Abschlussausstellung des „Museum as Toolbox“

Museion präsentiert Idioma

Mittwoch, 08. März 2017 | 19:12 Uhr

Bozen – Aus jungen Leute mit ihren Ideen und ihren Visionen Protagonisten machen: Mit dieser Vorstellung hat das Museion sich im Jahr 2015 zusammen mit den Museen für zeitgenössische Kunst in Zagreb (Kroatien), Tallinn (Estland), Graz (Österreich) und Łódź (Polen) an dem europäischen Projekt „Translocal: Museum as Toolbox“ beteiligt. Am Donnerstag, den 9. März, findet die abschließende Etappe dieser Erfahrung ihren Auftakt: die Ausstellung Idioma. Die im Untergeschoss des Museion präsentierte Schau zeigt die Arbeiten der Künstlerinnen und Künstler, die im Rahmen von europäischen Künstlerresidenzprogrammen an diesem Projekt beteiligt waren – Luigi Coppola, Aldo Giannotti, NGO Lasnaidee, Oaza Collective, Marcin Polak – im Dialog mit Installationen, Videoarbeiten, Collagen und Gemälden aus der Sammlung des Museion – von Alighiero Boetti bis zu Stefano Cagol, von Roberto Bosisio bis zu Kimsooja.

In Bozen waren im April 2016 der polnische Künstler Marcin Polak und die Kuratorin Ewelina Chmielewska zu Gast, die mit einer Gruppe von jungen, sowohl einheimischen als auch eingewanderten Männern und Frauen zusammengearbeitet haben. Bei diesem Abenteuer wurden sie zusammen mit der Koordinatorin Roberta Pedrini von verschiedenen Mitarbeiterinnen des Museion begleitet – von der Assistenzkuratorin Frida Carazzato über die Verantwortliche für den Bereich Besucherservice und Bildungsprojekte, Brita Köhler, bis hin zur Verantwortlichen für Marketing, Sarah Greenwood.

Idioma wurde von den jungen Teilnehmern konzipiert und kommuniziert, und dies schon beginnend beim Titel. Mit der Wahl des Begriffs Idioma, deutsch Idiom, soll auf die Sprache einer Nation angespielt werden, aber auch auf eine besondere Redeweise oder einen Dialekt – also auf die Kommunikation, welche die Teilnehmer an Museion as Toolbox als das Teilen von Zeit und Raum verstehen, um verschiedene Realitäten und Innenwelten kennenzulernen.

So beschreiben ebendiese Jugendlichen den Ausstellungsrundgang folgendermaßen: „Idioma erzählt von unserer Vorstellung vom Museum, von einem Ort, wo wir eine Erfahrung von Standpunkten kommunizieren, über die von uns verwendete Sprache reflektieren und durch die Kunst deren vielfältige Natur entdecken können. Unsere Ausstellung beginnt mit einer Reihe von Zeitungsartikeln, die der Künstler Marcin Polak während seines Aufenthaltes im Museion zusammengetragen und zu der Collage Pagine von Nanni Balestrini aus der Sammlung des Museion in Beziehung gesetzt hat. Einerseits präsentieren wir folglich die Kommunikation der Massenmedien, die gezielte Botschaften übermitteln (in unserem Fall zum Thema Migration) und andererseits die Dekonstruktion dieser Botschaften, die der Künstler in den 1960er Jahren realisierte. Die gleiche Aktion wird auch von dem Konzeptkünstler Joseph Kosuth mit dem Werk Meaning vorgeschlagen, das wie in einem Spiegelspiel die Bedeutung des Wortes „Bedeutung“ hinterfragt.

Die Kommunikation als Partizipation und Öffnung nach außen findet sich in dem Werk „Voci al Cubo“ von Marina Fulgeri in der Sammlung Museion – bei dessen Entstehung die Künstlerin die Bewohner des Stadtviertels Don Bosco miteinbezogen hat – sowie in den Plakaten von Aldo Giannotti, der dazu auffordert, an öffentlichen und privaten Plätzen Botschaften zu verbreiten und dabei die für das Museum charakteristischen grafischen Schriftzeichen zu verwenden.

Im Rahmen von Toolbox haben wir erlebt, wie viele Sprachen und Kulturen untereinander in Konversation getreten sind: Das Museum wurde so zum Spiegel dessen, was im weiteren städtischen und gesellschaftlichen Umfeld geschieht. In der visuellen Poesie Carlo Bellonis, von dem die Grafiken achtung / un sorriso aus dem Jahr 1944 und Città, case, piazze, fontane, giardini, un emigrante von 1975/76 zu sehen sind, werden die Worte zu Bildern und führen die Migrations- und Grenzthematik ein, der sich Marcin Polak und Stefano Cagol in ihren Videoarbeiten und Luca Vitone mit seiner Skulptur Eppur si muove annehmen. Als Verweis auf unsere Gesellschaft, die immer vielschichtiger und immer stärker in Bewegung ist, kann man auch die Stoffskulpturen von Kimsooja verstehen, regelrechte Reisebündel, die eine gewisse Übereinstimmung mit Alighiero Boettis Wandteppich aufweisen.

