Tagebuch einer Südtiroler Band auf Europa-Tournee

Mainfelt: Zwischen Laster und Tugend

Montag, 02. April 2018 | 17:25 Uhr

Schlanders/Berlin – Die Vinschger Country-Rock Band Mainfelt hat etwas erreicht, von dem viele andere Südtiroler Bands träumen. Sie hat es aus eigener Kraft über die Landesgrenzen hinaus geschafft, spielt ihre eigene Headliner-Tournee und tritt fast das ganze Jahr über in gut gefüllten Clubs vor begeistertem Tanzpublikum auf. Im Moment gönnen sich die vier sympathischen Jungs – drei Vinschger und ein Bozner – auf ihrer Frühjahrstour durch Europa eine Halbzeitpause.

Auf insgesamt 30 Konzertauftritten, über den gesamten deutschen Sprachraum verteilt, serviert Mainfelt den Liebhabern der melancholischen Rockmusik ihre kürzlich erschienene EP “Vice&Virtue”. Ihren Fans eine neue CD zu präsentieren, das sei immer mit ein wenig Nervenkitzel verbunden, erzählt Schlagzeuger Willy Theil: “Das ist anfangs immer eine Suche. Man weiß nie, wie die neuen Lieder bei den Leuten ankommen werden, weil die CD doch etwas anders klingt, als vielleicht mancher Konzertbesucher von uns gewohnt ist. Das hat sich aber schnell gelegt.”

Eine treue Fangemeinde hat sich die Band über die Jahre hinweg tatsächlich aufgebaut, wovon ihre stets gut besuchten Solokonzerte Zeugnis liefern. Bei ihrem jüngsten Konzert in Memmingen kreuzte plötzlich sogar ein Bus mit 30 Leuten auf, die einen Mainfelt-Banner auspackten und sich zum offiziellen Mainfelt-Fanclub Deutschlands erklärten. “Das ist für uns natürlich eine gewaltige Wertschätzung und Ehre, dass Leute so etwas für uns machen”, schwärmt der Schlagzeuger.

“Man verbringt halt auch enorm viel Zeit mit Busfahren”

Das Leben on tour ist der Band nicht mehr ganz neu, schon seit einiger Zeit ist Mainfelt mittlerweile auf Achse. Da hat sich auch die Erfahrung eingestellt, dass im Drumherum nicht immer alles rosig ist. “Man verbringt halt auch enorm viel Zeit mit Busfahren. Da muss man schon der Mensch dazu sein”, so Theil. Zudem bestehe die Gefahr, zu Hause den Anschluss zu Freunden und Familie zu verlieren. “Da haben wir mittlerweile einen guten Ausgleich gefunden. Wir spielen drei bis vier Tage die Woche, die restliche Zeit sind wir zuhause.” In erster Linie aber mache es natürlich enorm viel Spass – nicht nur auf Tour zu sein, sondern überhaupt Musik zu machen. Von jener Dualität zwischen dem lasterhaften Tourleben auf der einen Seite und dem trauten Alltag als gewissenhafter Freund, Vater, Bürger daheim, davon handelt auch ihr neues Album “Vice&Virtue”.

Endstation “Mainfest” in der Countrystadt Prad am 4. und 5. Mai

Die aktuelle Tournee mündet dann schließlich doch in die Vinschger Heimat. In der Countrystadt in Prad veranstaltet die Band am 4. und 5. Mai ihr erstes eigenes Festival – das Mainfest. “Wir haben im Laufe der Jahre viele tolle Bands kennengelernt und Freundschaften geschlossen, die wir mitsamt unseren Fans zu uns nach Hause einladen möchten. Und die Countrystadt in Prad ist einfach eine megageile Location dafür”, gibt sich Theil motiviert. Angesichts des schleichenden Festivalsterbens in Südtirol interessiere es die Band auch einfach, mal in die Rolle des Event-Veranstalters zu schlüpfen und die damit zusammenhängenden Bedingungen am eigenen Leibe zu erfahren.

Von: mho