Von: mk
Bozen – Am kommenden Christophorus-Sonntag am 23. Juli 2023 sammelt missio Bozen-Brixen mit tatkräftiger Unterstützung der Katholischen Männerbewegung in Südtirols Pfarreien Spenden, um Räder, Autos, Motorräder und Rettungswägen für Missionsstationen im globalen Süden zu finanzieren.
Der Legende nach hat der heilige Christophorus das Christuskind und damit die gesamte Last der Welt auf seinen Schultern getragen. Obwohl seine Existenz nicht bewiesen werden kann, ist der beliebte Heilige unter anderem Schutzpatron der Reisenden und der Mobilität. Am kommenden Christophorus-Sonntag (23. Juli 2023) werden in den Südtiroler Pfarreien auf Initiative von missio Bozen-Brixen und der Katholischen Männerbewegung (kmb) bei den Gottesdiensten Spenden gesammelt, Kreuzchen aus dem Holz der Jackfruit von den Philippinen verteilt und Autos gesegnet. Im vergangenen Jahr konnten bei der Christophorus-Aktion landesweit 280.000 Euro gesammelt werden. Mehr als die Hälfte dieser Gelder wurden in afrikanischen Ländern eingesetzt, außerdem in Südamerika, Asien und Osteuropa. Mit den heurigen Einnahmen sollen unter anderem junge Menschen mit Beeinträchtigung in Tansania mit Dreirädern und Rollstühlen ausgestattet werden. Der Pfarrer von Tisens, St. Felix und Unsere Liebe Frau im Walde Tumaini Ngonyani koordiniert in Zusammenarbeit mit missio Bozen-Brixen den Einsatz der Spendengelder aus Südtirol im Süden von Tansania.
Irene Obexer Fortin, die Amtsleiterin von Missio Bozen-Brixen war im vergangenen Jahr mit Tumaini Ngonyani in Tansania und hat dort mehrere Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung kennengelernt: „Kinder mit Behinderung haben es schwer in Tansania“, hat sie beobachtet. Eine Behinderung werde häufig als Strafe Gottes betrachtet. Deshalb versteckten Eltern und Angehörige ihre Kinder oft oder vernachlässigen sie. Um Menschen mit Beeinträchtigung aus ihrer Isolation herauszuführen, hat missio Bozen-Brixen in Tansania ein neues Projekt gestartet: Mit Hilfe des Landes Südtirol und der Aktion Sternsingen der Katholischen Jungschar Südtirol wird im Süden des Landes in Msindo in der Nähe der Stadt Songea eine Werkstatt gebaut, um Rollstühle und Dreiräder für Menschen aus der Umgebung und weiter entfernten Orten Tansanias herzustellen. Fast jeder vierte Haushalt in Tansania ist arm. Trotz der reichen Bodenschätze, Naturschönheiten, vielfältigen Früchte und Gemüsesorten leben rund 14 der 63 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze. Sie müssen im Durchschnitt mit 70 Cent am Tag auskommen. Vier von zehn Kindern sind mangelernährt. Besonders schwer haben es Familien mit Kindern mit Beeinträchtigung.
Im vergangenen Jahr wurden mit der Christophorus-Aktion weltweit 48 Fahrzeuge angekauft. Dank der diesjährigen Aktion soll unter anderem die Einrichtung einer Werkstatt im Süden von Tansania finanziert werden, in der maßgeschneiderte Dreiräder und Rollstühle für Menschen mit Beeinträchtigung hergestellt werden. Zudem sollen tansanische Mechaniker in der Nähe von Kufstein weiterführend ausgebildet werden. Dazu gehört auch Safari, der künftige Werkstattleiter. Der junge Mann ist zur Ausbildung nach Dar es Salaam gegangen. Als er zurückkam, hat er mit Unterstützung der tansanischen Stiftung RIFO eine Werkstatt eröffnet und baut dort Rollstühle und Dreiräder.
17 engagierte Frauen und Männer rund um Tumaini Ngonyani haben die Stiftung RIFO, die „Ruvuma Initiative Step Foundation“ vor vielen Jahren gegründet. Anfang der Nuller-Jahre haben sie mit einem kleinen Budget einen Kindergarten gebaut, im Jahr 2012 eine Primary School, 2022 eine Krankenstation und jetzt die Werkstatt, um Menschen mit Beeinträchtigung eine Zukunft zu ermöglichen. 20 Menschen aus verschiedenen Dörfern des gesamten Bezirks haben inzwischen ein Dreirad aus Safaris Werkstatt bekommen und zwei einen Rollstuhl. Aus verschiedenen Städten Tansanias sind Anfragen für weitere Dreiräder eingegangen. Sie sollen Menschen mit Beeinträchtigung Bewegungsfreiheit ermöglichen. Safari wird in der künftigen Werkstatt in Msindo auch junge Menschen ausbilden. Sie können einen Beruf lernen und irgendwann sich und ihre Familien ernähren.
Die Südtirolerin Claudia Schuler, selbst querschnittgelähmt und Italienmeisterin im Handbikefahren, unterstützt die heurige Christophorus-Aktion und das Projekt in Tansania. Sie hat Alois Praschberger in Niederndorf bei Kufstein ins Spiel gebracht, der auch querschnittgelähmt ist. In seinem Betrieb hat sie ihre bisherigen Handbikes gekauft. Und dort wird Safari gemeinsam mit einem Mitarbeiter ein Praktikum machen und sich weiteres Wissen aneignen, um die Dreiräder seiner Werkstatt zu entwickeln und noch besser an die Bedürfnisse der Menschen anzupassen. Missio Bozen-Brixen hat zudem ein Beispielrad nach Südtirol gebracht. Oberschüler:innen der technischen Fachoberschule TFO in Bozen haben das Radmodell geprüft, Verbesserungen angeregt und einen Prototypen gebaut. Dazu gibt es derzeit Überlegungen, ob und wie Maschinen für die Werkstatt aus Südtirol nach Tansania gebracht werden können. Auch Techniker aus Südtirol werden nach Msindo fahren, um bei der Einrichtung der Werkstätte behilflich zu sein. Neben der Werkstätte wird ein Schulungsraum eingerichtet, wo weitere Berufsausbildungen möglich sind. Die Fundamente der Werkstätte stehen bereits. In zwei Monaten wird mit der Einrichtung begonnen.
Spenden werden am Christophorus-Sonntag in allen Pfarreien Südtirols entgegengenommen. Sie können auch auf das Konto des Bischöflichen Ordinariates unter dem Kennwort Christophorus-Aktion eingezahlt werden: IBAN IT56 T034 9311 6000 0030 0202 908.
Wer Spenden steuerlich absetzen möchte, ist gebeten, auf folgendes Konto der Südtiroler Sparkasse zu überweisen: Missionskomitee Bozen, Domplatz 2 IBAN: IT73 R060 4511 6010 0000 5005 630 (mit dem Vermerk Christophorusaktion samt Adresse und Steuernummer).
Im vergangenen Jahr 2022 wurden bei der Christophorus-Aktion 282.191,81 Euro gesammelt. Damit konnten zwölf Autos, neun Motorräder, fünf Kleinbusse für Schüler- und Kindertransporte, ein Rettungswagen, 20 Fahrräder angeschafft, Autos repariert und die in Ecuador und auf den Philippinen angefertigten Kreuzchen bezahlt werden.