Von: ka
Bozen – Oskar Mulley kam 1891 in Klagenfurt zur Welt. Schon in der Realschule war das Zeichnen und Malen seine große Leidenschaft. Bei den Eltern konnte er seinen Willen durchsetzen, sich zum Kunstmaler ausbilden zu lassen wozu er nach Wien ging, wo er die Aufnahmeprüfung an der Akademie der bildenden Künste mit so großem Erfolg bestand, dass er gleich in den zweiten Jahrgang aufgenommen wurde.
Nach Abschluss der Kunstakademie trat der akademische Maler Oskar Mulley seinen Präsenzdienst an, Ende 1914 erfolgte die Einberufung in den Krieg, der ihn 1916 an die Südwest-Front nach Südtirol führte, wo er das Hochgebirge und die obersten Siedlungen der Bauern aus nächster Anschauung kennenlernte; diese Eindrücke hat er später in seinen Bergbildern verarbeitet, so SHB-Obmann Roland Lang.
Bereits seit 1911 waren Bilder von Mulley in Klagenfurt ausgestellt, im Jahr 1917 erregte Mulleys Kunst aber noch an einem anderen Ort einige Aufmerksamkeit. Im Bozner Merkantilgebäude gab es eine „Galerie heimischer Kunst“. Dort war ein „äußerst gediegenes Gemälde von Schloß Runkelstein“ ausgestellt, das Ende Oktober 1917 mit einem Artikel in der „Bozner Zeitung“ sowie in der Zeitung „Der Tiroler“ (Innsbruck) gewürdigt wurde. Erstmals ist damit der Name Oskar Mulley einem kunstinteressierten Publikum in Nord- und Südtirol bekannt geworden. Im gleichen Jahr (1917) hat Mulley die Luise Staudacher aus Bruneck geheiratet, die er an ihrem Arbeitsplatz in der Bozner Sparkasse kennengelernt hat.
Zu Kriegsende 1918 erfolgte die Versetzung von Mulley zum Stationskommando Kufstein, wo er in die Organisation der Truppenrückführung eingebunden war.
Mit seiner Frau ließ er sich dann in Kufstein nieder. Bald schon konnte er sich als Künstler etablieren und die materielle Existenz seiner Familie – die Töchter Inge und Gerda kamen 1920 und 1929 zur Welt – sichern.
Ab 1920 waren Mulleys, vom Wiener Secessionismus inspirierten und vom Publikum ebenso wie von der Presse hervorragend beurteilten Bilder in zahlreichen Ausstellungen zu sehen. „Eine reiche aber wohl gezügelte Phantasie und ein ausgeprägtes, liebevolles Naturempfinden unterstützen den Künstler in seinem Schaffen sehr vorteilhaft und geben seinen Bildern einen ganz eigenen, nachhaltigen Reiz, der uns diesen Künstler lieb und wertvoll macht.“ war zum Beispiel am 23. Jänner 1920 in den „Innsbrucker Nachrichten“ zu lesen.
Bei der Wanderausstellung „Tiroler Künstler“, die 1925/26 in mehreren deutschen Städten zu sehen war, wurde das erste „pastose“ Bild von Mulley gezeigt – „Holzschuhe“. 1925 entstanden auch die ersten Bilder hochalpiner Landschaften bei denen die mit Pinsel und Spachtel dick aufgetragene Farbe geradezu in Materie des Dargestellten übergeht. Mächtig aufragende Felswände, bedrohliche Abgründe, einsame bäuerliche Gehöfte, Bergdörfer, Kapellen und Bildstöcke sind hauptsächliche Motive dieser meist großformatigen Gemälde, so der SHB, die in ihrer Art innovativ und so bisher nicht gesehen waren.
1927 wurden Mulley-Bilder preisgekrönt: In der Wiener „Secession“ war sein Bild „Bergsee“ ausgestellt, das ihm die „Goldene Staatsmedaille für bildende Kunst“ einbrachte und in Budapest wurde ein dort ausgestelltes „Bergbauernhaus“ mit der „Königlich ungarischen Staatsmedaille in Gold“ gewürdigt. Im gleichen Jahr wurde er in den elitären Kreis der Künstlervereinigung „Wiener Secession“ aufgenommen; als „Egger-Lienz der Landschaft“ wurde Mulley später in der Presse bezeichnet wo in dieser Zeit außerdem u. a. zu lesen war: „Mulley ist ein Gestalter von wahrhaft überzeugender Kraft; seine Bilder sind breit und pastos gearbeitet, in allen gehen die Farben zu wundervoller Harmonie zusammen und sie treten uns im wechselvollen Spiel der Lichteffekte entgegen – das alles macht sie zum ungemein starken Erlebnis. Man steht bei seinen Bildern vor etwas Erst- und Einmaligem; man erinnert sich nicht, das schon einmal so oder ähnlich gesehen zu haben.“
Mit der 1933 vom Deutschen Reich gegen Österreich verhängten „1.000 Mark-Sperre“ war Mulley von seinen deutschen Kunsthändlern abgeschnitten. Schweren Herzens verließ er deshalb das ihm zur geliebten Heimat gewordene Land Tirol und übersiedelte mit seiner Familie nach Garmisch in Bayern, wo er in den folgenden Jahren seine erfolgreiche künstlerische Karriere fortsetzen konnte.
Oskar Mulley verstarb im Jänner 1949. Seine Bilder sind bis heute in hohem Maße nachgefragt und erzielen im Kunsthandel und bei Auktionen beachtliche Preise. Zwei Bilder von Mulley sind in den Bergmuseen von Reinhold Messner in Bruneck und Bozen zu sehen.