Von: apa
Ein Wummern, ein Flüstern, flackerndes Licht und fremde Gerüche: Betritt man die Ausstellung “Light Sound Senses” in der Heidi Horten Collection, wird der so oft strapazierte Begriff der “immersiven Kunst” tatsächlich fühlbar. Nach zwei Jahren, in denen das neue Museum vor allem die Bandbreite der Sammlung in den Fokus rückte, setzt man nun in zwei Stockwerken auf die erste Schwerpunkt-Sonderschau.
Während im Erdgeschoß die jüngst eröffnete Dauerausstellung durch die jüngere Kunstgeschichte von der Wiener Moderne bis zur Pop Art führt, setzt man in “Light Sound Senses” auf die von Heidi Horten gesammelte Licht-, Klang- und Geruchskunst, wobei die insgesamt 32 künstlerischen Positionen auch durch Leihgaben – etwa von der Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Collection – ergänzt werden. Das Spektrum reicht dabei von Lichtkunst-Pionieren wie Dan Flavin oder Brigitte Kowanz bis zu ganz jungen Positionen, die teils als Auftragsarbeit für die bis zum 23. März laufende Schau entstanden sind.
So fertigte der deutsche Künstler und Musiker Carsten Nicolai etwa eine eigene Klang-Licht-Installation, die nicht nur die Helligkeit der Deckenbeleuchtung bedrohlich an Intensität variieren lässt, sondern verbindet das Lichtspiel mit Klängen, die aus einem großformatig im Museum verbauten Schallelement dringen. In seiner Installation “bausatz ∞” präsentiert er vier auf einem Tisch verbaute Plattenspieler, die von den Besuchern selbst in Betrieb genommen werden können, um die auf die eigens angefertigten Platten gepressten Geräusche und Klänge selbst zu mixen.
Das Flackern einer Glühbirne, das mit der einen poetischen Monolog haltenden Stimme korreliert, präsentiert der US-Künstler Tony Oursler mit “Talking Light”, mit seiner Ton-Raum-Skulptur “Serpentinata” setzt der Österreicher Bernhard Leitner auf 48 Tonquellen, die er in die sich durch den Raum schlängelnden Kunststoffschläuche schickt und so eine eigenwillige Komposition zu Gehör bringt. Eine Kombination aus Geruch und Licht ist Helga Griffiths “Migratory Sense”. Die deutsche Künstlerin, die mit dem syrischen Flüchtling Muhammad Aszizi und dem Parfümeur Karl-Heinz Bork zusammenarbeitete, erweckt die Düfte Syriens zum Leben, die durch Riechen an einer perforierten und Licht an die Wände werfende Metallkugel erschnuppert werden können.
Für die Ausstellung wurden die sonst leeren Ausstellungsebenen mit neuen Displays versehen, durch die ein Rundgang durch die Gassen eines Dorfes entsteht, in dessen Häusern man die jeweiligen Kunstwerke betrachten – bzw. hören oder riechen – kann. “Die Lichtarbeiten der Sammlung bieten den Ausgangspunkt, um neue Dialoge zu schaffen und die Kunst über verschiedene Sinne erfahrbar zu machen”, freute sich Direktorin Agnes Husslein-Arco bei der Presseführung.
Dabei bergen einige der gezeigten Werke Geheimnisse: Olafur Eliassons “Your Uncertain Shadow” funktioniert überhaupt nur, wenn die Besucher sich zwischen die bunten Scheinwerfer und die Wand stellen, um aus dem weißen Licht bunte Schatten zu erzeugen. Und Brigitte Kowanz’ “b” erscheint nur im richtigen Licht, wenn es der Besucher mit einer Handy-Taschenlampe beleuchtet. So wird die Schau zu einem Entdeckungsparcours, in der sich manche Werke selbst erarbeitet werden müssen.
(S E R V I C E – Ausstellung “Light Sound Senses” in der Heidi Horten Collection, 20. September bis 23. März 2025. https://hortencollection.com/)
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