Installation nach 15 Stunden entfernt

Schranke in Dolomitendorf entzündet weitere Debatte um Overtourism

Dienstag, 15. Juli 2025 | 11:04 Uhr

Von: idr

Sankt Ulrich – Wer am Wochenende auf der Hauptstraße von St. Ulrich unterwegs war, könnte sich verwundert die Augen gerieben haben: Eine rot-weiße Schranke mit Säule und Warnschild stand für rund 15 Stunden auffällig nah am Straßenrand. Plant die Gemeinde Sankt Ulrich durch einen Kontrollpunkt zum Zweck der Regulierung von Overtourism?

Gleich vorweg: Nein, die Gemeinde hat keinen allgemeinen Kontrollpunkt an dieser Stelle vorgesehen. Es handelt sich auch um kein Pilotprojekt oder einen Testlauf für eine kommende Maßnahme. Vielmehr handelte es sich um ein bewusst inszeniertes Zeichen gegen den Massentourismus in Südtirol. Die Aktion geht auf die Initiative der Künstler und Aktivisten Aron Demetz, Andreas Mayr Kondrak und Luigi Romanelli zurück. Sie wollten mit dem Projekt einen Impuls setzen.

Nicht als Kunstinstallation, sondern als Denkanstoß wollten die Initiatoren die Aktion verstanden haben. „Wenn alle auf ihrem Privatgrundstück Schranken errichten würden, wäre das Tal eine Katastrophe“, sagt Demetz und verweist damit auf einen wunden Punkt in der Tourismusdebatte: die Regulierung von Massentourismus in Südtirol und den Schaden, der auch für Einheimische dadurch entstünde. Durch ihre Nähe zur Straße war die Aktion jedoch illegal und die Polizei konfiszierte die Aktion nach kurzer Zeit.

Aktionen gegen Overtourism häufen sich

Zuvor hatte die Drehkreuz-Aktion auf der Seceda-Alm die Männer in Sankt Ulrich inspiriert: Grundbesitzer einer Hütte hatten kürzlich eine Zugangsbeschränkung installiert, weil täglich massenhaft Touristen über ihr Grundstück strömten, wenn sie zur Alm marschierten. Schnell wurde die Aktion Zentrum einer hitzigen Kontroverse um übermäßigen Massentourismus. Infolgedessen wurde das Drehkreuz schnell wieder abgedeckt und außer Betrieb genommen.

Diese Unzufriedenheit ist kein neues Phänomen: Auf der Seiser Alm erschienen im Februar in riesigen Lettern die Worte „Too much“ in den Schnee geschrieben. Im vergangenen Jahr waren es Graffitis an den Drei Zinnen mit der Inschrift „Tourists go home“ oder die provisorische Priority Lane für Einheimische an der Rittner Seilbahn, die Vandalen auf den Boden sprühten.

Die symbolische Schranke in Gröden weist gleich auf mehrere Probleme hin: die Probleme des Massentourismus sowie die Folgen für die Umwelt und auf der anderen Seite die Einschränkungen, die für Anwohner entstehen. Bei vielen entnervten Anwohnern sorgen diese symbolischen Aktionen jedoch für ein rasches Gefühl von Genugtuung. Langfristig muss jedoch über andere Lösungen nachgedacht werden.

Bezirk: Salten/Schlern

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