Von: ka
Bozen – Am 9. November 2021 verstarb der frühere Nordtiroler SPÖ-Parteiobmann, Landeshauptmannstellvertreter und ehemalige Bundesminister Dr. Herbert Salcher im Alter von 92 Jahren.
“Bereits als junger Sozialdemokrat hatte sich Salcher im Bergisel-Bund engagiert und hatte sich in der Folge als treuer Freund Südtirols und als Helfer in der Not erwiesen. Er war ein enger Vertrauter des Tiroler SPÖ-Nationalratsabgeordneten und Landesrates Rupert Zechtl, welcher wiederum ein enger Freund und Verbündeter des Südtiroler Freiheitskämpfers Sepp Kerschbaumer war. Er stand auch in enger Verbindung mit dem ORF-Generalintendanten Gerd Bacher, welcher zu den Unterstützern des Südtiroler Freiheitskampfes gehörte. Zeitzeugen berichteten, dass auch Herbert Salcher somit zumindest „am Rande“ in die Entstehung des „Befreiungsausschusses Südtirol“ (BAS) und dessen Vorhaben eingeweiht war”, so der Obmann des Südtiroler Heimatbundes (SHB), Roland Lang.
“Salcher trug ebenso wie Zechtl die Südtirolpolitik des Landeshauptmannes Eduard Wallnöfer (ÖVP) mit und trat auf politischer Ebene tatkräftig für die Rechte Südtirols ein. Das Schicksal der in italienischen Kerkern leidenden Südtiroler Freiheitskämpfer bewegte ihn sehr und er bemühte sich in enger Zusammenarbeit mit Außenminister Dr. Bruno Kreisky (SPÖ) um deren vorzeitige Freilassung. Als der berühmte Tiroler Musikprofessor, Komponist und Dirigent Dr. Günther Andergassen von den Italienern verhaftet und zu 30 Jahren Kerker verurteilt worden war, brachte Salcher Andergassens Frau und Sohn zu einer Aussprache mit Dr. Bruno Kreisky zusammen, welcher versprach, sich für den Inhaftierten einzusetzen”, fährt Lang fort.
“Tatsächlich gelang es, die vorzeitige Freilassung Andergassens nach sieben Jahren Haft im Dezember 1970 zu erreichen. Als Andergassen von den Carabinieri am Brenner den österreichischen Behörden übergeben wurde, wartete der Tiroler Landeshauptmann-Stellvertreter Salcher dort bereits auf ihn und brachte ihn zusammen mit seiner Familie in seinem Auto nach Innsbruck. Auch in den späteren Jahren und als Bundesminister im Kabinett Kreisky blieb Salcher seiner Linie treu. Als in der Bundesrepublik Deutschland lebende Südtiroler Freiheitskämpfer wohl auf Initiative Italiens behördlichen Schikanen ausgesetzt wurden, intervenierte Salcher brieflich bei den deutschen Behörden und erreichte die Aufhebung der Schikanen”, so Lang weiter.
“Dieser aufrechte Helfer in der Not hat nie Wert auf öffentliches Lob gelegt, sondern still, verlässlich und treu im Hintergrund gewirkt. Heute dürfen wir aber in aller Öffentlichkeit unserer Trauer darüber Ausdruck geben, dass uns ein großer Patriot und treuer Freund Südtirols leider für immer verlassen hat. Ehre seinem Andenken!”, abschließend der Obmann des Südtiroler Heimatbundes.