Auch das Spiel öffnet sich der Kommunikation, die als Partizipation, als Mitwirkung verstanden wird. Bei den Karten von Gianni-Emilio Simonetti (Partita between Noise & Silence, 2013) und dem Würfel von Robert Filliou (ein un one, 1986) existieren keine Regeln, diese müssen von Mal zu Mal gemeinschaftlich festgelegt werden. Durch die von NGO Lasnaidee ausgearbeiteten und von der jungen Designerin Erika Baffico für Idiom realisierten Vorschläge kann das Spiel den Raum des Museums – sowohl den Innen- wie auch den Außenraum – und seine Inhalte unserem Alltag annähern.

Die transitorische Identität und die non-verbale Kommunikation, das heißt die Körpersprache, sind die Themen der Fotografien von Luigi Coppolas Performance, die im Kumu Art Museum in Tallinn stattgefunden hat, sowie des Tisches der Designerin Kerstin Inga Meyer, der unter Beachtung der Positionen, die der Körper während einer Unterhaltung einnimmt, ausgeführt wurde. Auf dem Tisch positioniert ist die virtuelle Plattform Forum for Future Museum, ein Projekt von Oaza Collective, wo die Besucher angehalten sind zu definieren, wie sie sich das Museum für zeitgenössische Kunst der Zukunft vorstellen.

Währen der gesamten Ausstellungsdauer sind die jugendlichen Projektteilnehmer in die Vermittlung und in den Aufsichtsdienst eingebunden. Die jungen Leute haben auch ein Begleitprogramm für die Besucher zusammengestellt: Nach Abschluss des Ausstellungsrundgangs, kann man sich auf den Außenbänken vor dem Museum mit Gesellschaftsspielen unterhalten (bitte wenden Sie sich an die Jugendlichen, die Aufsicht haben). Das Toolbox-Team bietet allen Gästen von Museion Passage spontan die Möglichkeit zu einem gemeinsamen Besuch der Ausstellung. Im Rahmen des Projekts #beARTiFUL lädt der Künstler Aldo Giannotti in Zusammenarbeit mit Vintola18 Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren zu einem Kommunikations-Workshop ein (24.3.–26.3.2017, Anmeldung unter: beartiful.bz@gmail.com).

In der Ausstellung vertretene Künstlerinnen und Künstler aus den europäischen Künstlerresidenzprogrammen: Luigi Coppola, Aldo Giannotti, NGO Lasnaidee, Oaza Collective, Marcin Polak.

In der Ausstellung vertretene Künstlerinnen und Künstler aus der Sammlung des Museion: Nanni Balestrini, Carlo Belloli, Alighiero Boetti, Robert Bosisio, Stefano Cagol, Robert Filliou, Marina Fulgeri, Kimsooja, Kerstin Inga Meyer, Gianni-Emilio Simonetti, Luca Vitone.

Für die Realisation, Vermittlung und Kommunikation der Ausstellung Idioma verantwortlich sind:
Bari Abdullay, Issaga Ba, Erika Baffico, Fabio Bonaldo, Giulia Calò, Virna Casagrande, Chiara Comberlato, Saikou Diagne, Halie Jobe, Alessia Mucci, Eleonora Mucci, Matteo Soffiati, Veronica Tonidandel, Santiago Torresagasti.

An dem europäischen Projekt Museum as Toolbox haben teilgenommen: Museion, Bozen/Bolzano (IT), Kumu Art Museum, Tallinn (EE), Kunsthaus Graz (A), MSU Zagreb (HR), Muzeum Sztuki Łódź (PL).

Zum Abschluss des Projekts wurde ein Katalog in englischer Sprache herausgegeben, der in der Ausstellung zur Verfügung steht.

Info
Idioma – Museum as Toolbox
Eröffnung: Donnerstag, 9.3.2017, 19.30 Uhr
Mit Jam Session & Street Food
Ausstellungsdauer: 10.3.–9.4.2017. Eintritt frei.
Öffnungszeiten: Di–So 10.00–18.00 Uhr.
Do 10.00–22.00 Uhr. Mo geschlossen.
Museion, Piazza Piero Siena 1
I – 39100 Bozen

Begleitprogramm
“Follow me!”: Das Toolbox-Team bietet allen Gästen von Museion Passage spontan die Möglichkeit zu einem gemeinsamen Besuch der Ausstellung Idioma.

“Let’s play!”: Nach Abschluss des Ausstellungsrundgangs, kann man sich auf den Außenbänken vor dem Museum mit Gesellschaftsspielen unterhalten. Bitte wenden Sie sich an das Aufsichtspersonal von Toolbox.

24.–26.3.2017 Im Rahmen des Projekts #beARTiFUL Workshop mit dem Künstler Aldo Giannotti für Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren. Anmeldungen unter: beartiful.bz@gmail.com.

Von: mk

Bezirk: Bozen