. Er konnte gerettet werden, blieb aber sein Leben lang invalid.
Bei allen noch intakt aufgefundenen Ladungen stelle es sich heraus, dass es sich um einen italienischen Pionier-Sprengstoff handelte und auch die Zeitzündvorrichtungen italienischer Herkunft waren. Sprengstoff und Zeitzünder waren mit jenen identisch, die bei der Sprengung des Andreas-Hofer-Denkmals am Bergisel in Innsbruck zwei Jahre zuvor verwendet worden waren.
Als es ein Jahr später in Mailand zu Anschlägen auf Parteilokale kam, wurden am 17. Februar 1965 mehrere Neofaschisten der Organisation „Giovane Italia“ verhaftet. Bei ihnen wurden Beweise für ihre Täterschaft gefunden und sie gestanden die Anschläge in Ebensee.
Allerdings wurden sie bald wieder auf freien Fuß gesetzt, danach setzten sich die meisten von ihnen rasch ins Ausland ab. Anschließend erfolgten Amnestierungen und Verfahrenseinstellungen. Zuletzt wurde nur ein einziger der faschistischen Täter vor Gericht gestellt und am 25. Jänner 1969 zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung verurteilt.
Nur ein einer der Mörder wurde vor Gericht gestellt und erhielt eine lächerlich geringe und bedingte Strafe
Die anderen Mittäter wurden in Abwesenheit zu geringen Gefängnisstrafen verurteilt, die in den folgenden Jahren amnestiert oder wegen Verjährung aufgehoben wurden. Keiner der an der Mordtat von Ebensee Beteiligten musste auch nur einen Tag in Strafhaft verbringen.
„Der Familie des inzwischen weitgehend vergessenen Opfers Kurt Gruber war hingegen die ‚lebenslängliche Strafe‘ auferlegt, ohne Vater und Ehemann auskommen zu müssen“, erklärt Heimatbund-Obmann Roland Lang. Der Südtiroler Heimatbund erinnert an das Mordopfer Kurt Gruber und würde es begrüßen, wenn die Landespolitiker in Süd- und Nordtirol ebenfalls einige Worte des Gedenkens für ihn finden würden, schließt Lang.