Von: mk
Bozen – Vor 390 Jahren erließ die Tiroler Erzherzogin Claudia de’ Medici die Messeprivilegien. Diese regelten die Abwicklung der Bozner Jahrmärkte, die bereits im Mittelalter über die Landesgrenzen hinaus an Bedeutung gewonnen hatten. Mit den Privilegien entstand auch der Merkantilmagistrat, das Handelsgericht, das heute als Vorläufer der Handelskammer Bozen gilt.
Das Bozner Merkantilmuseum schildert mit Kunstsammlungen und historischen Dokumenten, Gemälden und Einrichtungsgegenständen aus dem 17. und 18. Jahrhundert die wirtschaftliche Geschichte der Stadt Bozen. Im Merkantilgebäude hatte auch der Merkantilmagistrat seinen Sitz. Dieses Recht sprechende Organ war 1635 für die Jahrmärkte in Bozen gegründet worden und gilt als Symbol der goldenen Zeit des Aufstiegs Bozens zur Handelsstadt.
Der kaufmännische Unternehmergeist der Stadt Bozen blickt auf eine lange Geschichte zurück. Die Entwicklung als kleine, aber rege Handelsstadt ist vor allem der vorteilhaften Lage zu verdanken. Im Bozner Talkessel kreuzten sich zwei wichtige Alpenrouten: der Brennerweg und der Weg über den Reschenpass, die auch heute noch den deutschsprachigen Raum mit Italien verbinden. Die Stadt war zudem ein wichtiger Verladeplatz: Hier wurden die Waren, die auf Etschflößen stromaufwärts vom Ufer aus gezogen wurden, auf Lasttiere oder Wagen geladen, um ihre Fahrt nach Norden fortzusetzen.
Damit sich eine Region wirtschaftlich und sozial entwickeln kann, bedarf es eines effizienten Verkehrssystems, das es auch beizubehalten gilt. Dies erforderte auch in den vergangenen Jahrhunderten infrastrukturelle und politische Entscheidungen: Der Merkantilmagistrat finanzierte die Instandhaltung der befahrbaren Wege und regelte die Handelsströme auf der Etsch, um den Durchgang von Personen und Waren zu ermöglichen und so zur Blüte der Bozner Jahrmärkte beizutragen.
Im Merkantilmuseum verbildlichen verschiedene Werke die Bedeutung der Flusswege, die sicherer und schneller waren als die unwegsamen Gebirgsstraßen. Eine Lünette zelebriert Claudia de’ Medici und die wirtschaftliche Geltung des Bozner Handelsplatzes. In der Mitte ist das Wappen der Erzherzogin zu sehen, eine Verbindung des Wappens der Medici aus Florenz mit dem Wappen der Habsburger; darunter sind zwei Männer als Personifikation der schiffbaren Tiroler Flüsse Etsch und Inn abgebildet. Im Spruch in der Kartusche wird die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, die zwei Flüsse mögen Fülle bringen, so wie in der Mythologie die Flüsse Tagus und Pactolus Gold und somit Reichtum bescherten.
„Die Flusswege haben zwar ihre einstige Bedeutung verloren, doch sind der Transit, der Verkehr von Waren und Personen, der Austausch von Ideen und Innovationen auch heute noch wesentliche Schätze für Südtirol. Die Bewältigung neuer Herausforderungen, wie es die Nachhaltigkeit und ein effizientes Transportwesen sind, bringt große Vorteile für die Unternehmen, die Bevölkerung und den Tourismus“, betont Handelskammerpräsident Michl Ebner.
Zum Jubiläum der Privilegien von Claudia de’ Medici und zur Betrachtung des Verkehrs aus einem historischen Blickwinkel heraus findet im Merkantilmuseum die vierte Ausgabe der „Bozner Gespräche zur Regionalgeschichte“ statt, die vom Zentrum für Regionalgeschichte und der Arbeitsgruppe „Geschichte und Region/Storia e regione“ organisiert wird. Die Gespräche laufen am 11. und 12. September 2025 in Bozen und bieten eine Diskussionsplattform zum Thema Mobilität und Region. Der Eintritt ist frei.
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