"Große und virtuose Jazzkunst"

MeranOjazz hat am Sonntag seine Tore geschlossen

Dienstag, 15. Juli 2025 | 12:20 Uhr

Von: Ivd

Meran – Der Abschluss der 29. Ausgabe der Meraner Jazzwoche war von einigen emotionalen und mitreißenden Momenten geprägt: Der Abend mit Dee Dee Bridgewater am Freitag endete im Kimm-Theater mit einer warmherzigen Standing Ovation. Das Konzert verband Musik und Theatralik auf eindrucksvolle Weise und orientierte sich an großen Vorbildern afroamerikanischer Musik wie Nina Simone, Abbey Lincoln und Ray Charles. Das rein weiblich besetzte Quartett unter der Leitung der US-amerikanischen Sängerin interpretierte mit leidenschaftlicher Energie das Motto des Abends – „We Exist!“ –, das sich gut in einem Liedtext zusammenfassen lässt, den Bridgewater sang und der in den 1960er Jahren durch Nina Simone berühmt wurde: „Und ich wünschte, ich wüsste, wie es sich anfühlt, frei zu sein. Ich wünschte, ich könnte alle Ketten sprengen, die mich zurückhalten. Und ich wünschte, ihr könntet wissen, wie es ist, ich zu sein. Dann würdet ihr zustimmen, dass jeder Mensch frei sein sollte.“

Auch in ihrer Meisterklasse an der Musikschule Meran hinterließ Bridgewater eine starke Botschaft für die Teilnehmer der Academy: „Seid ihr selbst, tut alles dafür, ihr selbst zu sein.“ Ein Appell an alle, die sich durch Jazz oder Musik im Allgemeinen ausdrücken möchten – aber auch eine Lebenshaltung für den Alltag. Und sie hielt ein Plädoyer für mehr Gleichberechtigung – auch in der Jazzmusik. Die empathische Sängerin schaffte es innert kurzer Zeit den vollbesetzten Saal in der Musikschule tief zu berühren. Die bei Meisterklasse und Konzert anwesende Bürgermeisterin Katharina Zeller zeigt sich tief bewegt.

Die weiteren Veranstaltungen im KiMM, wie immer kuratiert von Vincenzo Costa, boten ebenfalls Höhepunkte der Extraklasse: Das italienische Quartett „We4“, geleitet vom Trompeter Fabrizio Bosso, eröffnete das Festival am Dienstag mit modernem Mainstream Jazz, voller Swing und Virtuosität. Bosso eröffnete den Veranstaltungsreigen der Woche außerdem mit einer exzellenten Meisterklasse, die Spuren bei den begeisterten Teilnehmern hinterließ.

Am Mittwoch präsentierte „Sex Mob“ unter der Leitung des Zugtrompeters Steven Bernstein und seinen drei vortrefflichen Mitmusikern ein facettenreiches Konzert mit Stücken aus einem scheinbar unerschöpflichen musikalischen Fundus. In Meran begann das Ensemble mit einer prachtvollen Suite, die auf der Musik zum Fellini-Meisterwerk „Amarcord“ basierte und endete schließlich bei den Rolling Stones mit „Ruby Tuesday“. Ein Stück wurde sogar Meran und dem Adler seines Wappens gewidmet.

Die diesjährigen Kurse der Academy mit 16 Lehrenden, die über 80 Teilnehmende bis hin nach Griechenland und Portugal zu verzeichnen hatte, wurden wie immer durch einen langen und abwechslungsreichen Jam-Session-Abend mit Studierenden und Lehrenden im Hotel Aurora und durch die Abschlusskonzerte der Ensemblegruppen an der Musikschule Meran bereichert. Besonders hervorzuheben waren die Beiträge der Klassen von Roberto Gatto und Franco D’Andrea, dem Leiter der Meraner Akademie, während Mohcine Ramdan authentisch und mit gespielten wie gesungenen Stücken in die Welt der nordafrikanischen Gnawa-Musik einführte, die ähnlich dem Jazz aus einer Migrationserfahrung heraus entstanden ist. Der eigentliche Wert dieser Musikwoche liegt jedoch in der Erfahrung, die alle Teilnehmer, unabhängig vom Niveau, bei ihrem Auftritt vor Publikum machen und die täglich geteilte Vorbereitung darauf.

Stipendien

Zum sonntäglichen zum Abschluss der Akademiearbeit, verliehen die Leiter Franco D’Andrea und Ewald Kontschieder Stipendien an die förderungswürdigsten Teilnehmer:

Musikerin des Jahres: Sophie Höller, 25-jährige Kontrabassistin aus Lana
Stimme des Jahres: Mara Sara Fenza, 27 Jahre, aus Quartu Sant’Elena, Sardinien

Versprechen des Jahres (ex-aequo): Enrico Zollo, 14-jähriger Schlagzeuger aus Mailand, und Luca Leonardi, 18-jähriger Schlagzeuger aus Trient

Teens Corner: Lorenz Alber, 14-jähriger Saxophonist aus Lana, und Elia Mazzocchi, 9-jähriger Schlagzeuger aus Burgstall.

Und nun blickt das Festival, das auf Initiative der Stadt ins Leben gerufen wurde und seit 2022 von der Vereinigung Muspilli organisiert wird, bereits auf die Ausgabe 2026 – die dreißigste!

Bezirk: Burggrafenamt

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